I. (Die hemmenden und die fördernden Elemente bei der Orgaiiisirung der Ausstellung.) Die zur Feier der Schlusssteinlegung des neuen Musealgebäudes am 4. November v. J. eröffnete österreichische kunstgewerbliche Ausstellung hat ihren Zweck vollständig erfüllt. Die Urtheile der öffentlichen Blätter sind einstimmig in der Anerkennung dessen, was in den Räumen geboten wurde. Der zahlreiche Besuch zeigt deutlich, mit welchem Interesse und mit welcher Befriedigung das Publicum diese Ausstellung aufuimmt. — Aber nicht blos der äussere Erfolg, auch wenn man die Intentionen, welche das Museum bei der Reorganisirung der Ausstellung gehabt hat, mit dem vergleicht, was wirklich erreicht wurde , kann man mit voller Befriedigung auf das Geleistete zurückblicken. Die Ausstellung lehrt uns, dass die österreichische Kunstindustrie in einer aufwärts gehenden Bewegung begriffen ist, den Forderungen eines kunstgebildeten Geschmackes in einem weit höheren Grade Genüge ge leistet wird, als es früher der Fall war, und dass sie berufen und berech tigt ist, in der kunstgewerblichen Production des heutigen Europa eine hervorragende und bedeutsame Stellung einzunehmen. Die Aufgabe, die wir nun mit dem Berichte über diese Ausstellung zu erfüllen haben, ist eine mehrfache. Vorerst handelt es sich darum, dasjenige, was vorgeführt wurde , eingehend zu würdigen und den Bemühungen gerecht zu wer den, welche die Aussteller in nicht geringem Grade gehabt haben, um den Anforderungen des Programmes zu genügen. Indem es also nun die Aufgabe sein wird , mit kundiger Hand sichtend und erläuternd die her vorragenden oder lehrreicheren Leistungen auf der Ausstellung zu be sprechen, wird es zugleich unerlässlich sein, Gesichtspunkte allgemeinerer Art zu erörtern, die Gesetze des Geschmackes auf das Gebotene zur An wendung zu bringen, die Lücken, welche sich in der Ausstellung finden, aufzudecken, dem Irrenden eine Richtung, dem Vorwärtsstrebenden Winke zu geben, die geeignet sind, den Fortschritt der österreichischen Kunst industrie auch in der Zukunft zu sichern. Denn so gewiss es ist, dass in den letzten Jahren ganz Ausseror dentliches geleistet wurde, eben so gewiss ist es, dass man sich bei dem nicht beruhigen darf, w r as erreicht wurde, und dass grosse Anstrengungen gemacht werden müssen, um auch in der Zukunft allen Ansprüchen voll ständig zu genügen. Die grössten Schwierigkeiten, welche der Erfüllung dieser Wünsche entgegen treten, liegen in äusseren Verhältnissen. Der grösste Theil der in den Kronländern lebenden Künstler und Kunsthandwerker befindet sich in einer isolirten Stellung und bewegt I