Erfindung des Glases ist in Dunkel gehüllt. Lange genug ist JMI^die Erzählung des älteren Plinius von dem zufälligen Zusammen schmelzen von Sand, Salpeter und Asche unter dem Kessel phönizischer Kauf leute in gutem Glauben hingenommen worden, obgleich schon der für das Glasschmelzen erforderliche, durch freies Feuer nicht zu erzielende Hitze grad jene Erzählung als ein Märchen charakterisirt, welches keine festere Unterlage hat, als das von der Entstehung der Seidenwürmer aus den Augenbrauen einer Göttin und ähnliches mehr. Den Phöniziern mag die Ehre der Erfindung zugetheilt worden sein, weil sie anderen Völkern Glaswaaren zuführten, und weil bei den Römern in der letzten Zeit der Republik und später Sidon als Fabricationsort in hohem Grade angesehen war: die einzigen sicheren Spuren leiten aber nach Aegypten. Sehen wir gänzlich ab von den angezweifelten Berichten über gläserne Königssärge, über das mit dem Namen der Königin Hatasu (XV. Jahrh. v. Chr.) bezeichnete Halsband aus Perlen, die möglicherweise aus überglastem Thon bestehen, u. dgl. m., so bleiben als unverdächtige Zeugen übrig die Wandgemälde in Gräbern, insbesondere dasjenige von Beni-Hassan, welches Glasbläser bei der Arbeit zeigt. Hiernach kannten also die Aegypter vor ■4700 Jahren schon nicht nur die Bereitung der Glasmasse, die z. B. von den Assyrern sehr früh zum Emailliren von Thonfliesen und von den Aegyptern selbst zum Ueberziehen von Statuetten und Schmucksachen aus Thon verwandt worden ist, sondern auch das heute noch ebenso übliche Verfahren der Herstellung von Gelassen ganz aus Glas durch Ein tauchen des (bei uns Pfeife genannten) Rohres in die zähflüssige Masse und allmäliges Aufblasen des am unteren Ende des Rohres haftenden kleinen Glasklumpens.