25 den Palas die letzte Hochburg eines sivaitisch umgeformten Buddhismus mit einem zahllosen Pantheon, verfeinerte die späte Gupfa-Architektur und -Skulptur in hochverzierfe Ikone, die unter den Sena-Königen auch für die Hindu-Götter verwendet wurden. Im Herzen Nordindiens aber entwickelte sich unter den Pratihara- Kaisern und ihren Rajput-Vasallen die Tempelkathedrale ge waltig und reich wie ein gotischer Dom, auf einer hohen Platt form über Treppen, Vorhallen, Tanz- und Kulthallen zu der Wolkenkratzerspitze des Allerheiligsten hochsfeigend, nach einem sorgfältig ausgearbeiteten Plan über und über mit Bild werken überzogen. Dazu wurden alle Formen der Gupta-Kunst in etwa derselben Weise umgewandelt wie die römischen in der romanischen Kunst. Die Bildwerke, erst ungelenk, wurden im 9. Jahrhundert von einer erdigen Fülle, im 10. und 11. schlank und modisch-elegant, schlief}lich ein gekünsteltes Filigranwerk von Ornamenten. Die tiefe religiöse Gesinnung wich bald einer sinnlichen Weltlichkeit und und ging seit dem späten 12. Jahr hundert in der Ausdruckslosigkeit einer gewaltigen Massen produktion unter. Im Dekhan wurde dieselbe Entwicklung von den Calukyas von Badami eingeleitet. Doch blieb sie vorerst rudimentär. Brah manische Höhlentempel, von den buddhistischen Höhlenklöstern der Gupta-Zeit adaptiert, blieben bis ins 9., Jaina-Höhlen bis ins 10. /11. Jahrhundert üblich. Die Steintempel, um die Kulthalle statt des Allerheiligsten aufgebaut, blieben, vorerst in bescheidenen Maljen, der Gupta-Tradition treu. Erst im 8. Jahrhundert wurden unter Pallava-Einflufj zu Pattadakal grolje Tempel errichtet. Aber erst der Kailasanatha zu Elura, ein Felsentempel im Stile Pafta- dakals, wurde von den Rashtrakutas zu einer ungeheuren Ka thedrale erweitert. Und erst unter den späteren (westlichen) Calukyas war die mittelalterliche Kathedrale fertig. Gleicher maßen wandelte sich die Skulptur, bis ins frühe 8. Jahrhundert dem Gupta-Stil folgend, dann eine erdgebundene Grandiosität und mystische Vision entwickelnd, seit dem 10. Jahrhundert leicht und elegant, um im 11. unter den späten Calukyas und Hoy- shalas in ein Filigranwerk auszuarten. Im tamulischen Süden gehen die Pallavas ebenfalls von der späten Gupta-Kunst aus. Die Siva- und Vishnu-Tempel zu Mamal- lapura (7. Jahrhundert) und zahlreichen anderen Plätzen waren noch höchst bescheiden. Aber die Staatsfempel des 8. Jahr hunderts zu Kanci (Conjeevaram), vor allem der Kailasanatha, wachsen ins Große, ihr Stil wird barock-unruhig, die Figuren werden schwer und heftig, die Fresken sind in starken Farben. Nach einer klassischen Renaissance nahmen die Cola-Kaiser diese Tendenz auf, bauten riesige Tempel mit turmhohem Allerheilig sten und Torbauten und weiten Kulthallen zu Tanzore, Gangai- kondacolapura, Darashuram, Tirubhuvanam usw. Gleichzeitig wurden die Bildwerke gröber. In der späten Cola-Zeit und unter den Pandyas (13. Jahrhundert) wagte man nicht mehr, die so heiligen innersten Schreine zu verändern, sondern umschloß diese mit neuen Schreinen, Umfassungsmauern, Tortürmen, und die Skulptur wurde wieder elegant, wenn auch konventionell. Nach dem mohammedanischen Einfall begannen die Kaiser von Vijayanagar eine gewaltige Bautätigkeit. Die Tempel verschwan den hinter noch höheren Mauern und Tortürmen, die Höfe wurden zu Hallen eingedeckt. Die Säulen wurden durch Säulenbündel und komplizierte, mit Reliefs bedeckte Pilaster mit sich bäumenden Tier- und Reiferfiguren ersetzt. Das Gebälk wurde mehrstöckig. Der Skulpturenreichtum ist unaussprechlich, aber die klassisch-mittel alterliche Tradition löst sich immer mehr in einem sehr lebendigen Volksstil auf. Auch die Malerei geht zwischen dem 14. und 16. Jahrhunderf zu diesem Volksstil über. Etwas später setzte eine ähnliche Renaissance in den wieder unabhängig gewordenen Hindu-Staaten Nordindiens ein, erlosch aber Im 17. Jahrhundert; im 18. versuchten die Marathen eine ähnliche Wiederbelebung der mittelalterlichen Kunst. Die islamische Architektur war im 13. Jahrhundert ein Ableger der reich dekorierten samanidisch-saljuqischen Kunst Persiens und Turkestans. Im 14. Jahrhunderf entwickelte sich, unabhängig von Iran, ein eigener Stil, durch Festungsformen, geneigte Wände und farbigen Steinplatfenbelag charakterisiert. Im 15. Jahrhundert ent standen Lokalstile, teilweise aus der Hindu-Kunst adaptiert (Kash- mir, Gujarat, Bengalen), teils durch neue Moden aus Persien und Turkestan inspiriert (Delhi, Jaunpur, Malwa, Dekhan), wieder mit reichem Ornamenfschnitt und auch glasierten Kacheln. Aber von der Kleinkunst dieser Zeit wissen wir noch außerordentlich wenig. Das änderte sich erst seil dem späten 16. Jahrhundert. Nach dem großen Sieg über Vijayanagar 1565 kam in den Sultanaten des Dekhan ein in seinen Formen wie in seinem Gefühl halb hindui- sierter Geschmack auf, jedoch variiert durch Einflüsse aus Arabien und der Türkei. Die Malerei, Einflüssen aus der Mogul-Kunst, dem späten Persien und Europa offen, zeichnet sich durch Linienrhyth mus, romantische Stimmung und reichliche Vergoldung aus. Das Kunstgewerbe (Kat. 688; 693), halb hinduisiert, liebte reichzlselier- fes Gold und Vergoldung, Elfenbein und blumenreiche oder mit