OESTERREICHISCHES MUSEUM FÜR
KUNST UND INDUSTRIE, WIEN
VEREIN DER FREUNDE ASIATISCHER
KUNST UND KULTUR, WIEN
AUSSTELLUNG
OSTASIATISCHE MALEREI
AUS DEM MUSEUM V. D. HEYDT, EYSDEN, HOLLAND
CHINESISCHES LACKGERÄT
AUS VERSCHIEDENEM BESITZ
FRÜHJAHR 1937
ÄS
KRYSTALL-VERLAG GES. M. B. H., WIEN
AUSSTELLER:
Oeffentliche Sammlungen
Staatliche Museen, Berlin
Museum für Ostasiatische Kunst der Stadt Köln
Museum für Völkerkunde, Wien
Private Sammlungen:
Museum V. d. Hey d t, Eysden, Holland
Frau H. Bunzel, Wien
Herr W. Burchard, London
Herr A. Exner, Wien
Herr A. Förster, Wien
Herr E. Förste r, Wien
Herr F. Löw-Beer, Svitavka, C.S.R.
Herr C. T. Loo, Paris
Herren Rosenstrauch und Löw y, Wien
Herr R. Schmidt, Wien
Herren Spink & Son, London
Frau J. V. W i e s n e r, Wien
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VORWORT
Die gegenwärtige Ausstellung enthält ostasiatische Malereien und
chinesisches Lackgerät. Die Malereien hat Baron Dr. Eduard v,
d. Heydt in großzügiger Weise zunächst für die Ausstellung zur
Verfügung gestellt, um sie dann dem Oesterreichischen Museum
für Kunst und Industrie als Leihgaben zu überlassen.
Die Anregung, chinesische Lackkunst in einer entwicklungsgeschicht -
lichen Darstellung zu zeigen, geht von den Herren Fritz Löw-Beer
und Dr. Otto Mänchen-Helfen aus. Die Sammlmig Löw-Beer, die
zwei Jahrtausende umfaßt, bildet in einer vorzüglichen Auswahl
den Kern unserer Ausstellung chinesischer Lacke. Die Ersehließimg
dieses Materials ist für unsere wissenschaftlichen Arbeiten von
hoher Bedeutung und gibt zugleich dem Publikum Gelegenheit, ein
in Wien bisher fast unbekanntes Kunstgebiet kennen zu lernen.
Wir sind darum den genannten Herren, ebenso wie allen anderen
Ausstellern, vor allem den Museen, die uns kostbares Kunstgut an -
vertraut haben, zu ganz besonderem Dank verpflichtet. Es ist uns
ein Herzensbedürfnis, dies auch an dieser Stelle zum Ausdruck zu
bringen. Herzlichen Dank sagen wir Herrn Viktor Heinrich Schmidt,
der für die Katalogisierung der ostasiatischen Bilder die Lesung der
Inschriften besorgte und den Bearbeitern die Verwertung japani -
scher Literatur ermöglichte.
M. Stiaßny R. Ernst
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EINFÜHRUNG
Die hier zur Schau gestellten ostasiatischen Bilder stammen im
wesentlichen aus dem Besitz von Raphael Petrucci, dem bedeu -
tenden italienischen Gelehrten, Philosophen und Künstler, der in
Paris und Brüssel schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts ost -
asiatische Gemälde gesammelt hat. Nach seinem Tode erwarb Baron
Eduard von der Heydt diese Sammlung und stellte sie zuerst im
Hause Yi Yüan in Amsterdam aus. Im Jahre 1925 wurden die
Bilder durch die Galerie Kleykamp in Amerika gezeigt und im
Winter 1934/35 im Kunstgewerbemuseum in Zürich. Aus dieser
Sammlung, die von der Heydt noch durch verschiedene Neuerwer -
bungen bereichert hatte, kam der größte Teil der chinesischen Bilder
im vergangenen Jahre als Leihgabe nach Genf, während die japa -
nischen und einige chinesische Bilder nunmehr in Wien zur Auf -
stellung gelangten.
Beide Kunstfreunde hatten nicht die Absicht, ihre Sammlung nach
entwicklungsgeschichtlichen Gesichtspunkten aufzubauen, doch kann
man die Bilder ihrem Gegenstände nach in verschiedene Gruppen
gliedern und innerhalb dieser Gruppen Stilveränderungen fest -
stellen. Die ältesten Werke der Sammlung gehören der buddhisti -
schen Vorstellungswelt an; die Amidalehre, durch welche die
strenge Auffassung von dem weltenfernen Buddha der Frühzeit all -
mählich verdrängt worden war, hatte zur Entstehung von Bildern
geführt, in welchen Amida mit seinen Begleitern als Erlöser aus
dem Paradiese zu den Menschen herabsteigt. Den Uebcrgang von
der älteren, noch streng hieratischen Auffasstmg, zeigt Nr. 1, wäh -
rend spätere Bilder, wie Nr. 3 und 4, auf welchen der Buddlia
in festlicher Aufmachung mit vielen seiner himmlischen Begleiter
gegeben ist, den Gläubigen schon die Freuden des Paradieses ahnen
lassen. Der künstlerische Ausdruck wird in diesen Kultbildern
unterstützt durch eine bis zum feinsten gesteigerte malerische Avis -
führung. Einem anderen Vorstellungskreis des buddhistischen Glau -
bens gehört der machtvolle Bodhidharma Nr. 2 an; hier gibt der
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Künstler mit sparsamsten Mitteln nur die wesentlichsten Merk -
male der äußeren Gestalt, um dadurch, dem Geiste der chinesischen
Sungkunst entsprechend, das Uebersinnliche der Erscheinung in
seiner ganzen Bedeutung zu erfassen. Die Bildnisse der als heilig
verehrten buddhistischen Priester zeigen in der älteren Zeit noch
starken seelischen Ausdruck und eine Vergeistigung, an deren
Stelle später eine subtile Wiedergabe der äußeren Formen tritt
(Nr. 9 und Nr. 10). Aehnliches gilt für die Tierbilder und für die
Landschaften der Sammlung. Auch sie gehen, ebenso wie die
Bildnisse der Priester, in ihrem Ursprung auf die chinesische Sung-
malerei zurück. Die Wiedergabe des Adlers Nr. 14, in welchem der
Künstler das Wesen der Kreatur in ihrem Zusammenhang mit
dem Weltganzen zu erfassen sucht, könnte auch im Hinblick auf
die weiche, malerische Pinselführung noch einem Meister der
Sungzeit zugeschrieben werden, während man bei den verschie -
denen Raubvögeln (Nr. 15 bis Nr. 17) fast stufenweise den Ueber-
gang vom Geistigen zu einer immer virtuoseren Behandlung des
Stofflichen verfolgen kann. Und dasselbe gilt für die Darstellung
der Affen, Nr. 20 bis Nr. 23. Der bedeutendste Zweig der ostasia -
tischen Kunst war die Landschaftsmalerei. Sie wurzelt in der
Lehre der buddhistischen Chansekte, die in jedem kleinsten Teil
der landschaftlichen Natur ein Sinnbild für die Unendlichkeit des
Weltalls erblickt. Diese religiöse Landschaftsmalerei, die ihre
höchste Blüte in der Sungzeit erreichte, wurde durch die großen
Meister des 14. bis 15. Jahrhunderts aus China nach Japan ver -
pflanzt. Die Landschaftsbilder Nr. 27 bis Nr. 30 geben eine Vor -
stellung von dieser Kunst, die in Japan von den Malern der Kano-
sehule noch im 18. Jahrhundert geübt wurde. Während die buddhi -
stische Malerei Japans, ebenso wie die Tiei> und Landschafts -
malerei im wesentlichen von China abhängig war, ging die Profan -
malerei eigene Wege. Diese, als Yamato-E bezeichnete Schule,
hat ihr Bestes im Porträt und in der erzählenden Malerei gegeben;
das Bildnis des Tenjin Nr. 12 und das kleine Bildchen Nr. 13
sind noch gute Beispiele dieser älteren nationalen Kunst. Sie hat
ihre Fortsetzung in der volkstümlichen Richtung des Ukiyo-E ge -
funden, die hier durch die Bilder Nr. 33 bis Nr. 37 gut vertreten ist.
