65 goldete Metall darstellen, die Gewänder etc. durch farbige Schmelzmasse und die Innencontouren wieder durch den stehengelassenen Grund geben, kommen häufig genug vor, wir haben schöne Proben davon im Schatze von St. Stephan zu Wien. Wir reihen daran einen eigenthümlichen Versuch desselben wackeren Emailleurs, der in technischer Beziehung nicht werthlos, in jeder andern Hinsicht aber arg verunglückt ist, so dass wir die fleissige Arbeit bedauern müssen, wo sie an unglücklich gewählter Aufgabe vergeudet erscheint. Der Künstler hat nämlich ein 19 Zoll hohes und i5 Zoll breites Madon nenbild auf vergoldetem Kupfergrund ganz in Email dargestellt und zwar im Style der altbyzantinischen Madonnenbilder, mit griechischen Schrift zeichen versehen etc. Etwas nützliches geht indessen doch vielleicht auch aus dieser Verirrung hervor. Vielleicht werden Manche, welche beim Künstler das Erwerben von kunstgeschichtlichen Kenntnissen für etwas überflüssiges und zeitraubendes hinzustellen gewohnt sind, doch anderer Meinung, wenn sie dieses Opus betrachten, in welchem also die Copie eines Kunstwerkes der Tafelmalerei, der Malerei mit kalten Farben, mit dem Pinsel, auf Kreidegrund, — ausgeführt ist in einer Technik, welche nie mit Werken des Pinsels concurriren kann und in der byzantinischen Kunst zu ganz andern Zwecken gedient hat. Ein wenig Belehrung über die Technik der griechischen Tafelmalerei einerseits, über die Anwendung von Email in der byzantinischen Goldschmiedekunst andererseits hätte den trefflichen und äusserst strebsamen Meister vor einer solchen Verirrung geschützt, Unterweisung, die gerade beim Eklekticismus des modernen Kunstgewerbes, woselbst aus allen Zeiten, Stylen und Techniken der bun testen Beschaffenheit, oft Ein einziges Kunstwerk zusammenge — stellt zu werden^'pflegt, den einzigen Schutz vor wilder Confusion bieten kann. Von gediegener Zeichnung sind die Emails, welche in ornamentirten Streifen die neuen Gascandelaber im Stiegenhause des Museums zieren. Obwohl nicht Bestandtheile der Ausstellung, erwähnen wir sie dennoch als gute Arbeiten von Chadt. Die Candelaber sind aus Tombak, mit dem Ensemble übereinstimmend natürlich im Renaissancestyl von Oberbaurath Ritter v. Ferstel entworfen. Die Idee, das Metall der Lichtträger mit Schmelzfarbe zu verzieren, ist jedoch Schöpfungen der gothischen, vor zugsweise der englisch-gothischen Periode entlehnt. Der vergoldete Metall grund der Ornamente hat einen sehr satten angenehmen Ton, ein glanz loses tiefes Goldgelb. Lobende Erwähnung verdienen ferner noch die Emailverzierungen an dem Bronzeluster des grünen Zimmers in der Haas’schen Exposition, welcher aus dem Atelier Han u sch hervorge gangen ist; ferner die am Ehrenbecher des Künstvereines für Böhmen in Prag, nach Zeichnung des Malers Fr. Wachsmann von Joh. Pavlansky daselbst ausgeführten Ornamente. Ratzersdorfer in Wien hat unter seinen ausgestellten Schmuck - und Toilettegeräthen kaum ein Stück, das nicht mit Emails reichlich aus- 5