artige der Renaissance hat ihn angezogen, sondern das Harmonische und Poetische an derselben. Jeder, welcher Sinn für die architektonische Schönheit hat, wird die Nach klänge der italienischen Reise leicht herausfinden. Im Winter des Jahres 1871—72 wurde der erste Entwurf fertig, so dass Ferstel in der Lage war, diesen Entwurf im Frühjahr 1872 dem Ministerium vorzulegen. Bald erhielt das Ferstel’sche Project die Genehmigung des Kaisers. Bis zum Beginne des Baues verfloss jedoch noch ein volles Jahr. Das Programm des Universitätsbaues war ein sehr complicirtes und dessen Durchführung stiess auf eigenthümliche Schwierigkeiten, da das ganze Bauterrain erst terrassirt werden musste. Es fällt nämlich das Terrain von der oberen Südwestecke nach der Ringstrasse um 2-85 Meter und längs der Ringstrasse selbst abermals um o - 95 Meter, so dass die nordöstliche Ecke um 379 Meter tiefer liegt als die südwestliche. Am 6. April 1878 hat Ferstel im Ingenieur- und Architekten-Verein einen Vortrag über den Bau der Wiener Universität gehalten, in welchem er sich sowohl über die künstlerischen wie über die technischen Aufgaben dieses Baues mit grosser Klarheit ausgesprochen hat. Das Hauptgebäude der Universität besteht aus vier ver schiedenen Baugruppen, innerhalb deren der grosse Arkadenhof liegt. An der vorderen Seite befinden sich die Festräume und der Haupteingang, auf der rückwärtigen Seite die Räume für die Bibliothek. Auf der rechten und linken Seite befinden sich Studien räume, und ist die eine Seite der Hauptsache nach für die philosophische, die andere für die juridische Facultät bestimmt. Der von diesen vier Baugruppen umschlossene grosse Hof hat eine Breite von 45 Metern und eine Länge von 70 Metern. Jedes von den beiden den Hof flankirenden Lehrgebäuden enthält wieder zwei grössere und zwei kleinere Höfe. Nach den Dimensionen, welche das ganze Universitätsgebäude hat, beträgt die Frontlänge 161 Meter, die Tiefe 133 Meter, also ein Areale von 21.412 Quadratmeter. Nach Abzug der Höfe ergibt sich eine verbaute Fläche von 14.530 Quadratmeter. An den Bau der Wiener Universität mussten grosse künstlerische Anforderungen gestellt werden. Da dieses Bauwerk sich auf dem schönsten Platze von Wien befindet und die Zusammenstellung mit dem Parlaments- und Rathhause bedingt war, überdies der Architekt glaubte, dass gerade die Universität, die Quelle des Wissens, jener Ort ist, wo auch der Sinn für Wahrheit und Schönheit gebildet werden soll, und dass durch das allgemeine Walten künstlerischer Tendenzen dieser Keim in die empfängliche Jugend gelegt werden soll, so machte Ferstel die grössten Anstrengungen, um den Bau der Wiener Universität zu einem künstlerisch bedeutsamen zu gestalten. Um dieses Ziel zu erreichen, hat Ferstel, wie schon gesagt, sich in die italienische Renais-