72 soluten und principiellen Verwerflichkeit solcher Fabricate gelangen — der sich täglich verfeinernde Kunstgeschmack unseres Publikums dürfte sie sonst allzubald überholen. Dass aber schon eine bessere Einsicht, wenn auch langsam, sich Bahn zu brechen beginnt, beweisen manche Arbeiten die wir unmittelbar neben den beschriebenen als Erzeugnisse ein und der selben Firma ausgestellt finden. So hat Clemens Rasch einige fein dessinirte Glaspocale exponirt, in deren Form und Ornamentation wir einen sichtbaren Fortschritt zu geläuterteren Tendenzen mit Vergnügen constatiren. Aehnliches gilt von einigen von Aug. Hegen bart’s Erben ausge stellten Objecten. Wenden wir uns nun zu jenen Gattungen Glasarbeiten, die ihre Vollendung schon durch die blossen Feuerproceduren ohne oder mit nur sehr geringer nachträglicher Bearbeitung erfahren, so sehen wir hier, trotzdem diese Zweige, wenigstens soweit sie zur Kunstindustrie zu rechnen sind, in Böhmen verhältnissmässig weniger cultivirt werden, doch Beachtenswerthes geleistet. Namentlich Lobmeyr hat einige Suiten von Gefässen ausgestellt, die zeigen, wie echter Kunstwerth einem Geräthe bei der grössten Einfachheit schon durch ein gut aufgebautes Formschema ertheilt werden kann. Auch bei H. Ullrich treffen wir theilweise auf ein verwandtes Streben, einfache und daher billige Waaren, die aber doch bessern Ansprüchen genügen können, zu erzeugen —■ ein Streben, das wir überall mit Freuden begrüssen. Sehr ansprechende und gefällige Effecte haben die beiden zuletzt genannten Firmen bei manchen ihrer Erzeugnisse durch das Anbringen eines schmalen farbigen Streifens oder Fadens hervorzurufen gewusst, hingegen können wir uns mit den emaillirten, Monogramme oder Wappen tragenden Schildchen auf hellem Glase weniger befreunden. Das in neuerer Zeit vielfach in Aufnahme gekommene Aetzen des Glases gibt ein vortreffliches Mittel an die Hand, frei und leicht gezeich nete Verzierungen auf Glas anzubringen, und da es bei diesem Verfahren keiner energischen mechanischen Einwirkung bedarf, so gestattet es die Ornamentirung selbst des zartesten Schmelzglases. Die Alt-Venetianer babrication hat sich vielfach des in stylistischer Beziehung hiermit ver wandten Ein ritze ns der Ornamente vermittelst eines Diamants bedient. Bei J. Schreiber’s Neffen sehen wir eine hübsch ausgestattete Lampen kugel in der vorerwähnten Weise geziert. Wie schon eingangs bemerkt, sind die gefärbten und opaken Gläser und besonders die letzteren auf der Ausstellung verhältnissmässig sehr reich vertreten. Unter den gefärbten wird namentlich ein Genre viel tabricirt, das seine Modelle in Form und Decoration den deutschen Glas arbeiten des 16. und 17. Jahrhunderts entlehnt; wir meinen die grünen, mit farbigen Emailen gezierten Gläser. Lobmeyr und H. Ullrich haben davon ziemlich viel und decorativ recht Wirksames zur Anschauung ge-