-»2 28 & Diese Anstalt war im Jahre 1873 gegründet worden. Die erste Ver anlassung dazu war wohl eher in der Person ihres Leiters gelegen, als dass sie aus der Nothwendigkeit der Sachlage hervorgegangen wäre. Der Chemiker Franz Ko sch, der früher Arcanist der Wiener Porzellanfabrik gewesen und nach deren Aufhebung zur Tabaksfabrication versetzt worden war, hatte ein ganz specielles Geschick auf dem Gebiete der Keramik bewiesen, und es erschien schade, solche Begabung und Erfahrung auf einem anderen, der Kunstindustrie fernstehenden Gebiete verwendet zu sehen. Ihn wieder seinem eigentlichen Berufe zurückzugeben, dadurch aber dem Kunstgewerbe nützlich zu sein, war das erste Motiv zur Gründung der »Chemisch-technischen Versuchsanstalt«, welche seiner Leitung unterstellt wurde. Ihre Aufgabe war eine doppelte: einmal sollte sie, wenn man den Ausdruck nicht missverstehen will, gewissermassen eine Erfindungsanstalt sein, welche dem Gewerbe neue Wege, neue Verfahrungs- weisen zeige und für dasselbe Versuche und Analysen anstelle. Zweitens aber trat sie in Verbindung mit der Kunstgewerbeschule. Das eigenthümliche Talent von Kosch warf sich nun auf die Erfindung neuer Decorationsweisen, auf Wieder erfindung oder Erleichterung alter Technik, zunächst insbesondere auf dem Gebiete der glasirten Keramik, des Emails und dann auch der patinirten und gefärbten Metalle. Alsbald machte sich das Bedürfniss geltend, diese neuen Findungen oder Verbesserungen auch künstlerisch zu erproben, und zu dem Ende wurde jene unter Macht’s Leitung stehende Schulabtheilung gegründet. Nunmehr mit der Uebersiedlung in das neue Schulhaus traten beide auch räumlich in Verbindung, sehr zum Vortheil der Sache, da, wie noch später erwähnt werden wird, aus dieser Verbindung ein besonderer Kunstzweig, der des gemalten Emails, in eine neue, dem Museum eigenthümlich angehörende Blüthe trat. Entsprechend den erweiterten Räumlichkeiten und dem immer wachsenden Interesse am Kunstgewerbe in allen Kreisen der Gesellschaft, sowie in allen Culturländern wuchs die Zahl der Schüler mehr, als es zu wünschen war, mehr, als Oesterreich sie brauchen und verwenden konnte. Es dauerte daher auch nicht lange, so wurden die ausgebildeten Schüler unserer Anstalt zahlreich in das Aus land gerufen, sei es als Lehrer, sei es als Künstler in den Fabriken. Das mag allerdings als ein Beweis für die Tüchtigkeit der Schule gelten, ist aber insofern auch zu bedauern, als vortreffliche, auf Kosten des Landes ausgebildete Kräfte in die Fremde zogen und der heimischen Industrie Concurrenz machten.