Die Genossenschaft der Posamentierer und der ihr zugeteilten verwandten Ge
werbe, die sich in nicht unbeträchtlichem Ausmaße an der gegenwärtigen Ausstellung
beteiligt, zählt zu den ältesten österreichischen Zwangsverbänden, welche sich die
Förderung der wirtschaftlichen Interessen und die Veredlung der Produktion ihrer
Mitglieder zum Ziele gesetzt hat. 1599 ist das Gründungsjahr der Posamentierer-
Innung Wiens. Schon in dem damaligen weit zurückliegenden Zeitpunkte hatte das
Gewerbe der Posamentierer eine hohe Stufe der künstlerischen Entwicklung er
reicht und vervollkommnete dann seine Arbeitsmethoden bis zu jener Glanzperiode,
die durch das Zeitalter der überaus gewerbefreundlichen Kaiserin Maria Theresia in
auguriert worden war. Die Materialien, an welchen sich die Kunst des Posamentierers
betätigte, waren und sind im Wechsel der Zeiten Gold, Silber, Seide, Schafwolle,
Baumwolle, Kunstseide, Flachs, Gummi, Leder, Bast, Papier u.a. Der edle Luxus, den
insbesondere in dieser Zeit der Hof der Kaiserin entfaltete, bot allen der Genossen
schaft zugehörigen Gewerben reichlichste Anregung für die Vervielfältigung und
künstlerische Veredlung ihrer Arbeiten. Schon damals gehörten der Genossenschaft
nicht nur die Posamentierer im engeren Sinne an, deren Tätigkeitsgebiet sich auf
den Aufputz von Kleidern und Möbeln erstreckte — auch die Zunft der Golddraht
zieher und Spinner, deren Gewerbetätigkeit gerade in jener entscheidenden Ge
schichtsperiode einen besonderen Aufschwung nahm, war der Posamentierer
genossenschaft angegliedert. Zu welch hervorragenden Leistungen sich in dieser
Zeit die Gruppe der Wagenposamentierer aufgeschwungen hatte, zeigen die noch
heute vielbewunderten Schaustücke in der Wagenremise in Schönbrunn. Spinnen,
drehen, weben, flechten und auch sonst die verschiedensten Handarbeiten gehörten
bereits zur Tätigkeit der Posamentierer und wurden von ihnen bis zur Vollkommen
heit betrieben. Auch in der Folge verstanden es die verschiedenen Branchen der
Posamenterie, sich nach dem jeweiligen Zeitgeist fortzuentwickeln und sich mit stets
wohlgelungenen, schöpferischen Leistungen der wechselvollen Gestaltung der Mode
anzupassen.
Später schloß sich noch der Zweig der Goldsticker, der berufen war, die in den
heimischen Werkstätten hergestellten Halbfabrikate, wie Gold- und Silberdrähte, Ge
spinste, Bouillon, Flitter, Perlen und Folien in mannigfaltiger Ausgestaltung zu einer