überschreitet bei Han Kompanija — so nach dem Konsortium Sarajevver Kaufleute benannt, die in türkischer Zeit den Verkehr über die Vjetrenica leiteten — die Lasva, sowie die längs derselben nach Travnik führende Flügelbahn und Straße, und läuft dann geradeaus in einer an vielen Stellen gut cultivirten Mittelgebirgslandschaft über den Flecken Busovaca und das Bad Kiseljak nach Sarajevo. Die Bahn aber bleibt der Bosna getreu, was ihr mit dem Anblicke einer ganz eigenartigen Scenerie gelohnt wird. Gegenüber den schiefrigen senkrechten Wänden des linken Users, an das sich das Geleise schmiegt, zeigt das rechte Ufer ein sonderbares Ergebniß des Jahrtausende langen Spieles der Wasserfluten mit dem Mergel und Sandstein. Bald ist dieses Gestein wie durchsägt, bald gestaltet es sich zwischen dem Buschwerk zu Thürmen und Spitzsäulen, Mauern und Wällen, zu Riesenpilzen, auf deren dünnem Strunk eine gewaltige Platte schwebt, zu amphitheatralischeu Auswaschungen und anderen bizarren Gebilden. Die Felsschichtungen setzen sich auch in dem Flußbette fort, und über treppenartig gelagerte Steinplatten stürmt das Wasser in schäumenden Cascaden. Stellenweise schießt es in tiefen Rinnen, die es sich in die felsige Sohle gegraben, dahin. Diese Kraft wird dann stets für die kleinen, bosnischen Löffelradmühlen ausgenützt, die sich in dem Busch der schmalen Uferränder verbergen, und von denen steile Pfade an den Felsen und Grashalden hinauf in die Gebirge führen. Die bedeutende Hitze zwischen diesen felsigen Hängen erzeugt eine ganz eigenartige Thier- und Pflanzen welt, vor allem ungemein viel Schlangen, als deren Begleiter auch der Schlangenadler hier horstet. Die Verengungen machten an der Einmündung der Lasva große Felssprengungen nöthig, um für das hier in völliger Einsamkeit liegende Stationsgebäude Raum zu schaffen, und die Einleitung des Geleises in das gleichfalls schmale Waldthal der Lasva zu ermöglichen. Auch weiterhin mußte die Bahn manche Schwierigkeit überwinden. Kurze, stille Wald- und Felsenthäler zerschneiden häufig die Uferberge. Tie ganze Gegend macht den Eindruck eines wohlgepflegten Gartens, wird von der Frühlings- svnne bald wachgeküßt und behält bis spät in den Herbst ihre Frische. Klar und in ziemlicher Breite fließt die Bosna zwischen schönen, hohen Uferrändern. Wir sind schon tief in der Zupa Vrhbosna, dem Herzen des Landes. Alles ist vornehm still, wie ein Privatbesitz. Die rebenumsponnenen Stativnshäuser gleichen kleinen Villen, und das bunte Volk davor ist gelassen und ruhig, gar nicht wie die Eisenbahn-Passagiere anderwärts. Die Bahn ist ja auch anders. Die früher so viel belächelte Schmalspur hat nunmehr für- alle Länder, die seitab vom großen Zuge des Weltverkehres liegen, Schule gemacht. Millionen an Bau- und Erhaltungskostcn, die anderen Cnlturwerken gewidmet werden konnten, wurden durch sie dem Lande erspart. Und welcher Reisende fühlte sich nicht