184 Günter Brus, Ohne Titel, 1965. Scottish National Gallery of Modern Art 1966 wurden die Wiener Aktionisten von Gustav Metzger zum »Destruction in Art Symposium« nach London eingeladen. Dieses Treffen war für die Wiener Künstler die erste direkte Kontaktaufnahme mit der internationalen performativen Szene zwischen Fluxus, Flappening und Situationismus. Kurz nach dem Londoner Treffen beginnt ein Zyklus von Aktionen, in denen die in den vorangegangenen Jahren entwickelten Mittel der Körper- und Materialaktionen bei Brus und Mühl und der Sprach- und Systemkritik bei Wiener und Weibel kombiniert und im gesellschaftspolitischen Kontext jener Jahre eingesetzt und erprobt wurden. Schon bald führte diese Radikalisierung in der Kunst in der postfaschistischen öster reichischen Gesellschaft zu schweren Konflikten. Günter Brus wurde zu mehreren Monaten Gefängnis verurteilt, verließ fluchtartig Österreich und lebte bis zu seiner Begnadigung, die erst 1976 erfolgte, in Berlin. Mit der Aktion Zerreißprobe, die 1970 im Aktionsraum 1 in München stattfand, schloß er die investigativen Körperanalysen ab und kehrte zu einem selbstbeschränkenden Subjektivismus des Zeichnens und Schreibens zurück. Mühl blieb hingegen in Wien und gründete auf der Basis der Weiterentwicklung seiner Materialaktionen zu einem gruppentherapeutischen Analysemodell eine Kom mune, die den Prinzipien der freien Sexualität und des kollektiven Eigentums folgte. Während Ende der sechziger Jahre die zunehmende Verkür zung der Aktion auf einen politisch eingesetzten, radikalen und demonstrativen Gestus bei Brus und Mühl das Ende die ser Gestaltungsmögiichkeit ankündigte, hatte sich die im