Die Gemeinwirtschaftliche Siedlungs- und Baustoffanstalt »Gesiba«. Die Gemeinwirtschaftliche Siedlungs- und Baustoffanstalt „Gesib a“, Wien IX., Währingerstraße 25a, ist eine Unternehmung im Sinne des Gesetzes vom 29. Juli 1919, in welchem die neuen Anschauungen über die Notwendigkeit unmittelbarer tätiger Anteilnahme der öffentlichen Körperschaften am Wirtschaftsleben Ausdruck gefunden haben. An ihr ist die Republik Österreich, die Gemeinde Wien und der Österreichische Verband für Siedlungs- und Kleingarten wesen, die Spitzenorganisation dieser in der Nach kriegszeit zu besonderer Bedeutung gelangten Volks bewegung, beteiligt. Die Anstalt, welche in der schwer sten Zeit gegründet, nun auf einen sieben jährigen Bestand zu rückblickt, hat auf dem ihr zugewiesenen wirt schaftlich-sozialen Ar beitsfelde eine Reihe erfolgreicher Leistun gen aufzuweisen und sich als glückliche Gründung bewährt. Hatte sie während der Inflationsperiode die Bautätigkeit des Bun des und der Gemeinde Wien sowie der durch sie finanzierten Bau- und Siedlungsgenossen schaften durch groß zügige Vorausbeschaf fung der notwendigen Baustoffe in der Zeit allseitigen Material mangels wesentlich för dern können, so war sie später imstande, über die Geldknappheit und Stockungserschei nungen der darauf fol genden Stabilisierungs krisis als Kreditgewäh- rerin hinwegzuhelfen. — Ihre Verwendbar keit als treuhändige Geschäftsstelle und ela stisches Durchführungs organ hat sich schon damals bewährt und erwies sich später ebenso wertvoll bei der organisatorischen Neubildung und Zusammenfassung verschiedener in der öffentlichen Interessensphäre gelegenen Großbetriebe, wodurch das Unternehmen im Wege der Konzernbildung auch eine bedeutsame Stellung in der Industrie gewann. Die Anstalt hat jedoch das Feld der wirtschaftlichen Sozialpolitik auch unmittelbar bearbeitet. — Sie wurde von der Gemeinde Wien mit der treuhändigen Darlehens vergebung zur Unterstützung des Siedlungswesens betraut, dank welcher Hunderte von Familien an die Schaffung von Eigenheimen mit Gärten schreiten konn ten, in Verwirklichung des modernen Gartenstadt gedankens, der immer mehr als eines der wichtigsten Heilmittel der sozialen Schäden unserer Zeit empfunden wird. Die vieljährigen Erfahrungen, welche die Anstalt auf diesem Arbeitsgebiete gesammelt hat, haben in der Aktion „Heimbauhilfe der Gemeinde Wien — Gesiba“ ihren Niederschlag gefunden, eine Art öffentlicher För derung des Siedlungsbaues, welche geeignet erscheint, bei der Lösung der Wiener Wohnungsfrage eine nicht unwichtige Rolle zu spielen. Es werden im Sinne dieser Aktion, welche auf dem Beschluß des Wiener Gemeinde rates vom 18. September 1925 beruht, auf städtischen Baugründen verschiedene, nach Größe und Raumanord nung abgestufte Typen von Einfamilienhäusern mit Gärten errichtet und zu wesentlich er leichterten Erwerbsbe dingungen — Anzah lung von einem Fünf tel des Kaufschillings und Abstattung der restlichen vier Fünftel im Tilgungswege durch monatliche Teilbeträge bei 4%iger Verzinsung im Laufe von 15 Jah ren — freihändig ver kauft. Die Zusammen fassung vieler derarti ger Heimstätten zu großen Gartenvorstadt anlagen gibt nicht nur die Möglichkeit künst lerischer und städte baulich wünschenswer ter Lösungen, sondern auch die Gewähr wirt schaftlichster und da bei gediegener Ausfüh rung. — Der Erfolg dieses Systems der Wohnungsbeschaffung zeigt sich in der großen Nachfrage und im ra schen Absatz der Häu ser, welche nicht nur als Befreiung aus miß lichsten Wohnungsver hältnissen, sondern auch als gesundheitlicher und kultureller Fortschritt gewertet werden. — Über diesen Zweig des Wirkungs bereiches der Anstalt wird auf Wunsch durch Über sendung von Prospekten und Plänen näheres mitgeteilt; aber auch mündliche Anfragen werden jederzeit in den üblichen Bureaustunden in der Heimbauhilfe-Abteilung der Anstalt, Wien IX., Währingerstraße 25a, in bereit willigster Weise beantwortet. Der Platz, auf welchen die Anstalt durch ihre Grün dung gestellt wurde, hat sich durch ihre Arbeit zu einem Brennpunkt wichtiger Interessen des Österreichischen Wirtschaftslebens entwickelt und das gegenwärtige Bild ihres Schaffens eröffnet Aussichten auf eine noch wesent lich gesteigerte Entfaltung in der Zukunft. Heimbauhof-Kolonie am Wasserturm. 62