langgedehnte Rnfe der Hirten auf den Hochplateaux über die Klamm hinweg. Fast ununter brochen in der Horizontalen ruht auf Steindämmen die Fahrbahn, beschattet vom Geäste alter Buchen, die jedes Plätzchen ausfindig machen, um in dem feuchten Gebiete zwischen dem Gestein Wurzel zu fassen. Lugen auf den Höhen Fichten und Tannen hervor, so zeigt sich auf den niedrigen Terrainabsätzen die zähe Eiche, und noch tiefer, bis hinab zu dem Vrbas, bekränzt das helle, zarte Laub der Buche das finstere Gestein und umsüumt fast ununterbrochen die Fahrstraße. Abermals tritt die Straße unvermittelt hinaus in die lichtdurchflutete Au von Aginoselo, in welche aus dem Hintergründe die dunkel- bewaldete Cemernica hereinblickt. Über die Hänge der Manjaca schleift man hier Weichsel holz herunter, das dann durch das „Tjesno" geflößt wird. Vor den gefährlichen Stellen springen die Schiffer ans Land und machten ehedem oft weite Umwege über das Gebirge, um unterhalb des „Tjesno" an den flachen Ufern das Holz aufzufangen. Aus zerstreuten Hütten steigt Rauch auf in die klare Gebirgsluft. Und zum dritten Male wiederholt sich das Schauspiel. Von dem Steinwall vor uns löst sich ein kühn profilirtes Massiv ab, das von den Ruinen einer Burg gekrönt, hoch in das Blau hineinragt: Bocac, die vollendetste Thalsperre. Neben den verhältnißmäßig noch ziemlich gut erhaltenen Thürmcn und Mauern erhebt sich auf dem Bergrücken auch eine Moschee, deren weißgetünchte Mauern weithin schimmern. Bald ist das kleine, moham medanische Dörfchen Bocac, das zwischen duftenden Nußhainen die Gelände herabsteigt, erreicht. Nun bemerkt man aber auch links neben der Straße, gleichfalls unter einer Gruppe alter Nußbäume die aufgedeckten Fundamente einer altchristlichen Basilika, welche wohl jenen zur Andacht gedient haben mag, die dereinst dort oben in dem schlosse gehaust, und von deren Existenz nun jede Spur ausgelöscht ist. Weiter sind viele Einzelnheiten von wilder Schönheit, wie sie der ganzen Strecke eigen ist. Die übereinander gehäuften Steintrümmer erinnern daran, daß auch die Berge alt werden, verwittern und dann thalabwärts stürzen, lind dann wirbelt das Wasser um sie herum, hüpft in Cascaden über sie hinweg. Bald erheben sich langgestreckte, weiße, gezähnte Kalkwände, auf denen die schwarze Balkanföhre thront, bald Lehnen mit weichem, sammtartigem Grün überwachsen; bald ist der reiche Pflanzen- und Baumwuchs mit Steingeröll und Erdlawinen überschüttet. Ihren grünen Schmuck abstreifend, richten sich die Lehnen nochmals auf. Und plötzlich ist man abermals in einem Engpässe — dem dritten Defile pittoresk, wie die früheren. Zwischen den glatten grauen Wänden liegt hier im kahlen Bette der glasige Vrbas, dessen durchsichtige Helle nur hie und da eine weiße Schaumwolke trübt. Gehorsam legt er sich enge um die Windungen der Wände. Jetzt leuchten die „Bijele-Stijene" („Weiße Wände") auf. Die Straße umklammert sie auf einer Felsenböschnng; doch nun