32 alle möglichen Geschichten galanten Inhalts, Schäfer- und Götterabenteuer in Schnitzwerk dar. Die Ausstellung enthält ein wahres Kleinod von Spie gel, ein Werk, das durch Composition und Arbeit dem Würdigsten an die Seite gestellt zu werden verdient, der Spiegel in dem von Phil. Haas & Söhnen aufgestellten Boudoir, entworfen von Prof. J. Stor.ck, ausgeführt von Lobmeyr und Hanusch. Ohne deutlichere figurale Beigaben zu Hilfe zu nehmen, gelang es dem Künstler, in vollendeter und ansprechend ster Weise die im Obigen angezeigte Bestimmung seiner Schöpfung zu charakterisiren. Wir werden nicht von schalkhaft tändelnden Amoretten oder dgl. aufmerksam gemacht, dass hier nicht ein Gegenstand tiefernster Bestimmung vor uns steht, — sondern es ist diese Absicht durch die blos ornamentale Composition — durch die Wahl der Stoffe und durch die farbige Decoration in reizender Weise erreicht. Der Eindruck des Ganzen, wie es sich auf leichten krystallenen Säulchen von spielenden For men, buntglitzernd von grossen rothen und smaragdfarben Gemmen, von Vergoldung unterbrochen aufthürmt, hat etwas von der Ueppigkeit des Orients und doch das Massvolle der Renaissance; es entspricht wun dersam wahr, fast wie ein Ergebniss psychologischer Auffassung der Auf gabe, seiner Bestimmung für einen Dienst, in dem das Werk kindlich hei terem Selbstgefallen seine spiegelnde Fläche darzubieten hat. Es scheint, dass frühzeitig das Bestreben der Spiegelmacher erwachte, nicht nur durch den Rahmen , sondern auch in der Hauptsache, das Spiegelmaterial, ihre Fabricate des Namens Kunstarbeit werth zu wissen. Die eigentliche, zum Sichbesehen bestimmte Fläche musste allerdings un berührt bleiben, aber ich glaube, dieser Absicht das eigenthümliche Genre von Decoration zuschreiben zu müssen, wobei man die Rahmen der Spiegel gleichfalls mit Spiegelstreifen belegte, in denselben aber da durch die Ornamente herstellte, dass man deren Zeichnung matt, den Grund als gewöhnlichen Spiegel wirken liess, einzelne Stellen aber: Per lengehänge, Tropfen etc. kräftig ausschliff, wodurch dieselben hell wie Luftblasen in einem wassergefüllten Glasgefässe erscheinen. Solche Spiegel hat das Etablissement J. & L. Lobmeyr ausgestellt, sie zeichnen sich durch vorzügliche Ornamentation und herrliches Material aus, in den For men aber ist hier, im Gegensatz zu den Zopfimitationen ausländischer Firmen, der Styl der besten Renaissance angenommen. Ein anderer Spiegel dieser Art in architektonischer Umrahmung sammt Consoletisch- chen aus schwarzem Holz schmückt das sogenannte Herrenzimmer der Haas’schen Exposition. Ueberreich mit übrigens sehr fertig geschnitztem Relief in ungefärb tem Naturholz ist ein Spiegelrahmen aus dem Atelier Schönthaler, in guter Renaissanceform, ferner architektonisch mit Pilastern und Tympanon aufgebaut, zwei von Ulrich & Comp. Wir gedenken hier noch einiger guter Vergolderarbeiten, der von Kölbl & Threm in Wien nach trefflicher Zeichnung gefertigten Gar-