56 übernommen und die Ausführung Herrn Wechselmann überlassen, welcher zu. diesem Zwecke eine Subvention erhält. In diesem Berichte wird nun erzählt, es sei Klage darüber geführt worden, dass die von Herrn Wechselmann an die Spitzenhändler und Factoren zur Be nützung hinausgegebenen Muster nicht durchgehends geschmackvoll und neu seien, und dieser rechtfertigt sich damit, dass er »bei der Errichtung der Musterwerkstätte und noch fortlaufend Tausende der geschmack vollsten Zeichnungen den Factoren zur unentgeltlichen Benützung gestellt habe, und sie hätten davon zu Hunderten und jedenfalls mehr davon entnommen, als sie benutzen konnten.« Man erkennt aus diesem Streit, dass die Spitzenfabrikanten im Erz gebirge noch immer glauben, man könne sich mit schon anderswo be nützten Zeichnungsvorlagen begnügen, und dasselbe Muster wie der Bobinet-Fabrikant!, der Cattundrucker, der Seidenweber oder Damast weber vfele Mal ausführen lassen. Das ist gerade der Irrthum, welcher die Spitzenfabrication im böh mischen Erzgebirge und auch im benachbarten Sachsen in einem Banne hält, der sie nicht die Vollkommenheit erreichen lässt, zu welcher sie in Frankreich und Belgien gelangt ist, daher auch diese den Weltmarkt darin beherrschen. Der Werth der edlen Spitze, sei sie mit der Nadel oder mit den Klöppeln gearbeitet, besteht in der Originalität der schönen Zeichnung. Die eigens für eine Spitze, sei dieselbe ein ganzes Kleid oder ein Shawl oder eine Barbe, entworfene und ausgeführte schöne Zeichnung macht sie zu einem Unicum, das sich zu einer gewebten Spitze wie eine freie Handzeichnung zu einem Holzschnitt oder Kupfer stich verhält und die letztere so sehr an Werth übertrifft. In Frankreich, in Belgien wird eben jede Spitzenrobe und jede grös sere Spitzenarbeit nach einer besondern Zeichnung ausgeführt und diese entwerfen für dieses Fach ausgebildete Zeichner, die wahre Künstler sind. Allerdings arbeiten diese, wie jeder Zeichner für Kunstgewerbe, nach Mustern und Ornamentvorlagen, allein sie lassen dadurch ihre Phantasie nur anregen und passen sie dem Stoffe an, wodurch die Zeichnung zur Darstellung kommt. Hierbei macht sich nun die Arbeit der Nadel und der Spitzenklöppel ganz besonders geltend. In der freiesten Weise folgt sie mit dem Con- tourfaden dem Zuge der freien Handzeichnung und ist im Stande alle Formen zum deutlichen Ausdruck zu bringen; in der gefälligsten Weise füllt der Faden an der Nadel und füllen die an den hunderten kleinen Klöppeln befestigten Fäden die Zwischenräume der starken Contouren mit dem verschiedenartigsten Netzwerk, wie es der Webstuhl und die Bobinetmaschine nimmer vermag, und so kommen die Meisterwerke jener Spitzenroben, Schleier, oder Volantes, Barben u. s. w. zu Stande, welche auf dem Untergründe von blauem, grünem oder rothem Sammt oder auf