230 DIE FRAUENARBEIT. Linnenzeuge wurden aus den verfchiedenen Landftrichen Dalmatiens gebracht. Daneben glänzten die Aloefäden, aus denen manches fpitzenartige Krägelchen oder Tüchlein geknüpft war, und prangten die Teppiche und Decken in ihrer fröhlichen Farbenfchönheit und den undefinirbaren, weichen Linien ihrer fchwung- vollen, untadeligen Zeichnung. Mähren hatte im Pavillon für Frauenarbeiten weit reicher ausgeftellt, als es die vorgenannten Länder gethan. Es waren da die Weifsftickereien und die bunten Arbeiten zu finden, mit welchen die Bäuerin ihre Schürzen, Röcke und Kopftücher fchmückt, Coftümftücke mannigfacher Art, die Oberhemden mit Arm- und Flalsbefätzen, in fchwarzer oder gelber Seide geflickt, bunte Mieder mit fil- bernen oder goldenen Blumen bedeckt, weite Schürzen aus Wollftoff, aus Seide oder Sammt mit einer bunten Blumenbordüre geflickt; Kopftücher, wie fie die Mädchen zum Tanze und die Frauen zum Kirchgänge tragen; die Velums, lange breite Schärpen mit fchöner Stickerei in fchwarzer Seide.; Tücher in welche die Bauerfrau fich beim Opfergange des Sonntags hüllt; die abfonderlich geformten Hauben aus Tüll, mit weifsen Fäden durchzogen, die zierliche Deffins in den glatten Unterfloff bringen. Einige der Arbeiten welche hier Vorlagen, haben ihren Weg in die Welt hinausgefunden, wie die Lofchitzer Weifsftickereien, die Hotzenplotzer Spitzen, die mit Perlen durchftrickten Häubchen und Lätzchen. Die letztgenannte Arbeit wird in den fehr armen Bezirken des Landes angefertigt, und theils im Haufe verbraucht, wo die kleinen Kinder die fchweren, harten Perlenguirlanden im Ge webe der weifsen Häubchen, nach Landesfitte, im Sonntagsftaate tragen müffen, theils von Händlern und Haufierern einzeln aufgekauft, und nach dem In- und Auslande, nach Bayern, nach Ungarn, und insbefondere nach der Türkei verfandt. Ebenfo geht es mit den Weifsftickereien und den geklöppelten Spitzen; beide Arbeiten werden von den ärmften Bewohnerinnen des Landes angefertigt und gegen ein kleines Entgelt an Unterhändler yeräufsert, welche die billige Waare, mit reichem Gewinn, in die meiflen Kronländer Oefterreichs und hinaus in die Fremde fenden. Aufser diefen Spitzen und Stickereien war wenig verkäuflich, das da vom Dorfe zur Ausftcllung gewandert kam; die vielen gehäkelten und geflickten Schürzenbänder, die Tücher, die Oberhemden mit den prunkvollen, breiten Spitzenkraufen, die rothfeidchen Mieder, die Leibchen in Silberbrocat, und was da mehr von folchen Dingen erfchienen war, zeigte fich als flolzer Be- fitz der einzelnen Frau, der hier wohl prangen, aber wieder dahin zurückkehren follte, von wo er gekommen. Schlefien hatte nur einige Coftümftücke gebracht, darunter die langen, grell- rothen Strümpfe, den faltigen kurzen Weiberrock und das feidene Mieder, in welchen die Mädchen dort zu Lande erfcheinen; daneben zeigte fich eine primi tive Goldftickerei und ein Sortiment geklöppelter Spitzen, ähnlich denen, welche Mähren ausgeftellt, und die um ihrer Haltbarkeit und ihres befcheidenen Preifes willen reiche Verbreitung verdienten. Aus Galizien und aus der Bukowina war eine Menge fremdartiger Ob jecte, abfonderlicher, in Form, Farbe und Material eigenthümlicher Dinge zur Ausftellung gelangt. Diefe Länder, welche noch verhältnifsmäfsig ferne von der