Literatur. ie großen politischen Umwälzungen der drei letzten Decennien haben den südslavischen Völkern vielfache Errungenschaften und Erleichterungen gebracht; dabei wurde auch die Aufmerksamkeit des Auslandes auf diese wenig durchforschten Länder gelenkt. Denn was bis dahin über dieselben geschrieben worden war, streifte zumeist nur Äußerlichkeiten, wie sie sich in der wildromantischen Natur dieser Länder, in Sitte und Tracht von deren Bewohnern knndgeben. In die Seele derselben konnten auch die wohlgesinntesten Schriftsteller nur selten dringen, weil sie deren Sprache gar nicht oder nur mangelhaft verstanden. Und doch möchte die gebildete Welt erfahren, welche lebendigen Kräfte dem Selbst erhaltungstriebe dieser Volksstämme Energie und Ansdauer verliehen, welche Hoffnungen sie auch in den schwersten Heimsuchungen nie an einer menschenwürdigen Zukunft ver zweifeln ließen. Ihre unleugbaren Erfolge haben längst die Vermuthung wachgernfen, daß hinter dieser wilden, durch keine Niederlage gebrochenen Tapferkeit bedeutende Cnltnransätze vorhanden seien. Was aber für die Südslaven im Allgemeinen, gilt in einem noch höheren Maße für die am spätesten befreiten Schwesterländer Bosnien und Hercegovina. Leider wurde und wird unter allen Zweigen der geistigen Thätigkeit des bosnisch-hercegovinischen Volkes gerade die Literatur am seltensten berührt, so daß sich un Auslande fast allgemein dav Vorurtheil befestigt hat, daß dieses Gebiet in den beiden Ländern noch vollständig brach liege. Weichen doch sogar die stamm- und sprachverwandten Nachbarn diesem Thema mehr als billig aus. Wer ihm jedoch mit Lust und Liebe nähertritt, entdeckt zu seiner angenehmen Überraschung, daß in diesem schlichten, vielgeprüften und oft verkannten Volke die Quelle