gebilde. Es sind dies pflanzliche Formen, aber auch einzelne oder im Kampf stehende irdische und mythische Tiere. Die Verschiedenheit in Stil, Größe und Teilfarbe, im Variieren der Stellungen ist groß. Das Hineingezogenwerden der Zierformen in den Rankenschwung (wie beim Wolkenband und beim Silberlöwen, Tafel 20), das Zackige des Konturs, das Schlängeln langer Wolkenbänder, das meist energische Gehaben der Tiere, alles gibt Leben und Bewegung. Auch der Farben reichtum trägt hiezu bei. Beim bedeutendsten Stück der Gruppe (Ta feln 18—21) ist die sonst bei keinem Orientteppich gefundene Zahl von fünfundzwanzig Farben festgestellt. Wie in der Tier- und der Jagddarstellung Ideen vom Jenseits mit wirksam sein mögen, so spre chen sich klar vernehmlich naturmythische Vorstellungen im Tier kampf aus. Am reinsten im Fragment eines dem vorerwähnten fast gleichwertigen Teppichs (Tafeln 22, 23), bei dessen Tierkampfgruppe (Tafel 23) dem gelben Sonnenlöwen der Sieg über das mondhorn bewehrte, mit weißen Tupfen gemusterte, schwarze Rind zufällt. Auch Fabeltiere spielen diese Rolle. So unterliegt beim ersterwähnten Tep pich (Tafel 20) das aus China übernommene, als Jenseitstier flammend dargestellte Khilin, der furiosen Wucht von Buddhas heiligem, erst in Persien beflammten Fo-Hund. Mehr als die Zeichnung verleiht diesem Geschehen hier die Farbenpracht den Kleinodrang: sandgelb der an schleichende irdische Löwe, rostorange der Fabellöwe, seine Flam men flachsblau mit schwefelgelber Rippe, das Einhorntier seladon- farben mit rosaroter Bauchseite und kirschroten Herzen gemustert, die Flammen weiß mit blauer Rippe. Dazu ein leuchtendes Rubinrot als Hintergrund und Fondfarbe. Auch die Farbe der Bordüre (Tafel 21) spielt in diese Szene: ein köstlich variiertes Smaragdgrün. Über die sem ein raumfüllendes, dreischichtiges Geschlinge: eine zarte, löwen maskenbelegte, Blüten führende florale Ranke, die von einer stärke ren arabesken Ranke und einem breiten Wolkenbande, woran an den altiranischen Lebensbaum erinnernde Tierprofile haften, überdeckt und umspielt wird. Eine unterbrochenwellige Blütenranke schmückt, einem breiten Arabeskenband aufliegend, den elfenbeingrundigen Hauptstreifen der Bordüre beim erwähnten Fragment (Tafel 22), dem feinstgeknüpften Teppich dieser Gruppe (5160 Knoten). In einzelnen Stücken noch dichter geknüpft ist eine Gruppe mit ähn lichem zweischichtigem Dekor — eine Ranke manchmal arabesk — doch, von spärlich verwendeten Vögeln abgesehen, ohne Tiere. Auch diese können fehlen. Heratteppiche Nach der damals persischen Stadt Herat ist eine vom 16. bis zum 18. Jahrhundert dauernde, auf europäischen Bildern gut nachweisbare Gruppe genannt, die nicht nur in den Fondfarben — Feld rot, Rahmen grün, später grünblau — verwandt mit der vorhergehend besproche nen ist, sondern auch in Komposition und Dekor. Teils zeigt sie zwei Rankensysteme, teils nur eines, und in letzterem Fall das schon er wähnte, hier aber mit dem mächtig entwickelten, gezähnten, manch- 8