48 Aus den Fenstern blickend erschien der Schnee wie eine weiße Wand. Wie es der Zufall wollte, war unsere Abreise von Minneapolis am 1. Mai abermals von einem .Blizzard' begleitet, nur war er diesmal mit dem Verwüstungen anrichtenden Sandsturm aus der ,Dustbowl' kommend vermischt, so daß die oberste Schichte des gefallenen Schnees wie Gold schimmerte. ,,Minneapolis Tribüne", 28. Februar 1935: „Man sagt, Joseph Binder, ein junger Künstler aus Wien, revolutionierte die Gebrauchsgraphik in den Vereinigten Staaten und Europa und hat etwas geschaffen, was für immer bestehen blei ben wird. Joseph Binder als Gastlehrer an die Minneapolis School of Art berufen, hält sich im Hintergrund, wenn Komplimente über seine Arbeit geäußert werden und über schöpferische Möglichkeiten diskutiert wird. Kunst, erklärt er, ist ein Teil des Lebens. Der Stil von heute muß den Geist von heute dar stellen. Der Geist von heute ist das Zeitalter der Maschine, eine Zeit dynamischer Bewegung, schöpferischen Unternehmungsgeistes; die ge schäftige Atmosphäre der modernen Welt... Er lehrt und veranschaulicht das Wesentliche seiner Arbeit, um den Studenten die Möglichkeit zu geben, ihre eigene Persönlichkeit zu ent wickeln ... Mr. Binder lehrte auch in Kunstzentren von Chi cago, New York und Cleveland. Seine Entwürfe für Plakate, Verpackungen und Erzeugnissen der Industrie sind Schöpfungen im Geiste der moder nen Welt.“ „Minneapolis School of Art, Bulletin", 13. April 1935: ,,Joseph Binders Klassen für industrial design werden wegen der enthusiastischen An teilnahme der Studenten und Professional designers für einen weiteren Monat fortgesetzt.“ ,,St. Paul Dispatch“, 26. April 1935: ,.Joseph Binder ist der Ansicht, daß die Werke in naher Verbundenheit zum Leben seiner Zeit stehen sollen. Durch seine Arbeiten werden wir mit einem jungen Gebrauchsgraphiker, einem füh renden Repräsentanten der europäischen Schule, bekannt gemacht. .Hospital Drive' * ver wendet ein Plakat des bekannten Künstlers. Es gibt einen Henry-Ford-Stil wie es einen Stil Louis XIV. gab. Kunst soll den Wert ihrer Zeit reflektieren! ... Ein gebürtiger Wiener, bekannt in der ganzen Welt. Er ist zu Hause in Chicago, wo er unter den Auspizien des Art Institutes letzten Herbst und Winter Kurse gab. Er ist ein junger Mann von spontaner Freundlichkeit, aber er kann äußerst bestimmt sein, was die Prinzi pien seiner Kunst anbelangt. Die Moral der Ge schichte scheint zu sein, daß es darauf an kommt, sich auf einem speziellen Gebiet als eine führende Kraft zu entwickeln, um in einer lie benswürdigen Weise ein Vertreter des guten Ge schmacks zu werden, als welcher er in den kommerziellen Kreisen von Wien, London und Chicago gilt.“