M. Stiaßny V. Griessmaier
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I
ZEITTAFEL
China
Zeit der kämpfenden Reiche
Ts’in
Han
Sechs Dynastien
Sui
T’ang
Fünf Dynastien
Sung
Yüan
Ming
Ts’ing (Mandschu)
Japan
Nara-^it
Heian- und Fujiwara-Zeit
Kamakura- und Hojo-Zeit
Ashikaga-Zeit
Toyotomi- und Tekugawa-Zeit
481—221 V. Chr.
221—206 V. Chr.
206 V. Chr. — 220 n. Chr.
220— 589
581—<618
618—906
907— 960
960—1279
1280—1368
1368—1644
1644—1912
710—794
794—1185
1185—1337
1337—1573
1573—1868
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MALEREI
1. AMIDA MIT KWANNON UND SEISHl, auf Wolken stehend.
Der Buddha erhebt die rechte Hand im Gestus der Belehrung
(Dharmacakramudra), Kwannon hält den Lotoskelch bereit, um
die Seele eines Gläubigen zu empfangen, Seishi faltet die Hände
zum Gebet. Blau grundierte Seide mit Deckfarben, Blatt -
gold und feine Goldzeichnung. Japan, frühe Fujiwarazeit.
151.8X89 cm. Lit. Jan Kleykamp Collection, Catalogue of Chinese
and Japanese Paintings von B. Läufer,') New York 1925,
Nr. 40, T. 16 u. 17; Wegleitungen des Kunstgewerbemuseums
der Stadt Zürich Nr. 122, Die ostas. Gemälde d. Slg. von der
Heydt, von Otto Fischer,-) 1934, Seite 14.
Abbildung; Tafel I.
2. BODHIDHARMA, einer der 28 indischen Patriarchen, der im
6. Jlir. n. Chr. aus Indien nach China gewandert ist. Farben und
Tusche auf grober Seide, mit Naht in der Mitte. China, Sung-
odcr Yüan-Zeit. 152.5x70 cm. Lit. Läufer, Nr. 52,
Abbildung: Tafel II.
3. AMIDA IN DHYANIHALTUNG, umgeben von Bodliisattvas,
auf Wolken aus dem Paradiese herabschwebend. Gold und
Tusche auf braunem Papier mit blauschwarzem Hintergrund.
In der oberen rechten Bildecke religiöse Inschrift. Japan, 15.
Jhr., 59X29.3 cm. Lit. Läufer, Nr. 42, T. 21; Wcndingen, Monats -
schrift für Kunst und Literatur,®) 1921, S. 18.
Abbildung; Tafel III.
4. AMIDA MIT DEN 25 BODHISATTVAS, aus dem Paradiese
herabschwebend, erscheint einem betenden Mönch. Deckfarben
und Gold auf blaugrundierter Seide. Japan, 16.—17. Jhr.
87X42.5 cm, Lit. Läufer, Nr. 44.
') Weiterhin als Läufer bezeichnet.
^) Weiterhin als Fischer bezeichnet.
®) Weiterhin als Wendingen bezeichnet.
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5. FÜDO, Gott der Weisheit, einer der 8 Schutzgötter der Astro -
logie, mit seinen Begleitern Seitaka und Kongara. Deckfarben
auf braunem Papier. Rechts unten Inschrift: „Shusei malte
dieses Bild ehrfurchtsvoll im Alter von 69 Jahren“. Japan,
Kanoschule, 17.—18. Jhr., Stil der Kamakurazeit. 96.5X47.5 cm-
Vergleiche S. Tajima, Selected Relics of Japanese Art,*)
Bd. XX, T. XIII, Bd. IV, T. XIV.
6. DSCHUNG KUEI, Teufelsaustreiber, umgeben von dienstbaren
Teufeln. Leichtgetönte Farben auf gi’^ober Seide. China, 17.—18,
Jhr. 81X40 cm. Lit. Läufer, Nr. 22.
7. SHOKI, Teufelsaustreiber, in Angriffsstellung mit gezücktem
Schwert. Tusche auf grauem Papier. Japan, 18. Jhr. 48X26.8 cm.
Vergl. E. Grosse, Die ostasiatische Tuschmalerei, Berlin, 1922,
T. 152. Lit. Läufer, Nr. 57, T. 20.
8. DARSTELLUNG DES HÖLLENGERICHTES. Deckfarben auf
Seide. China, 18. Jhr. 139x78.5 cm. Lit. Läufer, Nr. 21.
9. BILDNIS EINES BUDDHISTISCHEN PRIESTERS mit einem
dienenden Mönch. Deckfarben und Gold auf getöntem Papier.
Japan, 16. Jhr., 68.5x46.5 cm. Vergl. W. Cohn, Ostasiatische
Porträt-Malerei, Leipzig, 1922, T. 18. Lit. Läufer, Nr. 53, T. 15;
Fischer, T. 17; Wendingen, S. 23,
Abbildung: Tafel IV.
10. BILDNIS EINES BUDDHISTISCHEN PATRIARCHEN. Deck -
farben und Gold auf Seide. Japan. Am oberen Büdrand lange
Inschrift mit der Datierung; Im Frühsommer 1822. 128x50.3 cm.
Vergl. Tajima, Bd. XIV, T. XII. Lit. Läufer, Nr. 54, T. 22;
Wendingen, S. 22.
11. TAOISTISCHE FEE, rechts oben glückbedeutende Inschrift.
Leichte Farben und Tusche auf heller Seide. China, 19. Jhr,
121X41 cm.
*) Weiterhin als Tajima bezeichnet.
10
12. BILDNIS DES TENJIN (Sugawara Michizane, 847—903).
Deckfarben auf Seide. Japan, Tosaschule, XIV. bis XV. Jhr.
89.5X40.6 cm. Vergl. Ars asiatica, Bd. XIV, T. 12; Tajima,
Bd. XVII, T. XVII. Lit. Läufer, Nr. 64.
Abbildung; Tafel V.
13. SZENE AUS DEM ISE MONOGATARI: Der Dichter Narihira
besingt auf der Flucht von Kyoto die Schönheit des Berges
Asama. Papier mit Deckfarben und Goldauflage auf kreidiger
Schicht. Japan, Momoyama-Periode, 1573—1615. 27.5X23 cm.
Lit. Fischer, S. 18.
14. ADLER AUF EINEM .BAUMSTAMM. Tusche auf gelblich-
braunem Papier. Japan? 14.—15. Jhr. 125X51.5 cm. Lit. Läufer,
Nr. 73. Abbildung: Tafel VI.
15. RAUBVOGEL AUF EINEM WEIDENSTAMM. Tusche auf
grauem Papier. Japan, Art des Sesshu (1420 bis 1506).
109X46.5 cm. Vergl. Kokka, Nr. 210. T. V.
16. FALKE AUF EINEM AHORNBAUM. Farben und Tusche auf
brauner Seide. Bez. Riosei. Japan, 2. Hälfte 17. Jhr. 101.5X34 cm.
