■170 ARCHITEKTONISCHE ZEICHNUNGEN UND MODELLE. für die andern illuftrirt. — Wohl reichte das von Paris eingefandte Material weit zurück und wäre, flreng genommen, nicht ausftellungsfähig gewefen; aber das ändert die Thatfache nicht, fondern hat fie nur bekräftigt. Frankreich hat da durch wieder gezeigt, dafs es eben in dem Einen Punkte höher fleht, als alle andern Staaten: in der Anerkennung der Kunflthätigkeit als Factor nationaler Wohlfahrt und Gröfse. Auch die franzöfifche Ausflellung war unter der eigenthümlichen Gruppen- eintheilung in zwei getrennte Partien zerfallen, von denen die eine, mit den prächtigen, von Paris her und aus neuern vorzüglichen Publicationen bekannten Aufnahmen und Reflaurationen mittelalterlicher Burgen und Kirchen von Viollet- le-Duc, Queftel, Danuelle, Lameire, Laisne u. a. in den Loggien des Kunfthofes untergebracht war, wo auch Labroulte’s Nationalbibliothek, Vau doy er’s im Bau begriffene Kathedrale von Marfeille und die ungemein grofs- artig gedachten Reflaurationen des römifthen Forums von Bau dry fich fan den, — während im Seitenhofe des Hauptgebäudes Paris feine flädtifchen Gebäude in Originalzeichnungen, Photographien, Stichen und Modellen vorgelegt hatte. Höchft intereffant waren die fechs preisgekrönten Entwürfe für das Hotel de Ville, unter denen derjenige von Ballu undDeperthes die alte, aus dem 16. Jahrhundert flammende, trapezförmige cour d’honneur durch einen rechtwinkli gen Llof erfetzt und den erflen Preis davon getragen hatten. Ballu’s Name tritt uns auch bei den drei bedeutendflen Kirchen entgegen: S. Ambroife und S. Jofephc in romanifchem Styl, Ste. Trinite aber in überaus reicher, an diefer Stelle viel zu opulenter Renaiffance. Die Front ift eine Ueberfetzung der gothifchen Fagade von Notredame. Von Davioud, einem der bedeutendflen Repräfentante’n des neufranzöfi- fchen Stils, waren feine Theater, Chätelet und Lyrique, fowie das Orpheon ausge- ftellt; dann deffen fchöner Brunnen vor dem Theatre frangais in lebenswahrer Ausführung, derjenige aus dem Luxemburggarten im Modell und endlich der bekanntefle, S. Michel, in Zeichnungen und Photographien. — Detaillirte photo- graphifche Abbildungen des unglücklichen Palais de Juftice von Duc und des prächtigen zweigefchofsigen Säulenhofes im Tribunal de commerce von Bail ly find neben vielem Andern noch zu erwähnen. Unter den Belgiern (5 Ausfteller) brachte Carpentier in Beloeil drei beach- tenswerthe Kirchenprojecte. Als Backfleinbau ausgeführt, mit fpärlichen Glie derungen, machen fie in ihrer fchlichten Einfachheit einen aufserordentlich ruhi gen und wohlthuenden Eindruck. Die Brüffeler Börfe von Suys, von der ein anfpruchsvolles Modell in der Rotunde ftand, leidet dagegen nicht nur an fchlechten Verhältniffen, fchmucküberladenen barocken Einzelheiten, fondern auch an einem höchft unfehönen Rhythmus der Maffen. England (4 Ausfteller) brachte einige auf grofse malerifche Wirkung be rechnete Entwürfe, von denen derjenige für Eaton-Hall von Waterhoufe in feiner, an’s Venezianifche anklingender Gothik fehr bemerkenswerth ift, während eine ebenfo lebendige Gruppirung bei dem Entwürfe für den Juftizpalaft von Street mit dem innern Wefen eines folchen Baues nicht recht harmoniren will. In der Schweiz fanden wir die mit Spannung erwarteten Reflaurationen