Obstbau. Was den Obstbau anbelangt, so zeigt vor Allem Nieder- Oesterreich kein erfreuliches Bild. Wo wir hinsehen, ist der Obstbau nicht das, was er sein könnte. Yom Beginne dieses Jahrhunderts an sind die feinen Obstformen und deren Menge auf den Märkten Wiens in steter Abnahme begriffen. Ich will versuchen, dieses Schwinden der Obstmenge und der guten Obstformen durch ein Beispiel zu zeigen. Von 1810 bis 1830 fanden sich auf den Obstmärkten von Wien die uns wohl bekannten Namen von sehr feinem Tafelobst, als: Die ausgezeichnet feine Winterbirne Kaiser Franz; die sehr gute Winterbirne Erzherzog Carl; die sehr schöne, gute Winterbirne Kron prinz Ferdinand; die sehr gute Winterbirne Erzherzog Rainer; der sehr schöne, gute Winterapfel Kaiserin Karolina Augusta; der pracht volle Apfel Erzherzog Anton, welche heute sämmtlich von den Märkten verschwunden sind. In gleichem Maasse schwanden die fein sten Tafelobstformen, wurden jedoch durch Neues und Besseres nicht ersetzt. Ich habe ein Verzeichniss von 50 vorzüglichen Birnen und 30 Aepfeln, welche sich nicht mehr am Markte finden und in Menge vorhanden waren. Selbst an der Donau ist ein Rückschritt in Bezug auf Menge und Güte des zugeführten Obstes zu bemerken. Diess sind Erschei nungen, welche auffallen und allgemeine Beachtung finden sollten, denn das Obst ist kein geringfügiger Factor des allgemeinen Wohl standes und sollte namentlich in der „Weltstadt Wien“ nicht so sehr vernachlässigt werden. Es ist, da nur eine geringe Concurrenz besteht, das feine Obst auch übermässig theuer. Nieder-Oesterreich könnte den grössten Theil des Bedarfes an Obst selbst ziehen. Dazu ist aber noch kein Anfang gemacht. Namen und Formen der von dem Markte verschwundenen Früchte sind gewöhnlich nicht mehr bekannt, und so begnügt man sich mit den