Vergl. Kokka, Nr. 126, T. II (Falke von Toshuku). Lit. Läufer,
Nr. 74.
17. RAUBVOGEL AUF KNORRIGEM WEIDENSTAMM, in einer
Höhlung des Baumes ein Affe, der ängstlich zu ihm empor -
blickt. Tusche und Farben auf braunem Papier. Japan, 18. Jhr.
84.5X42 cm. Lit. Läufer, Nr. 76.
18. REIHER IN SCHILFLANDSCHAFT. Tusche auf braunem
Papier. Japan, Art des Sesson (um 1480—1560). 54x37 cm.
Vergl. Kokka Nr. 121, T. I; Tajima, Bd. XX, T. XII. Lit.
Läufer, Nr. 71. Abbildung: Tafel VII.
19. VOGEL AUF BAMBUSZWEIG. Tusche auf grauem Papier.
Japan, 17. Jhr. Kanoschule. 105x39.5 cm. Lit. Läufer, Nr. 65.
20. bis 22. AFFEN IN FELSLANDSCHAFTEN. Tusche auf grauem
Papier. Eines der Bilder bez.: Soga Choku-an, II. Japan, 2.
Hälfte 16.—17. Jhr. 115.5, bezw. 114x47 cm. Lit. Läufer, Nr. 77;
Fischer, S. 19. Abbildung: Tafel VIII.
11
23. SITZENDER AFFE. Tusche auf Papier. Bez. Mori Sosen. Japan,
1747—1821. 34X51 cm. Lit. Läufer, Nr. 78, T. 18; Fischer, S. 18
u. Titelblatt. Abbildung: Tafel IX.
24. BLÜHENDE MAGNOUEN UND PÄONIEN. Zarte Deckfarben
auf Papier. Bez. Nan T’ien Shou-p’ing (Yün Shou-p’ing), China,
1633—1690. 83.3X42.8 cm. Lit. Läufer, NT. 31.
25. ZWEI VÖGEL AUF EINEM BLÜHENDEN APFELBAUM.
Leichte Farben auf Seide. China, 18. Jhr. 95.5X39.5 cm. Lit-
Läufer, Nr. 33.
26. BLÜHENDER PFLAUMENBAUM UND VOLLMOND. Tusche
auf Papier. Japan, 19. Jhr. 116.5X58.5 cm.
27. SEELANDSCHAFT mit seitlichen Felskulissen und Dschunke.
Ausschnitt aus einer Breitrolle. Tusche auf Seide. Japan, Art
des Sesshu (1420—1506). 33X44 cm. Vergl. Tajima, Bd. XVII,
T. XXX u. Bd. VII, T. XXIX/2.
28. GEBIRGSLANDSCHAFT. Tusche auf braunem Papier. Japan,
Art des Sesshu. 104X48 cm.
29. SEELANDSCHAFT mit Segelschiffen unter einem Felsbogen.
Tusche auf Papier. Japan, Kanoschule, 18. Jhr. 113X55 cm.
Lit. Fischer, S. 16.
30. HERBSTLANDSCHAFT, im Vordergrund Häuser, im Hinter -
grund Bergketten hinter Nebelschwaden. Tusche auf Papier.
Japan, Kanoschule, 18. Jhr. 113x55 cm.
31. HÜGELLANDSCHAFT mit Kiefern und blühenden Bäumen,
Deckfarben auf Seide. Bez. Esai (Schüler des Shunei). Japan,
um 1800, Stil der Tosaschule. 111.5X44 cm. Lit. Fischer, S. 18.
32. BILD EINER FRAU MIT SAITENINSTRUMENT. Deckfarben
auf graubraunem Papier. Rechts unten Inschrift: „Gemalt von
Hoko Tsukioka Settei“ (Hoko ist ein Ehi-entitel). Japan, Osaka,
1709 bis 1786. 102X46.5 cm.
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33. BILD EINER KURTISANE. Deckfarben auf hellbraunem Papier,
Japan, Anfang 18. Jhr. Kwaigetsuduschule. 104.5X41.5 cm. Vergl.
J. Kurth, Studien zur Kunstgesch. d. jap. Holzschnittes, Ostas.
Zeitschr., Bd. II, S. 306. Lit. Fischer, S. 18.
34. bis 37. DARSTELLUNGEN AUS DEM LEBEN DER FRAUEN
IN DEN VIER JAHRESZEITEN. Tusche und zarte Deckfarben
auf Seide. Bez. Teisai (Teisai Hokuba, Schüler des Hokusai).
Japan, 1770 bis 1844. Zirka 41x64.5 cm. Lit. Läufer, Nr. 86;
Fischer, S. 20.
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ZUR EINFÜHRUNG
Hausrat und Holzgefäß, Sarg und Waffe sind in China von frü -
hester Zeit an gelackt worden. Das dem Lackbaum abgezapfte
Harz umzieht, mit breitem Pinsel aufgestiichen, in Dunkel und
Feuchtigkeit erhärtet, den Gegenstand mit einer schützenden Haut,
die glänzende und spiegelnde Fläche wirkt zugleich als Zier. Im
Alltag erfüllt der Lack bis heute diese beiden Funktionen; er ist
Schutz und Schmuck in einem. Was die Chinesen in zwei Jahr -
tausenden aus dem schlichten Werkstoff schufen, bis in die Zeiten
des Verfalls nie wider seine Natur, die dazu bestimmt ist, dem Ge -
rät zu dienen, auch wenn er es ins Festlichste erhöht, reiht sich
den anderen Zweigen ihrer Kunst ebenbürtig an die Seite. Sie haben
alle Möglichkeiten künstlerischer Gestaltung, die der Lack bietet,
erschöpft.
Die ältesten Funde stammen aus dem zweiten Drittel des 1. Jahr -
tausends V. Chr. Aus den Gräbern von Alt Lo-yang sind Trümmer
von schwarz, rot und weiß gelackten Gefäßen, Möbeln, Holz -
skulpturen, Wagenteilen und Särgen ans Licht gekommen, Bronzen,
die in den mitgegossenen oder geritzten Vertiefungen des Dekors
Lackeinlagen tragen. Von der Lackmalerei der letzten Jahrhun -
derte der Chou gibt das wenige, das bis jetzt bekannt wurde, mehr
Andeutungen als Kunde. In der Han-Zeit hat die Lackkunst eine
in vielem nicht wieder erreichte Höhe erreicht. Ausgrabungen, vor
allem jene in den Gebieten damaliger chinesischer Siedlung in
Korea, haben eine Fülle von Kunstwerken zu Tage gefördert. Viele
von ihnen sind in staatlichen Werkstätten, bei weitgehender Ar -
beitsteilung, erzeugt worden. Man hat mit Lackfarben, unter denen
auch schon Gold und Silber Vorkommen, gemalt, der Lack wurde
geritzt imd bisweilen mit Silber und Gold eingelegt, eine Technik
(p’ing t’o, japanisch heidatsu), die in den folgenden Jahrhunderten
ihre höchste Blüte erreichte.
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Von der Lackkunst der T’ang ist in China selbst so gut wie nichts
erhalten, wohl aber in Japan, wo die chinesischen Werke, Vor-
bdder der damals aufkommenden einheimischen Lackkunst, auf
das höchste geschätzt wurden. Sie zeigen reiche Verwendung von
^Id, Goldmalerei und Ritzungen, gefüllt mit Gold. Daneben er-
Ireut sich die Verbindung von Lack und Perlmutter besonderer
Beliebtheit. In der T’ang-Zeit soll auch das Schnitzen des Lacks
aufgekommen sein. Der Künstler trägt, zumeist auf Holzgrund, eine
Lackschicht auf, läßt sie trocknen, darauf eine zweite, dritte und
so weiter, bis die Schichten dick genug sind, um mit dem Messer
geschnitten zu werden. Läßt man die Farben der Schichten wech-
se^, so geben sie dem Relief, je nach der Tiefe, bis in die der
Schnitt geführt wird, Buntheit. Beispiele für den alle wechselnden
Schichten bloßlegenden Schrägschnitt sind aus dem 8. Jahrhundert
bekannt, er blieb von da an meist mit einer besonderen Art kurven -
reichen Dekors (japanisch: guri) verbunden.
