97 Chris Bürden, Shoot (Der Schuß), 19. November 1971, F Space die tiefgründigeren oder ausgedehnteren Arbeiten anderer Kün stler seiner Generation. Seine Präsenz in den Medien wirkte sich bald nicht nur auf die europäischen Zentren und die Kunst szene in New York aus, sondern auch auf die Performance kunst in Osteuropa, Südamerika und Japan. Seine sensatio nellen Aktionen gingen zumeist weit über alle Erwartungen der Kritiker und der allgemeinen Öffentlichkeit hinaus. Im Rahmen von fünf Jahren ließ sich Bürden beispielsweise anschießen, mit elektrischen Schlägen traktieren, aufspießen, aufschnei den, ertränken, einsperren und isolieren - all das nicht um eines großartigen politischen oder religiösen Statements oder einer tiefenpsychologischen Bedeutung willen, sondern einfach, weil er wußte, daß er es tun konnte. Diese risikoreichen Handlun gen legten nicht nur Burdens Psyche, sondern auch die sei nes Publikums offen. Die simple Anschaulichkeit von Burdens Events führte viel fach dazu, daß Leute behaupteten, sie hätten diese miterlebt. So sind einige Leute nicht davon abzubringen, daß sie gese hen haben, wie in Trans-Fixed (1974) ein VW-Käfer mit dem auf das Heck des Wagens gekreuzigten Künstler in Venice, Kalifornien, umherfuhr. Bürden selbst gibt jedoch an, daß ihn in Wirklichkeit nur eine Handvoll von Zeugen zwei Minuten lang gesehen haben können, als der Wagen in die Garage zurück geschoben und gerollt, nicht gefahren, wurde. Bürden erfand und gestaltete seine Aktionen als knappbemessene Experi mente, deren Bedeutung er ausloten, formulieren und definieren