romantischen Charakters beschäftigt, hatte er an der Concurrenz um den Plan der Stadterweiterung keinen anderen Theil genommen, als dass er Mitglied der Jury ge wesen war. Ja, er hatte im Gegensatz selbst versucht, das Familienhaus gegenüber der Zinscaserne zu empfehlen und am Franz Joseph-Quai eines der ersten Privathäuser noch im gothischen Style gebaut. Er musste sich bald überzeugen, dass weder das Eine noch das Andere im Geschmack der Zeit und im Geist der Epoche lag. Diese drängten unaufhaltsam zur Renaissance. Vielfache Reisen, welche in diese Zeit fallen, ein öfterer Aufenthalt in Italien hatten ihn mit der Renaissance befreundeter und ver trauter gemacht, und so machte er entschlossen die Wandlung mit, wie ausnahmslos alle Baukünstler dieser Zeit, und bald stand er an der Spitze der neuen Richtung als ihr reinster Vertreter im Geist der italienischen Hochrenaissance. Eine grosse Reihe privater und öffentlicher Gebäude von der zweiten Hälfte der sechziger Jahre bis zur Gegenwart sind die Stufen auf dem ^Vege des unermüdlich schaffenden Künstlers, das Palais des Erzherzogs Ludwig Victor, die Gruppe des Palais Wertheim, das österreichische Museum zugleich mit der Kunstgewerbeschule, das chemische Laboratorium, die Häuser Leon und Weiss, bis hin zu den gewaltigen Bauten des österreichischen Lloyd in Triest und der Wiener Lniversität. Sie alle sind Schöpfungen desselben Geistes und Stiles, wie verschieden auch in Ausdruck und Erscheinung, alle von demselben reinen und massvollen Schönheitssinne beherrscht, der sie gleich weit entfernt hält, einerseits von der zaghaften Schwäche einer noch ver suchenden Kunst, anderseits von der Ueberladung, Schwere und Willkür der Barocke. Schon mit dem ersten der genannten Gebäude, dem Palais des Erzherzogs Ludwig Victor, zu dem das Wertheim-Palais das Gegenstück bildete, bestimmte er die Consignation eines ganzen Platzes, der auch, nach Hinwegfall der ursprünglich beschlossenen Arkaden mit seiner Aussicht auf Garten und Fontaine und dem Palais Schwarzenberg als Schluss, heute noch, wenn nicht den grossartigsten, doch den edelsten und reinsten Eindruck macht, architektonisch betrachtet, unter allen Plätzen von Wien. Wichtiger noch in seinen Folgen, bedeutender in der Anregung, die von ihm ausging, wurde der Bau dieses unseres österreichischen Museums. Ferstel hatte die Umwandlung und Einrichtung des provisorischen Gebäudes auf dem Ballhausplatz geleitet; er war Mitglied des Curatoriums von Anbeginn gewesen, hatte alle Bedürf nisse der Anstalt kennen gelernt, und so fiel ihm dieser Bau, nicht in Concurrenz, son dern wie sein Recht zu. Es war zugleich sein erster Staatsbau. Wir selbst konnten in keine besseren Hände kommen; keiner hatte, wie er, mit uns die ersten Jahre des Werdens und Wachsens durchlebt; keiner harmonirte in gleicher Weise mit unseren IO