Aus der Sung-Zeit sind schlichte schöne Schalen erhalten, aus
der Yuan-Zeit einige pschnittene Rotlacke, Werke des berülunten
Chang Cheng. Die Kunst der Rotlackschnitzerei gipfelte im 15.
Jahrhundert. Zwei Stüe, der eine weiche Rundungen, der andere
.Jatte Flächen und scharfe Kanten bevorzugend, laufen längere
Zeit nebenemander her. Sie büßen allmählich ihre Eigenart ein, ver -
mischen sich und verlieren an seelischem Gehalt. Dafür steigert sich
die Beherrschung des xMaterials ins Virtuose, um schHeßUeh, im
18. und voUends im 19. Jahrhundert, im Kleinlichen zu enden. Die
Lackmöbel der Ming- und frühen Mandschu-Zeit, in ihren besten
Beispielen bei aller Pracht, dem Neben- und Zueinander von Lack,
Perlmutter und Halbedelstein, von gelassener Größe, übten auf
das europäische Kunstschaffen stärksten Einfluß aus.
Otto Mänchen-Helfen
15
LACKGERÄT
Abkürzung ejn :
Staatliche Museen, Berlin M B
Museum für Ostasiatische Kunst der Stadt Köln M K
Fritz Löw Beer, Svitavka, Ö. S. R. L B
A. Förster, Wien A F
1. EISENSCHWERT IN HOLZSCHEIDE. Scheide braun gelackt,
durchbrochene Holzschnitzereien rot gelackt. Am Knauf Gold -
filigran. L. 85 cm. 3. Jahrhundert v. Chr. Bes. LBj Lit: O.
Mänchen-Helfen: Zur Geschichte der Lackkunst in China.
Wiener Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte Asiens.
Bd. XI. T. I, II. AbbÜdung: Tafel X.
2. RUNDER DECKEL. Schwarzer Lack, geritzt. Geometrischer
Dekor. Beschriftet. D. 10.3 cm. Datiert 4 v. Chr. Bes. LB. Lit:
O. Mänchen-Helfen a. a. O. T. IV.
3. FLACHE SCHÜSSEL. Brauner Grund, rot bemalt. Im Me -
daillon Wolkenbänder und stilisiertes Tier, am Rand geo -
metrische Muster. D. 25 cm. Han. Bes. L B. Lit.: S.' Umehara
in Ho-un No. 16, T. 3. Abbildung: Tafel XII.
4. RUNDES TABLETT AUF DREI BEINEN. Rot über schwarz
gelackt. D. 54 cm. Han. Bes. C. T. Loo & Cie, Paris.
5. ARMBRUSTSCHAFT MIT METALLSCHLOSS. Schwarz ge -
lackt, rote Ornamente. L. 57 cm. Han. Bes. C. T. Loo & Cie,
Paris. Lit.: Umehara a. a. O. T. 5, 1.
6. TISCHPLATTE. Dunkelbrauner Grund, schwarz, rot und hell -
braun bemalt. Geometrischer Dekor. L. 57 cm. Han. Bes.
C. T. Loo & Cie, Paris. Lit.: Umehara a. a. O. T. 4.
Abbildung: Tafel XL
7. OHRENSCHALE (PEI). Dunkelbraim und rot gelackt. L.
15.3 cm. Han. Bes. Wolfgang Burchard, London.
8. OVALE DOSE MIT DECKEL. Schwarz gelackt, mit Bronze -
beschlag. L. 10.5 cm. Han. Bes. L B.
16
9. GÜRTELKNOPF. Massiver schwarzer Lack, geschnitzt, durch -
bohrt. Hockendes Tier. L. 2.6 cm. Han. Bes. MK. Lit.: A.
Sahnony: Die Stellung des Lacks in der chinesischen Kunst.
Chinesisch-deutscher Almanach f. d. Jahr 1935. T. III, l.i)
10. STANGENKRÖNUNG. (?) Scheibe in Form einer sechsblätt -
rigen Blüte geschnitzt, schwarz gelackt. L. 7 cm. Han oder
später. Bes. MK. Lit.: Salmony T. HI, 2.
11. STANGENKRÖNUNG. (?) Scheibe in Form einer sechsblätt -
rigen Blüte geschnitzt, schwarz gelackt. L. 7 cm. Han oder
später. Bes. L B.
12. RUNDLICHER KNOPF. Massiver Lack, (?) geschnitzt, durch -
bohrt. Verschlungene Tiere. D. 4 cm. Sechs Dynastien oder
früher. Bes. L B.
13. DOSENDECKEL. Schwarzer Lack, mit graviertem Silberblech
eingelegt (P’ing t’o). Pflanzendekor. D. 9.5 cm. T’ang. Bes. LB,
AbbUdung: Tafel XII.
14. SIEBEN PANELE. Goldlackmalerei auf schwarzem Grund.
Alt restauriert. Phönixe. L. zwischen 45 und 26 cm, B, zwi -
schen 37 und 15 cm. T’ang. Bes. LB.
15. SCHALE IN FORM EINER SECHSBLÄTTRIGEN BLÜTE.
Innen rot, außen schwarz gelackt. D. 14 cm, H. 4 cm. Sung.
Bes. L B.
16. SCHALE IN FORM EINER LOTOSBLÜTE. Innen rot, außen
grüngrau gelackt. D. 10 cm, H. 7 cm. Sung. Bes. LB.
17. ZWEI SCHALEN IN FORM SECHSBLÄTTRIGER BLÜTEN.
Außen schwarz, innen rot gelackt. D. 10 cm. Bes. M B, Ab-
bildvmg: Tafel XIII; Spink and Son, London.
1) Weiterhin abgekürzt: Salmony.
17
18. RUNDE DOSE. Dunkelbrauner Grund, geritzt und hellbraun
bemalt. Ente. D. 12.8 cm, H. 3 cm. Sung bis Yüan. Bes. MB.
Lit.: O. Kümmel: Ostasiatisches Gerät. Berlin, 1925.^) T. 116.
Abbildung: Tafel XIII.
19. RUNDE DOSE. Geschnittener Lack, abwechselnd rote,
schwarze, gelbe und grüne Schichten. Päonienblüte. D. 8.5 cm.
Signiert Chang Ch’eng (Ende der Yüan). Bes. MB. Lit.:
Kümmel, T. 85.
20. BECHER. Geschnittener Rotlack. Blüten und Blätter. D. 10 cm,
H. 9.8 cm. Signiert Chang Ch’eng. Bes. MB.
21. HOLZSKULPTUR. Braun gelackt. Liegendes Pferd. (Haare
mit schwarzen Pinselstrichen angedeutet). L. 30 cm. 13. bis
15. Jahrhundert. Bes. LB.
22. RUNDE DOSE. Schwarzer Lack, mit Perlmutter eingelegt.
Zwei Phönixe. D. 8 cm, H. 2 cm. Ming oder früher. Bes. L B-
AbbUdung: Tafel XIV.
23. RUNDE DOSE. Dunkelbrauner Lack, mit Perlmutter einge -
legt. Zwei Fabeltiere. D. 10 cm, H. 3 cm. Ming oder früher.
