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Toyokuni
Tafel 34, 33
Kunisada
Tafel 37, 38
Kuniyoshi
Tafel 39
eine weitere Tätigkeit seines Lehensmannes in Verbindung mit dem
nicht hoffähigen Volkstheater nicht duldete, und gegen den Befehl
eines Feudalherrn gab es damals keine Widerrede. Tatsächlich soll,
einer freilich nicht ganz verbürgten Nachricht zufolge, der Meister
unter seinem alten Namen noch später als No-Tänzer wieder auf
getreten sein. Das Melodrama, das europäische Autoren aus seinem
Leben zu machen versuchten, entbehrt jeder wirklichen Grundlage.
Seine kurze Tätigkeit ist wohl auch der Grund dafür, daß er in
Japan selbst vergessen wurde und erst von Europa aus wieder
entdeckt wurde. Heute gilt er als einer der Größten auf seinem
Gebiet, und seine Blätter mit den großartigen, ausdrucksvollen
Köpfen, mit den eigenwillig gezeichneten Ganznguren gehören, zum
Teil auch weil sie oft nur in sehr wenig Exemplaren erhalten sind,
zu den kostbarsten Schätzen der Sammler und Museen.
Sharakus Einfluß ist deutlich zu spüren im Schaffen des letzten
großen Meisters, der noch ganz im Banne der bisher gezeigten Tra
dition stand, des Utagawa Toyokuni (1769—1825). Dieser, ein
Schüler des Utagawa Toyoharu, begann mit Darstellungen, in denen
er, ähnlich wie Eishi und Utamaro, den Stil Kiyonagas in persön
licher Art weiterführte, doch ließ er sich audi von anderen Meistern
stark beeinflussen. Später wendete er sich mehr und mehr dem Schau
spielerbild zu, wobei neben Sharaku auch Shunei Einfluß auf ihn
gewann. Obwohl er dauernd unter fremden Einflüssen stand, war
doch seine eigene künstlerische Persönlichkeit so stark, daß man in
seinem riesigen Lebenswerk immer wieder neben durchschnittlidien
Blättern solchen von hoher Vollendung begegnet. Er war auch ein
beliebter Lehrer und die Zahl seiner Schüler und Enkelschüler ist
kaum zu überblicken. Alle Schüler bildeten ihren Namen mit der
zweiten Silbe des seinen, alle Enkelschüler den ihren wieder mit der
zweiten Silbe des Namens ihrer Lehrer. Und diese Uniformität ist
ein sprechendes Symbol für die Gleichförmigkeit ihrer Kunst, die
eine sichere Zuschreibung unsignierter Blätter an einen bestimmten
Künstler der Utagawa-Schule fast unmöglich macht. Gerade die ins
Unüberschaubare steigende Flut von Blättern dieser Schule, die thema-
tisdi immer mehr ins Sensationelle, Blutrünstige, formal immer mehr
ins Überladene, Grelle und Bunte geriet, die zudem nach 1856 vom
Danaergeschenk der europäischen synthetischen Farbstoffe unbegreif
lich begeistert Gebrauch machte, hat dem Ruf des späten Holz
schnittes sehr geschadet. Zwei von den Schülern Toyokunis heben
sich, längst nicht in allen ihren Blättern, aber doch in manchen, von
diesem unerfreulichen Hintergrund ab. Der eine ist Kunisada (1786
bis 1864), der sich nach dem Tode seines Lehrers als dessen Erbe
fühlte und seit 1844 Toyokuni II. signierte. Er hat manches schöne
Sdiauspielerbild geschaffen und dem Typus des Brustbildes gelegent
lich eine neue, fast plakatmäßige Wirkung verliehen. Der zweite ist
Kuniyoshi (U9_7—1861), der sich ganz auf die Sdiilderung auf
regender Ereignisse aus Geschichte und Sage einstellte und dabei oft
ein erstaunliches Talent für die Komposition vielfiguriger Szenen