61 Allan Kaprow, Yard (Hinterhof), 1961. Sammlung Feelisch/Remscheid Allan Kaprow, Baby, 1956 In den bahnbrechenden 18 Happenings in 6 Parts, die Kaprow im Herbst 1959 in der Reuben Gallery in New York zeigte, verschmolz seine Erfahrung in der Aktionsmalerei mit seinen Studien von Cages Niederschriften und durchgeführ ten Events. Ausgehend von einem sorgfältig entwickelten und detailliert niedergeschriebenen Notat, schuf er ein interakti ves Environment, welches das Publikum in einer Weise mani pulierte, wie es in der Kunst des 20. Jahrhunderts noch nie zuvor der Fall gwesen war. Das Publikum erhielt zusammen mit der Einladung Informationen zum Happening in »Plastik umschlägen, deren Inhalt aus Papier, Photographien, Holz, bemalten Fragmenten und ausgeschnittenen Figuren bestand«, wie RoseLee Goldberg schrieb.® Am Abend des Happenings erhielten die Besucher Programmhefte und 3 zusammen geklammerte Karten, die Instruktionen für ihr Mitwirken ent hielten: »Die Performance gliedert sich in sechs Teile... Jeder Teil beinhaltet drei Happenings, die gleichzeitig stattfinden. Anfang und Ende jedes Teils wird durch einen Glockenschlag markiert. Am Ende der Performance ertönen zwei Glocken schläge ... Zwischen den Akten gibt es keinen Applaus, Sie dürfen aber, wenn Sie möchten, am Ende des sechsten Aktes applaudieren,“''^ Diese Instruktionen bestimmten ebenfalls, wann das Publikum die Plätze wechseln oder sich in den näch sten der drei Räume begeben sollte, in die die Galerie unter teilt worden war. Diese Räume wurden durch halbdurchsichtige Piastikvorhänge gebildet, die mit Verweisen auf Kaprows frühere Arbeiten beklebt und bemalt waren, sowie durch Panele mit groben Schriftzügen - ein Vorgriff auf seine Arbeit Words (1962) - und Reihen von Plastikfrüchten, Aspekte früherer Arbeiten von Kaprow wie die Collage Hysteria (1956) wurden ebenso in das Environment aufgenommen. Rearrangeabie Paneis (1957-1959), ein aufgeklapptes Wandpanel, war ein weiteres Element des Happenings. Einen wichtigen Hinweis darauf, daß Kaprow seine Objektarbeiten zumindestens damals noch nicht zugunsten von reinen Events aufgegeben hatte, finden wir in der Tatsache, daß diese Arbeit später durch Hinzufügung von Karnevalsleuchten entlang der oberen Kante verändert wur- 46 RoseLee Goldberg, Performance Art: From Futurism to the Present, New York 1988, S. 128. 47 Allan Kaprow (wie Anm. 45), S. 129.