Bes. LB.
24. RUNDE SCHACHTEL. Geschnittener Rotlack. Lotosblüte. D.
19 cm, H. 6.5 cm. Datiert Yung Io (1403—1424). Bes. LB.
Lit.: F. Loew Beer and O. Maenchen-Helfen: Carved red
lacquer of the Ming period. The Burlington Magazine, October
1936. PL I A.s) Abbüdung: Tafel XIV.
25. ARMSTÜTZE. Geschnittener Rotlack. Päonienblüten und
-blätter. L. 51.5 cm, B. 20 cm, H. 15 cm. Anfang des 15. Jahr -
hunderts. Bes. LB.
2) Weiterhin abgekürzt: Kümmel.
3) Weiterhin abgekürzt: LB-MH.
18
26. TELLER. Geschnittener Rotlack. Weise in Gartenlandschaft.
D. 34.5 can. Datiert Yung lo (1403—1424). Bes. LB. Lit.:
LB-MH pl. II A. Abbildung: Tafel XVI.
27. RUNDE DOSE. Geschnittener Rotlack. Lotosfrucht. D. 7.2 cm.
Datiert Yung lo (1403—1424). Bes. LB.
28. LICHTSCHIRM. Geschnittener Rotlack. S2:ene im Garten.
H. 60 cm, B. 36 cm. Datiert Hsüan te (1426—1435). (Holz -
schnitzerei auf der Rückseite des Rahmens spätere Zutat, Rot -
lackpanel des Rahmens 17.—18. Jahrhundert). Bes. LB. Lit.:
E. F. Strange: Chinese Lacquer. London 1926.^) pl. III.
29. RUNDE DOSE. Eingelegter farbiger Lack. Blumen und Blätter.
D. 8.5 cm. Datiert Hsüan te (1426—1435). Bes. L B.
30. RUNDE DOSE. Geschnittener Rotlack. Päonienblüten. D.
12 cm, H. 3.9 cm. Datiert Hsüan te (1426—1435). Bes. Frau
Helene Bunzel, Wien.
31. RUNDE SCHACHTEL. Schwarzer Lack, bemalt und mit Perl -
mutter eingelegt. Pflanzendekor. D. 22 cm, H. 9 cm. Datiert
Hsüan te (1426—1435). Bes. LB.
32. TISCH. Geschnittener Rotlack. Phönix und Drachen in Blüten-
und Blattdekor. H. 78 cm, Platte L. 120 cm, B. 85 cm. Datiert
Hsüan te (1426—1435). Bes. L B. Lit.: Strange pl. I, II;
R. h. Hobson: Chinesische Meisterwerke. Berlin 1927. T. 83.
33. VIERECKIGE SCHACHTEL. Geschnittener Rotlack. Elstern
im Gezweig. L. und B. 13.4 cm, H. 8 cm. Datiert Hsüan te
(1426-1435). Bes. LB. Lit.: LB-MH pl. I C.
“•) Weiterhin abgekürzt; Strange.
19
34. VIERECKIGE TAvSSE. Goldiackmalerei auf rotem. Grund-
Bodhidharma. L. und B. 15.6 cm. Datiert Ch’eng hua (1466 bis
1477). Bes. MB. Lit.: International Exhibition of Chinese Art.
Catalogue. London 1935-36.'’) No. 1419.
35. RUNDE DOSE. Geschnittener Rotlack auf Metallgrund.
Früchte und Blätter. D. 9.5 cm, H. 4 cm. 15. Jahrhundert.
Bes. LB.
36. TELLER. Geschnittener Rotlack. Lotosblüten. D. 18 cm. 15.
Jahrhimdert. Bes. Frau Julia von Wiesner, Wien.
37. PAPIERTRUHE. Roter Lack, mit Perlmutter eingelegt. Vogel
im Gezweig. L. 39.5 cm, B. 28.4 cm, H. 9.8 cm. 15. Jahrhundert.
Bes. MK. Lit.: Salmony T. IV, 4. Abbildung: Tafel XV.
38. VIERECKIGE SCHACHTEL. Geschnittener Rotlack. Adler im
Garten. L. und B. 9 cm, H. 6 cm. 15. Jahrhundert. Bes.) L B,
39. PINSELBECHER. Geschnittener Rotlack. Figurale Darstel -
lung. D. 15 cm, H. 15 cm. 15. Jahrhundert. Bes. L B.'
40. RUNDE DOSE. Geschnittener Rotlack. Päonien. D. 8.3 cm.
15. Jahrhundert. Bes. L B.
41. RUNDE DOSE. Geschnittener Rotlack. Früchte und Blätter.
D. 8.3 cm. 15. Jahrhundert. Bes. L B.
42. RUNDE DOSE. Geschnittener Rotlack. Pflaumenblüten. D.
8.3 cm. 15. Jahrhundert. Bes. L B.
43. RUNDE DOSE. Geschnittener Rotlack. Oben Weise, Rolle
mit Yin-yang-Symbol betrachtend, unten: Weise beim Brett -
spiel. D. 9.8 cm. 15. Jahrhundert. Bes. L B.
44. VIERECKIGE SCHACHTEL. Schwarzer Grund, gelb und rot
bemalt und geritzt. Blütenzweig. L. und B. 14.5 cm. 15. Jahr -
hundert. Bes. MB. Lit.: Kümmel T. 117.
5) Weiterhin abgekürzt; London.
20
45. DREIPASSFÖRMIGE SCHALE. Geschnittener Rotlack. Zwei
Drachen. Maße:25.5s 19,3cm.Datiert Hung chih (1488—-1505).
Bes. Museum f. Völkerkunde, Wien.
46. ACHTECKIGE SCHÜSSEL. Malerei auf dunkelbraunem
Grund. Blütenzweig und Heuschrecke. D. 46 cm. 15.—16. Jahr -
hundert. Bes. M K.
47. SCHALENUNTERSATZ. Schwarzer Lack, mit Perlmutter ein -
gelegt. Fünfklauiger Drache zwischen Blütenranken. D. 21 cm.
15.—16. Jahrhundert. Bes. MB. Lit.: Kümmel T. 71, 72.
48. RECHTECKIGE SCHACHTEL. Dunkelbrauner Lack, mit Perl -
mutter eingelegt, Einfassung aus vergoldeter Bronze. Blüten -
ranken. L. 27.5 cm, B. 18.4 cm, H. 7.6 cm. 15.—16. Jahrhimdert.
Bes. MK.
49. TEILE EINER SCHRANKTÜR. (?) Schwarzer Lack, mit
Perlmutter eingelegt. Vögel im Gezweig. L. 44 cm, B. 31 cm.
15.—16. Jahrhundert. Bes. M K.
[50. RECHTECKIGE SCHACHTEL. Schwarzer Lack, mit Perl -
mutter eingelegt. Blütenranken. L. 37.5 cm, B. 28 cm, H. 9 cm.
15.—16. Jahrhundert. Bes. LB.
51. RUNDE DOSE. Geschnittener Rotlack. P'rüchte imd Blätter.
D. 5.3 cm, H. 1.4 cm. 15.—16. Jahrhundert. Bes. LB.
52. ZWEI GIESSGEFÄSSE. Geschnittener Rotlack. Silberfutter.
Pflanzen und Früchte, an den Henkeln Tiermasken. L.
8.5 cm, H. 4.5 cm. 15.—16. Jahrhundert. Bes. L B.
53. DOSE IN FORM EINES BLATTES. Schwarzer Lack, mit
Perlmutter eingelegt. Gottesanbeterin. L. 9 cm. 15.—16. Jahr -
hundert. Bes. LB.
