283 Sprache abgefaßt. Bei der Besprechung des Theaters wird übrigens auf dieselben zurück- zukommen sein. Der Einfluß, welchen das Auftreten unserer großen Geistesheroen ans die öster reichische Literatur überhaupt ausgeübt, machte sich in dem letzten Drittel des XVIII. Jahr hunderts auch in Steiermark geltend, Lessings Dramaturgie und Laokoon hatten begonnen den Geschmack zu bilden, Klopstocks Messias war mit Begeisterung ausgenommen worden. Trotz der herrschenden Censurverhältnisse und des häufigen Büchereinfuhrverbotes wurden die bahnbrechenden Schriften dieser Männer, wie die Werke Herders, Wielands und die ersten Schriften Goethes bald bis in den äußersten Süden von Österreich bekannt. Alan fühlte auch in der steirischen Mark rasch die Bedeutung, welche der kräftige Zug, der in diesen Geisteswerken herrschte, für das literarische und poetische Leben hatte, und es fanden sich bald Nachahmer, welche jene Bahnen betraten, auf die im deutschen Norden hingewiesen wurde und denen sich schon die Wiener Dichter zuzuwenden begannen. Im Jahre 1775 machte man sich über Gottsched in einem Wochenblatte, das zu Graz erschien, lustig und es ist bezeichnend, daß dem einst so Allmächtigen ein Spottgedicht: „Deutschlands Ikarus" gewidmet wurde, das mit der Strophe begann: Es war vor Zeit ein Dichterlein, Sein Hirn und Witz war wohl sehr klein, Herr Gottsched war sein Name, Sein Pegasus war lahme. Gellerts hausbackene, aber sorgfältig durchgeführte und durchaus nicht Witz- und anmuthslose Fabeln fanden besonders zahlreiche Leser. Einen directen Einfluß hatten dieselben auf die Grazer Dichterin Hedwig Louise de Pernet geborne Kemmeter, von der im Jahre 1780 ein „Versuch in Fabeln und Erzählungen nebst einem komischen Trauer spiel in Versen" zu Graz erschien. Wenn auch in dem Buche manche gebrauchte Motive Vorkommen, so zeugt es doch von poetischem Streben; ein „Sinngedicht auf den Tod Gellerts" weist ans die Verehrung, welche die Verfasserin dem Leipziger Dichter zollte. Das „komische Trauerspiel": „Selina" ist allerdings ein ganz unbedeutendes Zerrbild. Aber nicht lange darnach beginnt sich regeres literarisches und poetisches Leben in Steier mark zu entfalten, verschiedene periodische Blätter, wie die 1785 begründete „Grützer Zeitung" mit dem literarisch-belletristischen „Sonnabends-Anhange", das „Wochenblatt für die innerösterreichischen Staaten" 1775, die „Zeitung für Damen" 1792, das „Grazer literarisch-ökonomische Wochenblatt" und andere ähnliche Zeitschriften enthalten schon belletristische und poetische Beitrüge aus heimischen Federn. Daß bereits eine Zahl poetischer Talente im Lande ausgetreten war, zeigte der im Jahre 1789 zu Graz erschienene Musenalmanach: „Früchte vaterländischer Musen", dem 1790 ein zweites Bändchen nachfvlgte. Hier angelangt müssen wir den Herausgeber des erwähnten Almanachs ins Auge fassen, es war dies Johann Ritter von Kalchberg, der hervorragendste Dichter