— 18 — III. Es ist sehr bemerkenswerth, wie die verschiedenen Länder sich der neuen Vervielfältigungsmethode gegen über verhalten, seitdem sie einmal kein Geheimniss mehr war und nach überall hin bekannt geworden. Die einen verhalten sich vollkommen ablehnend, während andere sie mit Enthusiasmus aufnehmen, ja selbst zu einer Art nationaler Kunst machen. Ablehnend verhielten sich Italien, Spanien, das damals In der Blüthe seiner Kunstentfaltung sich befand, und zum dritten auch Frankreich. Die Gründe dafür liegen zwar nicht gerade auf offener Hand, aber sie sind doch erkennbar und begreiflich. Italien hatte die schönsten Epochen seiner Kunst bereits hinter sich und stand unter der Herrschaft der Schule von Bologna schon in zweiter Generation. Diese Schule, noch groß in den ererbten Eigenschaften, streng und stilvoll in den Formen, nüchtern akademisch, richtig in der Zeichnung, aber ohne Originalität in der Erfindung, konnte an der wesentlich für malerische und freie Darstellung geeigneten Methode wenig Gefallen finden. Die der Schule entsprechende Art der graphi schen Vervielfältigung war der strenge Linien-Kupfer- stich, den Italien im 18. Jahrhundert auch der höchsten Vollkommenheit entgegenführte. Die Schabkunst fand daher nur wenig und vereinzelte Künstler, und diese erst spät, welche sich auf ihre Ausübung einließen. Es waren Nassi, Taddei, Mitelli, Lorenzini, Zucchi; noch auf einem Schabkunstblatte vom Jahre 1790 konnte Cunego hinzusetzen, es sei das erste Werk dieser Art, das in Rom ausgeführt worden-.