54. RECHTECKIGE SCHACHTEL. Geschnittener Rotlack. Vögel
im Gezweig. L. 14.3 cm, B. 10.6 cm, H. 7 cm. Datiert Chia
ching (1522—1566). Bes. LB. Lit.: LB-MH pl. I D.
21
55. SCHALE. Geschnittener Rotlack. Phönixe und Glüekszeichen.
D. 12.5 cm. Datiert Chia ching (1522—1566). Bes. LB, Lit.:
LB-MH pl. II B.
56. TELLER. Roter Grund, grün und golden bemalt und geritzt.
Fünlklauiger Drache und Glückszeichen. D. 16.5 ctu. Datiert
Chia ching (1522—1566). Bes. LB.
57. SCHACHTEL IN FORM DES SCHRIFTZEICHENS SHOU
(„LANGES LEBEN“). Roter Grund, bemalt und geritzt,
Glückszeichen. L. 37 cm. Datiert Chia ching (1522—1566).
Bes. Spink and Son, London.
58. KUMME. Geschnittener Rotlack. Futter und Außenboden
Silber. Fasane und Pflaumenblüten. D. 18.2 cm, H. 9 cm. 16.
Jahrhundert. Bes. L B.
59. RECHTECKIGE SCHACHTEL. Geschnittener Rotlack. Auf
dem Deckel figuraler Dekor, auf den Seiten Blüten und Blätter.
L. 12.5 cm, B. 10.7 cm, H. 6.5 cm. 16. Jahrhundert. Bes. L B.
60. KUMME AUF UNTERSATZ. Geschnittener Lack, abwech -
selnd dunkelbraune und rote Schichten auf gelbem Grund.
Zinnfutter. Blüten und Phönixe. D. 21 cm, H. 16 cm, Untersatz
D. 19 cm, H. 9.5 cm. 16. Jahrhundert. Bes. LB.
61. SCHALE. Geschnittener Rotlack. Fabeltiere. D. 12 cm. 16.
Jahrhundert. Bes. L B.
62. SCHALE MIT FUSS. Geschnittener Rotlack. Silberfutter. Phö -
nixe zwischen Blätterranken. D. 11.5 cm, H. 10 cm. 16. Jahr -
hundert. Bes. L B.
63. SCHALE MIT FUSS. Geschnittener Rotlack. Blüten und
Blätterranken. D. 16.5 cm, H. 11.5 cm. 16. Jahrhundert. Bes.
LB.
64. RECHTECKIGE, DREIGETEILTE SCHACHTEL. Dunkel -
brauner Lack, mit Perlmutter eingelegt. Bambusstauden. L.
37.7 cm, B. 21.2 cm, H. 15 cm. Frühe Ming-Zeit. Bes. M K.
22
65. MAUERVASE. Schwarzer Lack, gelbgrün bemalt. Blumen -
ranke. H. 23.5 cm. Ming. Bes. L B.
66. DOSE MIT KORBGEFLECHT. Deckel dunkelbrauner Lack,
mit Perlmutter eingelegt. Fliegender Kranich. D. 8.3 cm. Ming
Bes. MB.
67. RECHTECKIGE TASSE. Malerei auf rotem Grund, an den
Rändern Perlmuttereinlagen in dunkelbraunem Grund. Figurale
Darstellung. L. 40 cm, B. 28 cm. Ming. Bes. MB. Lit.: London
No. 1427.
68. VIERECKIGE SCHACHTEL. Grauweißer Lack, bemalt. Bam -
busblätter. L. 23 cm, B. 21 cm, H. 9 cm. Ming. (China?) Bes.
L B, ,
69. RUNDE DOSE. Geschnittener Lack, abwechselnd schwarze
und rote Schichten. Guri-Dekor. D. 11 cm, H. 4 cm. Ming. Bes
LB.
70. RECHTECKIGE SCHACHTEL. Geschnittener Lack, abwech -
selnd schwarze und rote Schichten. Guri-Dekor. L. 18 cm,
B. 11 cm, H. 7.5 cm. Ming. Bes. LB.
71. RECHTECKIGE SCHACHTEL. Geschnittener Lack, abwech -
selnd rote, gelbe und schwarze Schichten, Spuren von Be -
malung. Phönixc zwischen Blüten. L. 43 cm, B. 17.5 cm,
H. 7 cm. Ming. Bes. L B.
72. ZWEI SCHALEN. Geschnittener Lack, abwechselnd rote und
schwarze Schichten. Süberfutter. Guri-Dekor. D. 14.2 cm,
H. 6 cm. Ming. Bes. L B.
73. KASTEN FÜR TEMPELGERÄT. Goldgefüllte Ritzungen auf
schwarzem Grund. Phönixe, Blütendekor. L. 37 cm, B. 20 cm,
II. 27 cm. Ming. Bes. MB.
74. TELLER. Geschnittener Lack, rot und grün auf gelbem Grund.
Im gelappten Medaillon Fasanen im Gezweig, am Rand vier
gelappte Felder mit Blütenzweigen. D. 16 cm. Periode Wan li
(1573—1620). Bes. LB. Lit.: LB-MH pl. II F.
Abbildung: Tafel XVI.
23
75. SCHALE. Geschnittener Lack, gelbbraun auf rotem Grund,
Drachen. D. 13 cm. Datiert 1587. Bes. LB.
76. SPIEGELSCHACHTEL. Geschnittener Lack, abwechselnd
schwarze und rote Schichten. D. 15 cm, H. 5 cm. Guri-Dekor.
Datiert Wan li (1573—1620). Bes. LB.
77. RECHTECKIGE SCHACHTEL. Seitenwände Korbgeflecht,
Messingeinfassung. Malerei in Farben und Gold auf schwarzem
Grund, Unterseite Goldmalerei auf schwarzem Grund. Edle in
Gartenlandschaft. L. 39 cm, B. 21 cm, H. 8.5 cm. Datiert 1618.
Bes. MB.
78. RECHTECKIGE SCHACHTEL. Malerei auf schwarzem Grund.
Figurale Darstellung. L. 58 cm, B. 13.3 cm, H. 6.8 cm. Spätere
Ming-Zeit. Bes. M K.
79. PFEIFENBEHÄLTER. Schwarzer Lack, mit Bein eingelegt.
Figurale Darstellungen. L. 77 cm, B. 19.5 cm, H. 12 cm. Spä -
tere Ming-Zeit. Bes. M K.
80. TISCH. Schwarzer Lack, mit Perlmutter eingelegt. Geome -
trische Muster, in Bordüre gelappte Felder mit Blütenzweigen.
H. 30 cm, Platte L. 84 cm, B. 56 cm. Spätere Ming-Zeit. Bes.
LB.
81. TISCHCHEN. Schwarzer Grund, bemalt und geritzt, mit Perl -
mutter eingelegt. Im gelappten Feld Vogel im Gezweig. L.
51 cm, B. 30 cm. 17. Jahrhundert. Bes. A. F.
82. ZWEI SCHRÄNKE. Schwarzer Grund, bemalt, mit Halb -
edelsteinen und Perlmutter eingelegt. Frauen und spielende
Kinder. H. 94 cm, L. 96 cm. 17. Jahrhundert. Bes. Richard
Schmidt, Wien.
83. RECHTECKIGE SCHACHTEL. Wände Korbgeflecht. Malerei
auf rotem Grund. Bootfahrt. L. 27 cm, B. 18 cm, H. 10 cm.
Datiert 1634. Bes. LB.
84. TEEKANNE. Teefarbener Lack auf Zinngrund. Eingeritzt Ge -
dicht und spielende Kinder. H. 11 cm. Periode K’ang hsi (1662
bis 1722). Bes. LB.
