10 Ausbildung. 1687 kam Torii Kiyomoto nach Edo, ein Schauspieler und Maler von Theaterplakaten. Sein Sohn Torii Kiyonobu war der erste, der gedruckte Bildnisse von Schauspielern schuf und damit der Begründer einer Schule wurde, die für lange Zeit führend blieb. Das Verhältnis der ersten Mitglieder der Torii-Sippe zueinander ist sehr unklar und war Gegenstand erregter Diskussionen unter den For schern, völlig geklärt ist es audi heute noch nicht, doch ist am wahr- Kiyonobti I. scheinlichsten, daß Torii Kiyonobu I., der von 1664 bis 1729 lebte, Tajel 3—4 einen Bruder Kiyomasu I. hatte (1694?—1716?) und daß sein Neffe Kiyonobu II. Torii Kiyonobu II., der von 1706 bis 1763 lebte, auch Kiyomasu Tafel 3 signierte. Torii Kiyonobu I. erweist sich in seinen mehrfigurigen Blättern als ein Meister der ausgewogenen, klaren Komposition. Seine Schau spielerbildnisse sollte man lieber Rollendarstellungen nennen, denn er gibt niemals ein Bildnis des darstellenden Menschen, ebensowenig taten das die Angehörigen seiner Schule, sondern ein Bild des dar gestellten; nicht der Schauspieler, sondern die Bühnenfigur ist das Thema. Daher finden auch die Requisiten einer Rolle, die Andeutung eines Schauplatzes, die Wiedergabe der Aktion ihren gebührenden Platz in seinen Bildnissen und in denen seiner Schüler und Nach folger. Aus demselben Grund ist auch das Bildnis oft nicht auf eine Person beschränkt, sondern bringt zwei Schauspieler in einer für das Stück bezeichnenden Szene. Vom reinen Historienbild oder von der Theaterszene unterscheiden sich diese Darstellungen allein schon da durch, daß die Schauspieler sehr oft in der Beschriftung bezeichnet sind, daß sie das von ihnen getragene Kostüm zeigen, und dadurch, daß sie fast immer durch ihr eigenes Wappen (Mon) gekennzeichnet sind. Erst viel später und bei Künstlern anderer Richtungen findet auch der Mensch im Schauspieler Beachtung, nie dagegen kommt es im japanischen Holzschnitt etwa dazu, daß nur der Mensch, der Schauspieler als Privatmann, losgelöst von der Rolle, dargestellt würde. Schon die Holzschnitte der frühesten Meister waren manchesmal bemalt worden, meist mit Rot und Gelb. Bei den Schauspielerbild- nissen wird diese mit der Hand zugefügte Bemalung nun immer häufiger, wobei nach 1710 ein neuer Farbzweiklang: Rosa-Grün, die Herrschaft antritt und mehr als zwei Jahrzehnte behält. Bald nach 1740, also mehr als zehn Jahre nach dem Tod des ersten Kiyonobu, vielleicht 1743, enschloß man sich, diese beiden Farben, später ver mehrt um eine dritte, ein Gelb oder ein Blau, das auch manchmal das Grün eisetzte, nicht aufzumalen, sondern mit eigenen Platten aufzu- drucxen. Wenn aber das Jahr 1743 somit audi als das eigentliche Geburtsjahr des Farbholzschnittes angesehen werden muß, so be zeichnet es doch keineswegs einen großen künstlerischen Einschnitt, da sich die farbig gedruckten Blätter von ihren bemalten Vorgängern oft nur durch eine etwas genauere Entsprechung von Kontur und Farbe unterschieden. Die Torii-Meister der zweiten und dritten Generation, also auch