in so beständigem, ununterbrochenem Gleichmaß die Ausdrucksweise eines ganzen Volkes gewesen zu sein. Immer mehr gewinnt die Geschichte der Kunst in ihrem Ablauf den Charakter eines aufschlußreichen geistigen Wagnisses. Sie gibt Kunde von der ewigen Unruhe des menschlichen Geistes, von seinem Suchen und von seinen Entdeckungen. Im 19. Jahrhundert, mit Ingres und Delacroix, wird dieser Prozeß besonders lebhaft. Von diesen beiden berühmten Namen nehmen zwei parallellaufende Richtungen ihren Ursprung: die eine sucht nach der geometrisch bestimmten Form, die andere nach einer Steigerung der optischen Reize. Die eine Richtung bedeutet Zeichnung, die andere Farbe. Dieser Gegensatz wird hier auf ein vereinfachendes Schema gebracht. In Wirklichkeit wird er in künstle rischen Versuchen aller Art und in Schöpfungen von überwältigendem Reichtum immer wieder in Erscheinung treten. Im Impressionismus und vor allem unter der Führung seines größten Meisters Renoir kommt all das, was in Delacroix’ Kunst an Entdeckungen und Ahnungen beschlossen lag, zur Entfaltung. Dazwischen haben die Maler von Barbizon, haben Corot, Daumier, Courbet und Manet schon Wunderbares geschaffen. Der Impres sionismus bezeichnet den Triumph für die, denen die äußere Welt eine Wirklichkeit bedeutet, denen sie in ihrem vollen Licht vor Augen steht, schillernd im bezaubernden Glanz ihrer reichen, spielerischen Farb töne, aus deren Reich jeder schwarze Schatten streng verbannt ist. XXIX