und Arkanist Samuel Stölzel nach Wien. Die Ausstellung führt uns unter Nr. 165 eine unscheinbare weisse Schokoladetasse vor mit der eingeritzten Inschrift: „Gott allein die Ehr und sonst keinem mehr“, darunter 1719 und „3 May“. Es ist wohl keine andere Erklärung zulässig als die, die Tasse mit Brinckmann für ein Versuchsstück aus einem der ersten Brände der Wiener Fabrik zu halten. Die Inschrift scheint aber anzudeuten, dass bereits einige verunglückte Versuche vorausgegangen sind, und der Verfertiger diesem gelungenen Versuche gegenüber es nicht mehr wagte, das Verdienst („die Ehr“) sich selber zuzuschreiben. Solche aus führliche Datierungen werden wir noch öfter antreffen und sie werden in den meisten Fällen wichtige Etappen in der Entwicklung der Fabrik bezeichnen. Eine der ersten künstlerischen Kräfte der Fabrik war der Thüringer Johann Gregor Herold, derselbe, dem später Meissen die glänzendste Periode seines malerischen Dekors verdankt und der im März oder April 1720 aus Wien entwich. Braun will die ersten in Wien gemalten Chinoiserien auf ihn zurückführen,*) und wenn man erwägt, mit welchem Geschmack die ältesten derartigen Malereien der Wiener Fabrik durchgeführt sind, so kann man nicht zweifeln, dass es ein starkes Talent war, das den Dekor der Wiener Porzellane der ersten Zeit in diese Bahnen wies. Man blieb ihnen auch treu, nachdem Herold längst Wien verlassen hatte. Die Schüssel aus dem Besitze des Fürsten Johann von und zu Liechtenstein mit der Inschrift „Viennae 17.5“ (zu ergänzen auf 1725) liefert ebenso den Beweis hiefürwie die spätere Ausstattung des Porzellanzimmers des Grafen Guido Dubsky in Brünn. Sehr bald aber erfährt der chinesische Dekor unter dem Ein flüsse des europäischen Geschmackes wesentliche Änderungen. Die eine beruht auf der Umwandlung der sogenannten „india nischen Blumen“ in „deutsche“, d. h. europäische Blumen, die aber noch immer eine nahe Verwandtschaft mit dem ostasiatischen Blumendekor zeigen, die andere besteht in der Verbindung dieses Blumenschmuckes, sei es nun des chinesischen oder euro päischen, mit dem sogenannten Laub und Bandlwerk, das unter *) Einleitung zum Kataloge der Ausstellung von Alt-Wiener Porzellan. Troppau 1903.