Interesse erwecken, andererseits schwebten ihm die reizvollen, so warmfarbigen Terra- cottenbauten Oberitaliens als Muster vor. Wer hätte nicht an ihrer malerischen, oft phantasievollen Erscheinung ein freudiges Wohlgefallen gefunden! In den beiden genannten Gebäuden stellte er ihnen würdige Seitenstücke, einfacher, vielleicht edler und vornehmer in der Kunstgewerbeschule, reicher, geschmückter im Ornament wie im architektonischen Detail im chemischen Laboratorium. Der Weg, den er hier einschlug, war wiederum sein Eigen, anderen zum Vorbilde. Kaum hiermit fertig, begann er seinen letzten und grossartigsten Bau, die Wiener Universität, die nach langen Schwankungen und wechselnden Entschlüssen endlich den Platz gefunden hatte, wo sie stehen sollte, einen vortrefflichen Platz, künstlerisch betrachtet, vielleicht minder gut in Anbetracht der Stille und Ruhe, welche Lehre und Wissenschaft verlangen. Die Aufgabe, die hier dem Künstler gestellt worden, scheint auf den ersten Blick leicht und einfach. Hohe, weite, lichte und luftig gesunde Säle für die Vor lesungen, das scheint alles oder die Hauptsache zu sein. Aber diese Säle und Ge mächer werden ihrer hundert oder mehr verlangt. Da kommt das Bedürfniss der verschiedenen Wissenschaften und fordert Laboratorien, Cabinette, Säle für die Samm lungen, Einrichtungen für die Demonstrationen. Zu allem sollen leichte und bequeme Zugänge vorhanden sein, und vier- bis fünftausend Menschen, die den täglichen Ver kehr bilden, setzen überall Freiheit und Klarheit der Circulation in Treppen und Corri- doren voraus. Dann die zahlreichen Räume zu anderer Bestimmung, die Kanzleien, die Sitzungs- und Prüfungssäle. Nun weiter die grosse Bibliothek, die mit ihren be sonderen Zwecken und besonderem Inhalt eine völlig eigenartige, für sich allein schon eine grosse Aufgabe ist und sich doch dem Ganzen praktisch wie künstlerisch ein zigen soll, das Vestibül, das Stiegenhaus und endlich die Aula, der grosse Festsaal. Und wenn das alles nun, einschliesslich Heizung und Lüftung und Material, in allen räumlichen Beziehungen festgestellt ist, so geht es an die künstlerische Gestaltung des Aeusseren. Das alles, zum Theil einförmig, zum Theil von ganz besonderer Art, soll im äusseren Bau zur Erscheinung kommen; die kolossale Flucht der vier Seiten des Riesenbaues soll belebt, von ihrer Einförmigkeit befreit werden; eine jede soll sich darstellen als ein volles Kunstwerk, verschieden und doch zusammengehörig, der gemeinsamen Idee untergeordnet. Und nun endlich im Aeusseren wie im Inneren der eigentliche Schmuck, der ornamentale wie der bildnerische, die zahlreichen plastischen Figuren, die Malereien, die doch schliesslich bei einem Gebäude, dem ersten und höchsten Sitze der Wissenschaft, einem Gebäude, das der Kunst zur Ehre, dem Lande und der Stadt zum Stolze dienen soll, nicht unterlassen werden können. '3