26 kommt und bald Professor, dann Director der Akademie und Hof baurath wird. Für die Bedürfnisse des modernen praktischen Lebens hatte er nicht viel Sinn; aber die Antike hatte er gründlich studirt, und seine Werke tragen immerhin ein achtensweithes in dividuelles Gepräge. Er baut von 1821 —1824 das Burgthoi, zui selben Zeit den Theseus- Tempel in dem gleichzeitig angelegten Volksgarten. Vorher hatte Schemerl von Leytenbach das Polytech- nicum errichtet; die alte Universitätsbibliothek, das Münzamt, das Gebäude der Nationalbank und das Landesgericht sind in der selben Epoche entstanden. Kräftiger entwickelt sich die Architektur ausserhalb Oester reichs; ihre classische Erneuerung früher beginnend und länger behauptend. Ueberall dieselbe Bevorzugung des Dorismus. Nebenbei entlehnt man sogar ägyptische Motive, weil man in der ägyptischen Kunst die Grundlage der griechischen erkennt. Die Lehren des Virtruv gemessen fast abergläubische Verehrung. Die Vorläufer in Deutschland sind Langhans und Gentz in Berlin, Weinbrenner in Karlsruhe. Ihren Höhepunkt aber erreicht die deutschclassi- sche Architektur in Leo von Klenze und Friedrich Schinkel. Ersterer in Paris unter Durand und dann in Rom herangebildet, kein origineller Künstler, aber in der Antike bewandert und befangen wie kaum ein Anderer, wird vom nachmaligen König- Ludwig I. für München gewonnen, und er erbaut 1816 die Glyp tothek, von 1819 an das Palais des jetzigen Regenten und mehrere andere Monumentalwerke, 1826 wird der Grundstein der Pinakothek und des südlichen Flügels der Residenz gelegt. Schinkel, nicht mit Unrecht der Thorwaldsen der Architektur genannt, arbeitet Hand in Hand mit Christian Rauch; Berlin konnte sich glücklich schätzen, gleichzeitig zwei solche Männer zu besitzen. Schon in der Königswache, dann aber vor Allem im Schauspielhause und in der Schlossbrücke erweist er sich als Renaissancekünstler, welchem es darum zu thun ist, nicht nachzuahmen, sondern zu verwerthen und neu zu gestalten. Und in dem alten Museum, welches er in den Zwanziger Jahren erstehen lässt, sehen wir ihn auf der Höhe seines Könnens und den Stil an der Grenze dessen, was er heute noch zu sagen und zu leisten vermag. Dass Schinkel wie kaum ein anderer Künstler die Architektur unter landschaft lichem Gesichtspunkte zu fassen verstand, und auch dem Kunst gewerbe für die Zeit bedeutungsvolle,, leider nicht kräftig erhal tene Impulse zu geben wusste, bleibt ihm unvergessen.