224 zusammen mit einer lebenden Elster. Sie unternahm zahlreiche Annäherungsversuche an den Vogel, mit dessen volkstümli chem Ruf als launisch sie sich lange identifiziert hatte, bot ihm Futter an und wandte sich in seiner eigenen Sprache an ihn, die von einem Wissenschaftler des 18. Jahrhunderts in sieb zehn Krächzer unterteilt und in französische Lautschrift über tragen worden war. Würde sie bei dieser Begegnung flexibel genug sein, um ihren Weg von der kodifizierten Information zurück zur Erfahrung des Vogels zu finden und diese so mit ihrer eigenen zu verbinden? Mind the Gap (1980) war die berühmte Performance, bei der die Künstlerin nicht erschien; oder genauer gesagt, erst erschien, nachdem eine Frauen stimme sich für ihre Abwesenheit entschuldigt und eine Aus wahl von Arbeitsnotizen über den unvollendeten Event ver lesen hatte. Nachdem sie ihre eigene Ambivalenz gegen über ihrem Auftritt zum Thema des Events gemacht hatte, führte Finn-Kelcey die Begriffe des »Ersatz-Darstellers« und der »leerstehenden Performance« ein - eine hübsche Täuschung, die paradoxe Einblicke in das Phänomen der Macht erlaubt. Falls mir der Leser nach diesen hastigen Streifzügen durch das Werk so vieler Künstler immer noch folgt, möchte ich nun ein paar Gedanken über das Leitmotiv äußern, unter dem der Kurator dieses gewaltige historische Kompendium zusam mengetragen hat. »Out of Actions: Zwischen Performance und Objekt« - diese beiden Ausdrücke schließen wichtige Verfahren ein. Abgesehen von der Einführung des Objekt begriffs in einen Bereich, der sein Gegenteil zu repräsentieren scheint, impliziert das hartnäckige kleine Wortspiel, daß etwas Lebendiges vielleicht stirbt, sobald der flüchtige Event vor über ist und nur die stofflichen Reste übrigbleiben. Indem das Museum (oder die Institution) die Kategorie des Objekts einführt, für die es eigentlich existiert und sich am besten eignet, und dabei suggeriert, daß dieses Objekt das tote Er gebnis von etwas Lebendigem ist, legt es gleichzeitig nahe, daß dieser Prozeß immer den Sieg davonträgt. Dennoch möchte ich die Frage gern jenseits solch deter ministischer Schlußfolgerungen stellen und das Verhältnis zwischen Performance und Objekt neu überdenken. Es ist komplex, mit allen Paradoxien des Lebens durchsetzt und ebenso vielfältig wie die Verfahren, durch die ein Objekt, eine Substanz, ein Wort oder eine Geste wirksam werden oder nicht. Schließlich gründet dieses Verhältnis nicht im Objekt, sondern in einer Beziehung, in diesem Fall zwischen Künstler, Werk und Zuschauer: eine Wirklichkeit, die die meisten beschriebenen Arbeiten bestätigen. Ein sensibler Augenzeugenbericht über einen flüchtigen Event mag ein wertvolleres Relikt als jedes andere materielle Objekt