77 Übung rechnen, die sich wohl nur ganz ausnahmsweise jenseits des ihr angestammten Gebietes (Ofenkacheln usw.) betätigt hat: die Grün dungszeit der genannten Kirche gewährt keinen sicheren Anhaltspunkt, da eine Übertragung aus älterem Eigenbesitz des Stiftes im Bereiche der Möglichkeit liegt. Die Zusammenstellung mit einigen zeitlich und örtlich benachbarten Erzeugnissen keramischer Freiplastik (Ölberg in Ybbs, Ein zelstücke auf Burg Kreuzenstein) wirkt zumindest im zweitgenannten Falle stilkritisch keineswegs überzeugend; die Zuschreibung all dieser Arbeiten an die Werkstatt der fränkischen Hafnerfamilie Vest schöpft lediglich aus den allzu unbestimmten Angaben einer späten literarischen Quelle. Literatur: J. Ackerl, Führer durch die Sehenswürdigkeiten und Kunst schätze des reg. Chorherrenstiftes St. Florian, Linz 1907, S. 33; A. Walcher v. Molthein, „Die Familie der Kunsthafner Vest und ihre Werke in Altösterreich und in Oberfranken“ in „Kunst und Kunsthand werk“, Jahrgang XVI (191 3), S. 81 ff. mit Abb. 2, 4 und 6. 161. DER EVANGELIST JOHANNES Während der bisherigen Bezeichnung als „Sitzender Engel“ schon die Flügellosigkeit widerspricht, gemahnt die Gestalt durch den gläubigen Aufblick und die Ge bärde der Rechten unzweideutig an die zumal in der mittelalterlichen Malerei und Graphik beliebten Darstel lungen des jugendlichen Johannes auf Patmos, der zur Abfassung seines Werkes göttliche Inspiration erfleht. Hochrelief, die Rückseite ausgehöhlt. Holz, ab gelaugt, mit Spuren rötlicher Farbe. 82 X 39 cm. Es fehlen die Finger der rechten und der Zeigefinger der linken Hand sowie ein Knopf des Mantels. Kleinere Fehlstellen an den Faltenbergen. Die Nasenspitze ist abgestoßen. Einige Wurmschäden. — Wien, Sammlung Professor Ferdinand Schmutzer. Kärntner Meister um 1510. Die aus Steiermark stammende Figur befand sich vormals in der 1923 versteigerten Sammlung Zatzka, MVien. Aus der gleichen W^erkstatt,