66 gestattet wäre. Wie alle aus diesem Atelier stammenden Arbeiten haben auch die Emaillirungen einen ganz eigenthümlichen, bestimmten Charak ter. Zum grossen Theile wurden sie von dem sehr geschickten Künstler Joh. Hrdliczka ausgeführt. Sie schliessen sich treu an Originale einer Zeit an, die eben im Fache der Bijouterien, Goldschmied- und Bergkrystall- arbeiten mustergiltige Leistungen hervorgebracht hat, copiren dieselben bei nahe, — doch aber meist nur im Styl, im Geist und Charakter, weniger im Einzelnen, — und suchen ihren Werth in der möglichsten Annäherung an die Vorbilder. Es mangelt nicht an Urtheilen, welche für solche Ten denzen Bezeichnungen wie sclavisch u. dgl. in Bereitschaft haben, wir aber wollen uns wirklich noch bedenken, ob der obgemeldeten Richtung nicht eher grosses Lob zuzuerkennen sei, indem durch ihr genaues, gewissenhaftes Festhalten an den alten Mustern wenigstens vermieden wird, was dem Freunde und Kenner der kunstgeschichtlichen Entwicklung bei modernen, neu-alten Schöpfungen so oft störend entgegentritt: das Zusammenzwingen, die geschichtswidrige Vermählung, wenn ich so sagen darf, von zehnerlei Techniken, welche die Kunst der betreffenden Epoche nie als Ragout auf Einer Schüssel auf den Tisch gestellt hat. Ihr Vorzüglichstes hat die ge nannte Firma geleistet in den emaillirten Gold- und Silberfassungen der Glasgefässe von J. & L. Lobmeyr (im Aufträge Sr. Majestät). Die Zeit Rudolf II. hat ihre kostbaren Gefässe von Bergkrystall mit solchem Schmelz werk geziert, ein Material, das wegen seiner Kostbarkeit und der Schwie rigkeit, welche es dem arbeitenden Künstler entgegensetzt, beinahe den Edelsteinen zugerechnet wird. Wir haben hier die Bergkrystallgefässe in schlichtes Glas übersetzt und auch dieses mit dem kostbaren Schmucke des Emails geziert. Aber allerdings, wenn Glasgefässe dieser Auszeich nung würdig sind, so darf es von denen Lobmeyr’s gesagt werden. Das eigentliche Maleremail ist vortrefflich vertreten durch die Aus stattung der Adresse, welche Sr. kais. Hoheit dem Erzherzog Rainer als Protector des Oesterr. Museums durch die Mitglieder dieser Anstalt bei der Eröffnung des neuen Hauses überreicht wurde. Das überhöhte vier eckige Mittelstück zeigt in einem reichen architektonischen Rahmen im Style des ital. Quatrocento die Gestalten der Kunst und des Handwerks, sich die Hände reichend. Die Architektur ist den Altar- oder Thürum rahmungen nachgebildet, wie sie in Venedig, Siena, Florenz gegen 15oo geschaffen wurden, die Zeichnung hiezu entwarf Prof. Storck, jene der Figuren Prof. Laufberger. Den Rahmen bilden io Medaillons der Künstler Dürer, L. della Robbia, P. Vischer, B. Palissy, Giov. da Udine, Raphael, Schongauer, W. Jamnitzer, H. Holbein und B. Cellini, nach gleichzeitigen Portraits entworfen. Zur Ausführung des Emails hat man sich die Grisaillen französischer Emailleure zum Muster genommen, welche in der Frühzeit des 17. Jahrhunderts in den Limousiner Werkstätten immer häufiger ge fertigt wurden. Wir dürfen ihre Herstellung als eine der schönsten Früchte bezeichnen, welche aus der jungen Saat unserer Kunstgewerbe-