Jagd und Ascherei. Jagd. — Bildliche Darstellungen auf vielen Bogumilensteinen geben Zeugnis davon, daß die Jagd in Bosnien und der Hercegovina während des Mittelalters eine Blütezeit hatte, in welcher die Wälder den edlen Hirsch beherbergten. Noch jetzt werden im ganzen Lande „capitale" Hirschstangen und Reste solcher gefunden. Ob die Jagd einst waidinännisch ausgeübt wurde, darüber fehlt jede Kunde. Bekannt ist nur, daß zur Zeit der Besitzergreifung dieser Länder durch Österreich-Ungarn jedermann nützliches Wild erlegen durfte, keine Schonzeit eingehalten und das Raubzeug mit wenig Nachdruck verfolgt wurde. Kein Wunder, daß unter solchen Verhältnissen der nützliche Wildstand stark gefährdet war. Infolgedessen ergriff die Landesverwaltung schon im Jahre 1880 und dann im Jahre 1893 Maßnahmen um die im allgemein-wirthschaftlichen Interesse begründete Erhaltung des nützlichen Wildes sicher zu stellen. Im Jahre 1893 folgte ein förmliches Jagdgesetz, worin der Charakter der Jagdgerechtigkeit, entsprechend den bestehenden Rechts verhältnissen betreff des Grundes und Bodens in Bosnien und der Hercegovina, als Regal präcisirt und die Ausübung der Jagd an die Erwerbung einer Licenz gebunden wurde. Zu den wichtigsten Bestimmungen des Jagdgesetzes gehört jene, wonach die Landesverwaltung im Interesse der Hebung der Nutzwildbahn ermächtigt ist, reservirte Jagdgebiete zu schaffen. Auf Grund dieser Bestimmung hat die Landesverwaltung bisher in verschiedenen Theilen des Landes zum Zwecke der Hebung des Gems-, Reh-, Auer- und Birkwild- Standes sechs Gebirgscomplexe, wovon sich zwei in der Hercegovina und vier in Bosnien befinden, im Gesammtflächenmaße von 250.000 Hektar in Hege gelegt und betreibt darin die Standesregelung vorläufig in eigener Regie. In diesen Schoncomplexen wird, selbstverständlich nur in bescheidenem Maße, auch der Bär und das Wild schwein geduldet. Über das Vorkommender Wildarten in diesen Ländern ist Folgendes zu berichten: Die Gemse, welche eine ihrer Schwester in den Karpathen ähnliche Behaarung hat, findet sich außerhalb der staatlichen Wildbanngebiete in ansehnlicheren Beständen auch noch im Gebiete der Treskavica-, Visocica-, Velez-, Crvanj-, Kamesnica- und Todor Planina, außerdem im Ugar- und Drinathale. Das vom Jäger gerne gesehene Schwarzwild kommt im Lande noch in vollständig ursprünglicher Wildheit vor; besonders zahlreich „steckt" es in den Waldungen längs der serbischen Grenze, dann in jenen der Bezirke Zepce und Zenica. Das Reh ist meist „brav" im „Wildpret" und durch „capitale" Gehörne ausgezeichnet. Der Hase kommt zwar im ganzen Lande, doch überall nur mäßig zum Abschüsse; in der Hercegovina sind die Hasen auffallend kleiner als in Bosnien, was offenbar in der Armut der „Äsung" in jenem Lande begründet ist.