22 Zudem ist in der Bronzefabrication der Geist der Association noch nicht erwacht, der in Frankreich gerade auf diesem Felde so viel dazu beigetragen hat, den ganzen Fabricationszweig zu heben, die Arbeiter zu schulen, den Techniker zu fördern. Was haben bei uns die Genossen schaften auf diesem Felde gethan, und was hätten dieselben thun können! Die Industriellen müssen nicht Alles von der Regierung verlangen, sie müssen sich selbst helfen können, besonders in Zeiten, wo es an Aufträgen nicht fehlt und Mittel genug vorhanden sind, um , wie es die Posamen- tirer gethan haben, eine Fachschule zu errichten, — sei es als Sonn tags- oder Abendunterricht, — geeignet, die Leistungsfähigkeit der Arbei ter zu erhöhen. Auch darüber müssen sie unter sich in höherem Grade klar wer den, wie sie Modelle von Künstlern oder nach berühmten Kunstwerken erwerben , und wie sie und nach welchen Methoden sie dieselben repro- duciren müssen , um einerseits den Künstler entsprechend honoriren, an - dererseits aber so vielerlei Abgüsse machen zu können, damit ein grösserer Absatz, und auch ein Absatz zu geringeren Preisen möglich ist. Auch darüber werden die Verhältnisse in Frankreich manchen Wink geben können. Dort werden Reproductionsmaschinen und Galvanoplastik vielfach angewendet. Auch in Berlin wird mehr als Ein Gebiet der Metallplastik rationeller betrieben, als in Oesterreich. Die Erörterung dieser Fragen war früher, wo die Bronzefabrication in den ersten Stadien der Entwicklung stand, vielleicht überflüssig. Heu tigen Tages aber ist es anders; heute müssen dieselben umfassend erör tert, zu praktischer Lösung gelangen, wenn man der Bronzefabrication eine glänzendere Zukunft sichern soll. Ein Schritt ist wenigstens nach Einer Seite hin geschehen. Die bei den Ciseleurs, Schwarz und Mayer, die, nachdem sie bereits tüchtig in den Elementen des Ciselirens erfahren, sich im Zeichnen und Modelliren in der Kunstgewerbeschule fortgebildet haben, gelangten dazu, ein Atelier für Ciseleurarbeit zu etabliren, der erste Versuch ähnlicher Art, der bis her in Wien gemacht wurde. Wir haben diesmal die technisch-industriellen Fragen in den Vor dergrund gestellt, weil diese es sind, die zur Lösung drängen; die vor wiegend künstlerischen lassen sich mit wenigen Worten andeuten. In dem Masse, als die Kunst der Plastik und der Unterricht in den Kunstgewerbeschulen vorwärts schreitet, in demselben Masse werden ge schickte Modelleure vorhanden sein und Bildwerke geschaffen werden, die verdienen in Bronze gegossen zu werden. Der Bronzeguss verlangt eine gewisse Grazie und Leichtigkeit, eine eigenthiimliche Beweglichkeit und Lieblichkeit des Talentes, um zur Geltung zu gelangen. Eine Menge grös serer und kleinerer Figuren aus der älteren italienischen, französischen und deutschen Renaissance verdanken diesen Vorzügen ihre grosse Popularität. Die Bronzethüren Ghibertis mit ihren reizenden Figuren, der Perseus des