Die II. Sektion behandelt die A n g e 1 e g e n- heiten des Bauwesens auf handels- und industriepolitischem Gebiete. Hier kommt namentlich die zolltarifarische Behand lung der Baumaterialien in Frage, über die in einem besonderen Aufsatze dieses Werkes gesprochen wird. Auf industriepolitischem Gebiete ist es die Aufgabe der Sektion, der Bauindustrie durch geeig nete administrative Maßnahmen eine möglichst ungehinderte und erfolgreiche Tätigkeit zu sichern. Im Rahmen dieser Aufgabe war in der Zeit der Kriegs- und Übergangswirtschaft eine umfassende Zwangsorganisation in der Bau- und Baumaterialien industrie bei manchen Artikeln in Verbindung mit einer Bewirtschaftung durchgeführt worden. Diese Agenden sind in der Zwischenzeit weggefallen, doch verbleibt noch eine Reihe von Aufgaben, die dahin abzielen, der Bauindustrie durch geeignete admini strative Maßnahmen fördernd zu Hilfe zu kommen. Wichtige Aufgaben auf dem Gebiete des Bau wesens fallen auch in den Wirkungskreis der III. Sektion des Ministeriums: Vor allem die gesetzliche Regelung der Baugewerbe, dann im Rahmen des gewerblichen Bildungswesens des Bundes die Vorsorge für die Ausbildung im Bau fache durch Errichtung und Führung gewerblicher Bundeslehranstalten bautechnischer Richtung, so der zahl reichen Bauhandwerkerschulen und der höheren Abteilungen baufachlicher Richtung für Hochbau und Tiefbau mit Mittelschulcharakter. Außerdem werden an zahlreichen gewerblichen Bundeslehranstalten fallweise Spezialkurse bau technischer Richtung abgehalten, überdies an der technisch-gewerblichen Bundeslehranstalt Wien, I. Fortbildungskurse für Bautechniker und Kurse über neuzeitigen Straßenbau. Ich mußte mich im Rahmen dieses Bandes selbstverständlich darauf beschränken, in nur knap pen Strichen eine Schilderung der vielgestaltigen und umfassenden Tätigkeit des Bundesministeriums für Handel und Verkehr auf dem Gebiete des Bau wesens zu geben, die aber doch, wie ich hoffe, einigen Einblick in das umfassende Arbeitsgebiet des Ministeriums auf dem Gebiete des Bauwesens und in seine der Bearbeitung dieses bedeutsamen Aufgabenkreises gewidmete organisatorische Glie derung ermöglichen wird. Die Zoll- und Handelspolitik Österreichs und das Bauwesen. Von Ministerialrat Dr. J. P. I n a in a - S t e r n e g g. An anderer Stelle dieses Werkes ist des öfteren von der großen Bedeutung die Rede gewesen, die das Bauwesen vor dem Kriege im alten Österreich inne hatte. Es ist natürlich, daß bei dem Reichtum Österreichs an Holz, Erden und Mineralien, den Grundstoffen für jede Bautätigkeit, die zur Bau führung notwendigen Materialien auch fast durch wegs im Inlande hergestellt wurden. Die Einfuhr von Baumaterialien in das österreichisch-ungarische Zollgebiet war im Verhältnis zur Bevölkerungszahl verschwindend klein. Am größten war sie noch bei Ziegeln, die infolge ihres im Verhältnis zum Gewicht geringen Wertes nur einen kleinen Frachtradius besitzen und deshalb im Grenzverkehre häufig aus günstiger gelegenen ausländischen Ziegeleien be zogen wurden (1913: 15.471 Waggons). Aber auch hier fiel auf 1000 Einwohner nur eine Menge von 30 q. Die Einfuhrziffern der übrigen wichtigeren Baustoffe (wobei Baustoffe, die handelspolitisch nicht in Betracht kommen oder solche, die auch anderen Zwecken dienen, wie Holz, Glas, Sand, ausgeschieden werden) waren im Verhältnis zur Bevölkerung ver schwindend klein. Klinker und Boden belagplatten • ■ • 468 Wg.; auf 1000 Einwohner 0-9 q; Fliesen 170 „ „ 1000 „ 0'3 „ Nach dem Kriege hat sich diese Situation ge ändert. Trotz der geringen Bautätigkeit, die natur gemäß einen wesentlich verminderten Bedarf an Baumaterialien zur Folge hatte, stieg die Einfuhr im Verhältnis zu der Bevölkerungszahl des neuen Österreich bei den wichtigsten Baumaterialien un- gemein an. Sie betrug bei: Benennung Pflastersteine 2882 Schotter 3576 Gips, gebrannt .... 64 Portlandzement .... 8271 Kalk, gebrannt .... 1117 Mauerziegel 4568 Dachfalzziegel .... 954 Feuerfeste Ziegel • • . 1306 Klinker uud Bodenbelag platten 115 Wandfliesen 113 1923 1924 auf 1000 Ein- auf 1000 Ein wohner entfallen Wg. wohner entfallen q q 4804 4220 7033 59-61 5641 9401 1 06 63 1 04 137-86 5509 91-82 18-63 1673 27-88 76 13 8449 140-81 15-90 628 10-47 21-77 1708 28-47 1-92 215 3 60 1-88 107 1-79 Pflastersteine . • Schotter .... Gips, gebrannt • Zement Kalk, gebrannt • Dachfalzziegel Feuerfeste Ziegel . . 2850 Wg.; auf • 5665 „ • 2466 „ • 3840 „ . 4104 • 665 ’ . 2428 1000 Einwohner 1000 1000 1000 1000 1000 1000 5-5 q; 10-9 „ 4'7 „ 7'4 „ 7-9 ’ 1-3 4'7 „ Dieses ungeheure Ansteigen der Einfuhr von Baumaterialien ist aber bei den meisten Artikeln nicht etwa auf den Umstand zurückzuführen, daß dem neuen Österreich die nötigen und entsprechend leistungsfähigen Industrien auf dem Gebiete der Baumaterialienerzeugung fehlen, sondern es hat in 6