6 Künstler mit sparsamsten Mitteln nur die wesentlichsten Merk male der äußeren Gestalt, um dadurch, dem Geiste der chinesischen Sungkunst entsprechend, das Uebersinnliche der Erscheinung in seiner ganzen Bedeutung zu erfassen. Die Bildnisse der als heilig verehrten buddhistischen Priester zeigen in der älteren Zeit noch starken seelischen Ausdruck und eine Vergeistigung, an deren Stelle später eine subtile Wiedergabe der äußeren Formen tritt (Nr. 9 und Nr. 10). Aehnliches gilt für die Tierbilder und für die Landschaften der Sammlung. Auch sie gehen, ebenso wie die Bildnisse der Priester, in ihrem Ursprung auf die chinesische Sung- malerei zurück. Die Wiedergabe des Adlers Nr. 14, in welchem der Künstler das Wesen der Kreatur in ihrem Zusammenhang mit dem Weltganzen zu erfassen sucht, könnte auch im Hinblick auf die weiche, malerische Pinselführung noch einem Meister der Sungzeit zugeschrieben werden, während man bei den verschie denen Raubvögeln (Nr. 15 bis Nr. 17) fast stufenweise den Ueber- gang vom Geistigen zu einer immer virtuoseren Behandlung des Stofflichen verfolgen kann. Und dasselbe gilt für die Darstellung der Affen, Nr. 20 bis Nr. 23. Der bedeutendste Zweig der ostasia tischen Kunst war die Landschaftsmalerei. Sie wurzelt in der Lehre der buddhistischen Chansekte, die in jedem kleinsten Teil der landschaftlichen Natur ein Sinnbild für die Unendlichkeit des Weltalls erblickt. Diese religiöse Landschaftsmalerei, die ihre höchste Blüte in der Sungzeit erreichte, wurde durch die großen Meister des 14. bis 15. Jahrhunderts aus China nach Japan ver pflanzt. Die Landschaftsbilder Nr. 27 bis Nr. 30 geben eine Vor stellung von dieser Kunst, die in Japan von den Malern der Kano- sehule noch im 18. Jahrhundert geübt wurde. Während die buddhi stische Malerei Japans, ebenso wie die Tiei> und Landschafts malerei im wesentlichen von China abhängig war, ging die Profan malerei eigene Wege. Diese, als Yamato-E bezeichnete Schule, hat ihr Bestes im Porträt und in der erzählenden Malerei gegeben; das Bildnis des Tenjin Nr. 12 und das kleine Bildchen Nr. 13 sind noch gute Beispiele dieser älteren nationalen Kunst. Sie hat ihre Fortsetzung in der volkstümlichen Richtung des Ukiyo-E ge funden, die hier durch die Bilder Nr. 33 bis Nr. 37 gut vertreten ist. M. Stiaßny V. Griessmaier