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verteidigten Grenzfestungen. Die Verteidigung der Türken verdient umso größeres
Lob, als die christliche Bevölkerung mit dem Feinde sympathisirte und auch unter der
mohammedanischen Bevölkerung keine Eintracht herrschte. Nur die Begeisterung der
bosnischen Notabeln setzte sich für den Sultan ein. Das ist auch ein bedeutsames Moment
für die Beurteilung der weiteren Entwicklung des Landes. In mehr als einem Ferman der
Sultane steht geschrieben und wird beinahe stereotyp wiederholt: „Bosnien ist die größte
und bedeutendste meiner kaiserlichen Provinzen. Die Bevölkerung hat sich vom Vater auf
Burgruine Sokolac bei Bihac.
den Sohn stets durch religiöse Festigkeit, durch treue Anhänglichkeit und Tapferkeit im
heiligen Kriege ausgezeichnet; sie soll daher meinen übrigen treuen Unterthanen immer
vvrgezogen werden."
Solche Anerkennung des Sultans war besonders in diesem Kriege wohl verdient.
Und daß der Friede von Sistov nach Josefs II. Tode (1791) durch die Aufrechterhaltung
des Status c;uo gegenüber Österreich für die Türkei einen Sieg bedeutete, ist in erster
Linie der Haltung Bosniens und der Hereegovina zuzuschreibcn, welche unter den
mißlichsten Verhältnissen standgehalten. Doch dieser Krieg hat die Gührung in dem
verschiedenen Volkselemente Bosniens und der Hereegovina nur zum zeitweiligen Still
stände gebracht; und nach dem Kriege beginnt jene Bewegung, die zur Losreißung.