24
85. VIERECKIGE SCHACHTEL. Wände Korbgeflecht, Messing-
einfassung. Malerei auf schwarzem Grund. Landschaft mit
Figuren. L. 38 cm, B. 21 cm, H. 10.4 cm. Datiert 1706. Bes.'
MB.
86. SCHACHTEL IN FORM EINES PFIRSICHS. Roter Grund,
bemalt und geritzt. Glücks- und Fruchtbarkeitssymbole. D.
48 cm. 17.—18. Jahrhundert. Bes. A. F.
87. RECHTECKIGE SCHACHTEL. Schwarzer Lack mit Messing -
einlage. Figurale Darstellung. L. 40.8 cm, B. 19.5 cm, H. 9 cm.
17. —18. Jahrhundert. Bes. Anton Exner, Wien.
88. ACHTECKIGE DOSE. Goldgesprenkelter Schwarzlack, Bur-
gaute. Phönixe in Wolken. D. 8 cm, H. 3 cm. 17.—18. Jahr -
hundert. Bes. L B.
89. RECHTECKIGE SCHACHTEL. Koromandellack. Auf dem
Deckel Landschaft, auf den Seiten Pflanzendekor. L. 13.3 cm,
B. 10.5 cm, H. 8 cm. 17.—18. Jahrhundert. Bes; L B.
90. HOCKER. Geschnittener Lack, rot, gelb und grün. H. 45 cm,
Sitz L. und B. 29 cm. 17.—18. Jahrhundert. Bes. L B. Lit.:
Strange pl. XV.
91. RUNDE DOSE. Geschnittener Rotlack auf Metallgrund. Blüten
und Blätter. D. 9.8 cm. 17.—18. Jahrhundert. Bes.' LB.
92. ZWEI SESSEL. Schwarzer Grund, bunt und golden bemalt.
H. 103 cm. 18. Jahrhundert. Bes. A. F.
93. SESSEL. Goldmalerei auf schwarzem Grund. H. 105 cm.
18. Jahrhundert. Bes. A. F..
94. ZWEI SCHRÄNKCHEN. Schwarzer Grund, bemalt, mit Halb -
edelsteinen und Perlmutter eingelegt. Frauen und spielende
Kinder. H. 59.5 cm, L. 49 cm. 18. Jahrhundert. Bes. Richard
Schmidt, Wien.
95. SCHRÄNKCHEN. Schwarzer Lack, mit Bein eingelegt. Geiu'e-
szenen. H. 32 cm, B. 32 cm. 18. Jahrhundert. Bes. Rosen -
strauch und Löwy, Wien.
25
96. TABLETT. Bemalt und geritzt, steingrüner Grund. Sinnbilder
der Gelehrsamkeit. L. 50 cm, B. 39 cm. 18. Jahrhundert. Bes,
A. F.
97. ZWEI LICHTSCHIRME. Koromandellack. Landschaft; zwei
Würdenträger. L. 23 cm, B. 13 cm. 18. Jahrhtmdert. Bes. A. F.
98. RUNDE DOSE. Geschnittener Lack, abwechselnd sieben ver -
schiedenfarbige Schichten. Im Medaülon Phönix. D. 16.5 cm.
18. Jahrhundert. Bes. E. Förster, Wien.
99. KUCHENBEHÄLTER. Geschnittener Rotlack. Fünfklauiger
Drache in Wolken. H. 20 cm, D. 28.5 cm. 18. Jahrhundert,
Bes. LB.
100. RUNDE SCHACHTEL. Geschnittener Rotlack. Inschrift-Zonen
und Glückszeichen. D. 38.5 cm. 18. Jahrhundert. Bes. A. F.
101. DOSE IN GRANATAPFELFORM. Geschnittener Rotlack auf
Metallgrund. Pflanzendekor. L. 11.5 cm, H. 5 cm. 18. Jahr -
hundert. Bes. L B.
102. KUCHENBEHÄLTER. Malerei auf goldgesprenkeltem roten
Grund. Mythologische Szenen. H. 28.5 cm, D. 32.8 cm. 18.
Jahrhundert. Bes. M K.
103. NEUNTEILIGER WANDSCHIRM. Goldmalerei auf schwar -
zem Grund. Landschaften; Tiere. H. 240 cm. 18. Jahrhundert-
Bes. A. F.
TAFELN
I
AMIDA MIT KW ANICON UND SEISHl
BODHIDHARMA
III
AMIDA IN DHYANIHALTUNG
IV
BILDNIS EINES BUDDHISTISCHEN PRIESTERS
BILDNIS DES TENJIN
VI
ADLER AUF EINEM BAUMSTAMM
VII
REIHER IN SCHIEFLANDSCHAFT
VIII
AFFEN IN FEESLANDSCHAFT
SOGA CHOKU-AN II
IX
SITZENDER AFFE, MORI SOSEN
X
EISENSCHWERT IN HOLZSCHEIDE. 3, JH. V. CHK.
TISCHPLATTE, HAXZEIT
XII
SCHÜSSEL, HAXZEIT
DOSENDECKEL, T’ANGZEIT
XIII
DOSK, SUXG-YÜANZEIT
BLÜTENFÖRMIGE SCHALE, SUNGZEIT
XIV
DOSE, MINGZEIT
DOSE, YUNG LO
XV
PAPIERTRUHE, 15, JH,
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SAMMLUNG DR. A. STEINMANN • ZÜRICH
BATIK, PLANGI UND IKAT
KLEIDUNG UND FÄRBEKUNST
DER EINGEBORENEN INDONESIENS
Die Ausstellung soll einen Überblick vermitteln über die in Indonesien
zur Verzierung von Kleidungsstücken der Eingeborenen verwendeten
Färbetechniken. Es sind im besonderen drei Färbeverfahren, die dabei
Anwendung finden: das Batiken, die Plangi- oder Bandanatechnik und
das Ikatverfahren. Diesen Färbemethoden ist gemeinsam, daß die farbige
Musterung durch Eintauchen der Gespinstfasern oder der ganzen Ge -
webe in Färbelösungen erzielt wird, nachdem die Stellen, die nicht oder
anders gefärbt werden sollen, auf verschiedene Weise vor der Ein -
wirkung der Farbe geschützt worden sind. Beim Batikverfahren geschieht
dies durch Abdecken mit flüssigem Wachs, beim Plangi verfahren durch
Abbinden oder Abknüpfen derjenigen Teile, die ungefärbt bleiben sollen;
beim Ikaten werden bereits vor dem Weben die Fäden (meist die der
Kette, seltener die Einschlag- oder Schußfäden) bündelweise, dem Muster
entsprechend, in der Weise umwickelt, daß nur die unbedeckten Stellen
die Farbe annehmen.
Die weitaus größte Mannigfaltigkeit zeigt die fast ausschließlich auf
Java beschränkte Technik des
BATIK- ODER WACHSABDECKVERFAHRENS
Zum Abdecken der aus freier Hand auf dem Material (Baumwolle,
Seide) gezeichneten Muster mit flüssigem Wachs dient ein kleines,
kupfernes Kännchen, der sogenannte Tjanting. Neben dieser überaus
zeitraubenden Handarbeit hat sich später zur Vereinfachung das soge -
nannte Tjapverfahren entwickelt, bei dem die Wachszeichnung mittels
kupferner Stempel auf dem Tuch angebracht wird. Nr. 86-88 b
veranschaulichen die diversen Stadien der Batikherstellung. Zu den
schönsten Erzeugnissen der Batikkunst gehören die Fürstentücher oder
Dodot. Nr. I—II. Dies sind weite Festgewänder, die von Adeligen an
den Fürstenhöfen von Djokja und Solo auf Java bei festlichen Gelegen -
heiten getragen werden. Hieher gehören auch die sogenannten Kain
prada, Prunkgewänder, die auf spezielle Bestellung hin auf Java gebatikt
und von Adeligen auf Bali eigenhändig mit Blattgold geschmückt und
dortselbst getragen werden. Nr. 145.
