nehmen, romantische frauen könnten da jedenfalls ihrer würdige din- gerchen finden, aber man geht den weg der breiten heerstrasse. wie schrecklich, den wert eines Schmuckgegenstandes nach dem gemeinen wert des einzelnen seelenlosen infamen steines zu taxieren, der in ihn hineingefasst ist? ! ? ich sah einst einen dichter donaukiesel sam meln auf einer art von sanddüne und seine taschen damit füllen, hell braune, graue, grünliche, schwarzweisse, rostrote, er legte sie zu hause in eine schale von bergkristall, zeigte es seinen besuchem als seinen besten schätz, und in der tat war es einer, man blickte gleichsam wie auf den märchenhaften grund eines gebirgsflüsschens, wo man alles unerhört klar erkennt, man sah milde und dennoch leuchtende färben, obzwar es nur gesammelte donaukiesel waren, man taxierte nicht mehr nach dem marktwerte der weltenbörse, sondern nach dem werte, den das kultivierte äuge einer sache verleiht — — —. donaukiesel oder edelstein, was tuts, wenn er nur besonders ist ? ! gestickte taschen, pölster, gürtel, gürtelschnallen, haisketten, alles wäre wert, beson deren vorgeschrittenen exzeptionellen frauen zu füssen gelegt zu werden als anerkennung, dass sie dieser besonderheiten wert wären!? äuge, äuge, mit deinem fatalen historischen trüben blick von Jahr hunderten her, wann wirst du endlich schauen in die natur gottes, ohne zu zwinkern?!“ 1909 öffnete sich die kunstschau allen, brachte eine internationale Übersicht über die schöpferisch schaffenden, in allen folgenden kund- gebungen, die seit ihrer gründung erfolgten, ist sie in ihrem kem die gleiche geblieben: „eine kräfterevue österreichischen kunststrebens“. auch das verhalten der „geniessenden“ — für die meisten davon eine recht ironische benennung — ist seitdem dasselbe geblieben, die ge sprochenen und geschriebenen „herzensergüsse“ haben sich nicht ge ändert und man könnte eine ergötzliche auslese machen, dass sich die erregung jedesmal wieder einstellt und von neuem aufspringt, nenne ich ein gutes Zeichen, immer wenn mir jemand mit einer in der nase konzentrierten Verachtung zu beteuern sucht, dass er sich um die „neue kunst“ nicht schere, antworte ich: „das beruht auf gegenseitig- keit, die ,neue kunst* schert sich auch nicht um sie!“ dieses sichere, durch nichts zu störende und abzulenkende weg-wissen hat die künst- 1er der kunstschau, geführt und beraten von josef hoffmann, immer verbunden. WIEN APRIL 1927 L. W. ROCHOWANSKI