301 Milan Kni'iäk, Kleid mit eisernen Handschellen, Taschen, Kragen, Modell 1970 MtC '7* ;rjl/ J Milan Knizäk, Zweigesichtige Jacke, 1965. Sammlung des Künstlers ganz auskosten....Sehen Sie, ich war stark von dem kommunistischen Ideal...beeinflußt. Wir lebten darin. Auch wenn ich nie Kommunist war, nie. Aber ich glaubte an die Idee, daß Leben wichtig ist, daß es unsere Auf gabe ist, das Leben bunt und interessant zu gestalten, daß wir es in vollen Zügen genießen sollten. Wir müssen auf die Gerechtigkeit vertrauen. Sie sprachen viel davon, handelten aber nie danach. In der Schule brachte man uns phantastische Dinge bei, die mit der Realität nicht viel zu tun hatten. Dinge, die ganz anders waren. Ich habe mich immer mit Revolutionen, Veränderungen im Leben, Veränderung in meinem Leben beschäftigt. Das ist die Grundlage meines Seins. Das hat man mir beige- bracht. Man lehrte uns, daß Revolutionen etwas Neues und Wichtiges mit sich bringen. Ich wollte keine soziale Revolution machen, sondern eine Revolution des Alltags. Knizäk reiste in die Vereinigten Staaten und schuf dort 1968 Liegezeremonie. Immer häufiger mußte Knizäk wegen seiner Arbeit ins Gefängnis, so daß er bei der Aufführung seiner Aktion Der Marsch (1973) nicht dabei sein konnte, weil er wieder einmal eingesperrt war. Zur Jahreswende 1974/75 verbrachte er erneut zwei Monate im Gefängnis, und sie »woll ten mich des Landes verweisen; da habe ich geheiratet«. Der Künstler hatte weder Arbeit noch Geld in einem Land, in dem es verboten war, nicht zu arbeiten. Seine Frau fütterte ihn durch, und auch der deutsche Sammler Ruepp sandte ihm jeden Monat zweihundert Mark, die jedoch häufig von der tschechischen Polizei an den Absender zurückgeschickt wurden, mit der fadenscheinigen Begründung, der Künstler sei unbekannt verzogen, oder, so Knizäk, »sonst irgendeinem bla bla; aber so war das Leben«, Schließlich hörte er auf, Events zu machen. »Ich entdeckte den Raum des Verstandes (ich hatte angefangen, Mathematik zu studieren), ein realer Raum, wie die anderen, und vielleicht sogar noch ein bißchen freier. Es war der einzige Freiraum, den ich in den siebziger Jahren unter den Kommunisten nutzen konnte.« Ganz in der Tradition von George Brechts Event Scores der späten Fünfziger und frühen Sechziger schrieb er: AKTIONEN, DIE NICHT STATTFINDEN KÖNNEN. AKTIONEN, ÜBER DIE MAN NICHT EINMAL NACHDENKEN KANN. AKTIONEN, DIE KEINE AKTIONEN SIND. (1978) Zorka Säglovä inszenierte ihr erstes und einziges öffentliches Installations-Event Heu-Stroh im August 1969 in der Galerie