Die gewöhnlichen Kleidungsstücke der Eingeborenen Javas sind die
Umschlag- oder Lendentücher aus Baumwolle oder Seide, die von
Männern und Frauen getragen werden und Unterkörper und Beine
bedecken. Nr. 12—41. Man kann sie einteilen in die sogenannte Katn
pandjang mit gleichmäßig verteiltem Dekor und die sogenannte Sarong,
gekennzeichnet durch ein Mittelstück mit Dreieckmotiven, das beiderseits
von sogenannten badan begrenzt wird. Auch hier giht es bestimmte
Ornamente, die zu tragen das Privileg der Adeligen war, so zum Beispiel
die Kawung- und P ar an grii^s ak-Motiwe.. Nr. 12—15. Aus dem
schier unerschöpflichen Reichtum an verschiedenen Motiven seien hier
genannt; die schieflaufenden Bänder (Nr. 19, 20, 52),
die N ach ahmung von Weberei-Ornamenten (Nr. 21, 76),
die T, f epl okkan- oder geometrischen Motive (Nr. 39, 40, 35) und
endlich die große Gruppe stilisierter Pflanzen-, Tier-, Wolken- und
Flügelmotive, die man als Semen- Ornamente zusammenfaßt.
Ausschließlich von Frauen um Hals und Brust geschlagen werden die
Brusttücher oder Slendang. Diese weisen, sofern sie aus Baumwolle be -
stehen, meistens eine der obengenannten Musterungen auf (Nr. 42—57).
Die seidenen Slendang dagegen (Nr. 93—118), die fast alle an der Nord -
küste von Zentral- und Ostjava hergestellt werden, verraten in ihrer
Musterung deutlich chinesische Einflüsse.
Zu nennen sind noch die viereckigen, kunstvoll zu einer Art Turban
gebundenen Kopftücher oder Kain kapala der Eingeborenen von Java
(Nr. 58—84). Nr. 85 zeigt ein fertig gebundenes Tuch. Eine besondere
Gruppe bilden die aus selbstgewobenem Material gebatikten Pemalang-
tücher (sowohl Brust- wie Lendentücher), die durch ihre eigenartige
Färbung (blauschwarz mit rot) und ihre stark chinesisch beeinflußten
Motive einen ungewöhnlichen Reiz besitzen und in Europa bis jetzt noch
ganz unbekannt sind (Nr. 124—143).
Bei dem in Ostjava, Madura, Bali, Lombok und Sumatra Anwendung
findenden sogenannten
PLANGI- ODER BANDANAVERFAHREN
wird die Musterung durch Abschnürung und Unterbindung bestimmter
Teile erzeugt, so daß nach dem Färben die Stellen als weiße Flächen
auf gefärbtem, dunklem Grund hervortreten. Nr. 146—152 sind Beispiele
seidener, in solcher Technik erzeugter Brust- und Lendentücher aus
Madura und Sumatra. Die auf der letzterwähnten Insel hergestellten
Tücher weisen oft eine recht bunte Musterung auf. Bei den sogenannten
Kain kembangan von Java (Nr. 153, 154) mit einem rauten -
förmigen Mittelfeld ist die abgrenzende geschlängelte Linie durch
Konturieren, Einschnüren und Umwickeln der Fäden vor dem Färben
zustandegekommen. Diese Plangigewebe sind erst spät, nämlich um 1909,
in Europa bekanntgeworden.
In den übrigen Teilen Indonesiens — mit Ausnahme von Java, wo die
Batiktechnik geübt wird — wird die Gewebemusterung vorherrschend
erzielt im
IKAT- ODER ABBINDVERFAHREN
Hiehei werden die Fäden vor dem Weben an den Stellen, die nicht
gefärbt werden sollen, zu Bündeln vereinigt und mit Bast umwunden.
Nach dem Färben werden die bereits gefärbten Stellen umwickelt und
die anderen losgemacht. Dies muß für jede Farbe wiederbolt werden.
Im ostheben Teil des Archipels ist das Ikaten der Kettfäden vor -
herrschend. Eine hohe Stufe der Vollkommenheit erreicht die Ikattechnik
in den Doppelikatgeweben von Tengganan auf Bali, wo sowohl die Kett-
wie die Einschlagfäden vor dem Weben gesondert gefärbt werden.
1. Aus Sumhawa. Nr. 155—164. Die Musterung besteht aus einer Folge
von schmäleren und breiteren Querstreifen, die vom breiten Mittel -
streifen aus nach beiden Enden zu in gleicher Anordnung wieder -
kehren. Die Zeichnung des Mittelstreifens zeigt meist Rautenfiguren
die der Querstreifen stilisierte Menschen- und Tierfiguren. Ein
typisches Ornament ist der Totenbaum: andung hindi. Nr. 157, 158.
2. Aus Flores. Bei den Ikatgeweben von Endeb überwiegen Rosa und
Dunkelbraunrot. Dekor: Tiermotive und geometrische Ornamente.
Nr. 165—168.
3. Aus Zltmor. Es herrschen Linoleumornamente und ins Blauviolett
spielende Farbtöne vor. Nr. 169—178.
4- Aus Bali. Vorliebe für helle Farbe. Dekor: Tiermotive neben
geometrischen Rautenornamenten. Häufig sind Prunkgewänder mit
Goldfäden. Im Gegensatz dazu stehen die einfachen braunroten und
schwarzen Doppelikatgewebe von Tengganan. Nr. 187—189.
5. Aus Celebes. Ikatgewebe mit blauem und gelbem Streifenmuster.
6. Aus Borneo. Stilisierte Menschenfiguren in Violett auf ungefärbtem
Grund.
7. Aus Java. Hier findet die Ikattechnik nur ganz vereinzelt An -
wendung, und zwar in Tjidjulang an der Südküste. Braunrote Streifen -
muster.
8. Aus Sumatra.
a) Im Gebiet der B attak vorherrschend gedärhpfte Farben. Häufig
das sogenannte Pfeilspitzenmotiv. Nr. 191 —193.
b) Im Gebiet von P alemb ang werden seidene Festgewänder mit
Goldstickerei verfertigt (Nr. 191b, 19z b, 193 ^94—^97)-
allem bei alten Stücken mit Schußikat und golddurchwirkten
Rändern vereinigen sich die sacht ineinanderfließenden Töne zu
einem Farbenspiel von einzigartiger Schönheit.
c) Im Gebiet P ad ang (Nr. 198—206) herrscht Stickerei in Gold-
und Silberdraht vor. Reiche, golddurchwirkte Gewebe dienen als
Festkleidung.
d) Im Gebiet der P asemah-Hochfläche in Südsumatra vor -
wiegend braune und schwarze, silberdurchwirkte Schärpen.
Nr. 208—211.
e) Im Gebiet der Lampongs in Südsumatra ist die Technik
des Batikens breiter Streifen der Gewebe gebräuchlich, daneben
das Einnähen kleiner Glimmer- und Mikastückchen. Nr. 212—230.
f) Im Gebiet von Kr o e in Südsumatra werden auf marmo -
riertem Grund mit bunter Seide stilisierte Menschen- und Tier -
figuren in Streifen eingestickt. Nr. 231—235.
Dr. A. Steinmann.