142 — rakteristischen Beispielen, doch nicht nach ihrer Be deutung vertreten. Dagegen vermissen wir so gut wie gänzlich die Renaissance, die jetzt überall in Frankreich, Italien, Oesterreich und Deutschland Boden gewinnt. Fehlt die Renaissance bei den Möbeln, so hat sie sich um so mehr in einem anderen Zweige der Kunst industrie eingenistet, in den Faiencen, doch in so eigen- thümlicher Weise, dass sie kaum noch zu erkennen ist und man auf den historischen Ursprung zurückgehen muss. Die Faiencefabrication ist heute das Lieblings kind der englischen Kunstindustrie und gewiss für das Auge die auffallendste Erscheinung in der ganzen Aus stellung dieses Landes. Und doch ist sie kaum fünf zehn Jahre alt. Höchst bescheiden war ihr Anfang, höchst erfreulich ihr Auftreten und ihre erste Ent wicklung. Als Imitation der Faiencen und Majoliken des sechszehnten Jahrhunderts beginnend, gab sie uns Hoff- tuing, dass wir von den undecorativen Decorativstücken der grossen Porzellanfabriken befreit würden, und es ist das auch zum guten Theil geschehen. Heute aber, wenn wir das Chaos bunter Formen und Farben in der eng lischen Faienceausstellung betrachten, so müssen wir gestehen, dass der ganze Fabricationszweig ins Kraut geschossen ist. Es haben ihm Zaum und Zügel gefehlt und er ist geradezu verwildert. Es ist unläugbar, dass er im Einzelnen ausserordentlich viel schöne und rei zende Gegenstände bietet, dass seine Technik enorm gestiegen und erweitert ist, dass er sich ein neues Feld