ORNAMENTE DER RENAISSANCE. Es wäre unmöglich, ohne die Grenzen dieser Notiz zu überschreiten, auf dem Verdienst und den beson- dern Werken ausgezeichneter Künstler, wie Maestro Giorgio Andreoli, Orazio Fontana, und Francesco Xanto von Rovigo, hier im Einzelnen zu verweilen; auch ist das kaum nöthig, indem Herr Robinson in seinem Catalog der Sammlung von Soulages erst ganz neulich der Welt so manche höchst interessante Ansichten über einige schwierige Punkte dieses Gegenstandes mitgetheilt hat. Es dürfte also genügend sein, hier nur auf mehrere wichtige Modificationen hinzudeuten, welche in der Form und im Betrieb der Ceramik im Allgemei nen durch die unbeugsame Beharrlichkeit des Bernard de Palissy, Töpfermeisters des Königs Franz I., in Frankreich zu Stande gebracht wurden. Die Fig. 1, 3, Tafel LXXIX., zeigen Pro ben der verschiedenen Verzierungen seiner eleganten Arbeiten, welche, im Bezug auf die Zeichnung, im selben Verhältniss zu den andern Monumenten der französischen Renaissance stehen als die frühesten Majoliken zu den Monumenten der italienischen Renaissance. Schon während der Regierung Ludwigs XII. thaten sich die Arbeiten der französischen Juweliere durch ihren eigenen Styl hervor, und die hohe Gönnerschaft des mächtigen Cardinais d’Amboise gab dieser Industrie einen bedeutenden Aufschwung; doch erreichte die Kunst des Juweliers den höchsten Punkt der Vollkommenheit erst unter Franz I., welcher den grossen Meister der Renaissance — Cellini — an seinen Hof berief. Um den Zustand und das Wesen der kostbaren Metallarbeiten genau zu fassen und gehörig zu würdigen, wird es nöthig sein die Haupt züge der Kunstschule flüchtig zu berühren, aus welcher alle jene Emailleurs hervorgingen, die im fünfzehnten, und noch mehr im sechzehnten Jahrhundert, einige der elegantesten Ornamente, die je auf Metallarbeiten angewendet worden sind, weit und breit nach allen Richtungen hin verbreiteten. Gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts fanden die Künst ler von Limoges, dass die alten Emaillen des Champleve-Styls— von dem wir, Tafel LXXVII., Fig. 1, 3, 4, 8, 29, 40, 41, 50, 53, 57, 61, des Contrasts halber, zahlreiche Beispiele geben — ganz aus der Mode waren, und dass beinahe jeder Goldschmied eingegrabene oder transhicide Emaillen von Italien kommen liess, oder dieselben, je nach seiner Geschicklichkeit, mehr oder minder vollkommen selbst anfertigte. Unter diesen Umstän den fanden sie es gerathener, anstatt es mit der Concurrenz zu versuchen, ein neues Verfahren zu erfinden, welches ausschliess lich ins Fach des Emailleurs gehörte, und den Grabstichel des Goldschmieds ganz entbehrlich machte. Die ersten Versuche, von denen gegenwärtig nur noch sehr wenig Beispiele vorhanden sind, waren natürlich sehr roh, auch machte diese Kunst nur langsame Fortschritte, und erst gegen die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts trifft man eine gewisse Anzahl Proben die einen höhern Kunstwerth besitzen. Die Verfahrungs weise war wie folgt: — Der Künstler entwarf zuerst Der untere Theil eines kleinen Pilasters, zeigt den Ent sprang der schmückenden Ranken Verzierung, von den Lombardi, in der Kirche Sta. Maria dei Miracoli, Venedig. 128