275 Wolf Vostell, 130 ä l'heure (130 in der Stunde), No. 1, aus: Nein-9-de-coll/agen, 1963 Wolf Vostell, TV-Hospital Beds (TV-Spitalbetten), aus: You, Great Neck, New York 1964. Sammlung des Künstlers George Maciunas, One Year, (128 LB) (Ein Jahr [128LB]j, ca. 1972. Sammlung Block End, wo Berke mit der berühmten Patientin Mary Barnes arbeitete.”^ Allein die Liste der an der Organisation von DIAS Beteiligten läßt darauf schließen, daß die Veranstaltung in der Tat einen wichtigen Moment in der Geschichte des internationalen Austauschs zwischen Künstlern und Dichtern aus den Reihen der linken Gegenkultur markiert, die sich zu der Zeit mit Zerstörung in Kunst und Gesellschaft befaßte. Der irische Dichter John Sharkey half Metzger bei der Zusammenstellung der Teilnehmer und bei der Organisation der Events. Der Dichter Bob Cobbing, seinerzeit Manager von Better Books, einem Londoner Buchladen, der Mitte der Sechziger als Sammelbecken für Dichterlesungen und Performances des internationalen literarischen und künstlerischen Under grounds diente, war ebenso Mitglied des Organisationskomi tees wie der Benediktiner Dom Sylvester Houedard, seines Zeichens auch Dichter der konkreten Poesie. Roy Ascott, ein britischer Künstler, Theoretiker und Lehrer, der sich stark für Kybernetik interessierte, warneben Mario Amaya, dem dama- 119 Berke kam 1965 nach Kingsley Hall, wo er fast das ganze näch ste Jahr lang lebte. Dort behandelte er Mary Barnes, eine als schwer schizophren diagnostizierte Krankenschwester mittleren Alters, die Laing und Berke durch eine, wie sie es ausdrückten, »emotionale Todes- und Wiedergeburtserfahrung« führten, eine radikale Methode, um die Patientin zu heilen. Nach ihrer Ankunft in Kingsley Hall wurde Barnes zur »Regression«, zum Wieder erleben des Geburtstraumas ermutigt, eine Methode, durch die ihr gegenwärtiges Erleben wiederhergestellt werden sollte. Zu Berke siehe »>Anti-Psychiatry‘«. Siehe auch Berkes Bücher Butterfly Man und Counter Culture. Siehe auch Barnes ligen Herausgeber der neuen Kunstzeitschrift Art and Artists, ebenfalls an der Organisation von DIAS beteiligt. Als erster Happening-Künstler Deutschlands und Vertreter einer Symbolik und Darstellungsweise, die auf Zerstörung und Gewalt in Medien und Gesellschaft gründete, verlieh Wolf Vostells Name dem Organisationskomitee eine gewisse Autorität in Sachen deutscher Happening-, Fluxus- und Aktionskunstkultur. Darüber hinaus war Vostell Herausgeber von de-coll/age: Bulletin Aktueller Ideen (1962-1969), einer umfassenden Zeitschrift mit Originaltexten von Künstlern und theoretischen Betrachtungen zu der breiten Palette interna tionaler Aktivitäten im Bereich Happening, Fluxus, Aktions kunst und Pop art. Vostells Hauptaugenmerk galt der Verbin dung von Zerstörung, Gewalt und Sexualität, und insbeson dere ihrer Darstellung in den Medien.'“ 1959 begann Vostell ausgesuchte Photos aus populären Magazinen auf Leinwand und Papier zu übertragen (ein Verfahren, das unabhängig davon 1958 auch von Rauschen berg entwickelt wurde). Im selben Jahr verwendete er Fern- und Berke, Mary Barnes: Two Accounts ofa Journey Through Madness, New York 1972. 120 Siehe das Sonderheft über DIAS in: de-coll/age: Bulletin Aktueller Ideen, 6, Juli 1967. Die ZERO-Gruppe (Otto Piene, Heinz Mack und 1961 auch Günter Uecker) hatte mit der Produktion öffentlicher Spektakel begonnen, die sich auf die Schnittstelle zwischen Kunst und Technologie konzentrierten, und setzte dabei Projektionen, Rauch, Feuer, Spiegelungen, Schatten, Schwingungen und andere Licht- und Bewegungs phänomene ein.