78 erwähnten Periode an, ohne aber auf ihre Uebertreibungen, insbesondere die Tellergemälde einzugehen. Sie halten sich mit vollem Recht an die ornamentale Seite und betonen vor allen die Randverzierung. In dieser Beziehung müssen wir das vom Architekten Alois Hauser gezeichnete Tafelservice, das mit seiner Ornamentation reizende Effecte darbietet, besonders hervorheben, dasselbe macht sich aber auch dadurch bemerk- lich, dass es eine gewisse Schönheit und Reinheit der Gefässformen an strebt, bei denen der Boden des Gegebenen und Vorhandenen nicht verlassen wird und bei denen mehr das Formgefühl, als die Form selbst an die Antike anklingt. Der Vorgang ist sehr beachtenswerth, ohne dass wir diese Lösung damit, als die allein richtige bezeichnen wollen. Fischer von Herend hat einen anderen Weg eingeschlagen, oder vielmehr er ist dem Wege treu geblieben, auf welchem er sich bisher schon Jahrzehnte lang allein dem Strome des Ungeschmacks entgegenge stellt hat. Damals, als er begann oder seine Anstalt zu einer Kunstanstalt erhob, hatte er nur die Wahl, entweder der schlechten Mode zu folgen oder sich an die besten vorhandenen Muster aus der Kunstgeschichte des Porcellans zu halten. Auf diesem Wege ist es dahin gekommen, die verschiedensten und berühmtesten Arten des asiatischen wie des europäi schen Porcellans, von letzterem insbesondere diejenigen der Rococozeit, auf das vollkommenste zu imitiren und durch die Ausbildung einiger Specialitäten ein eigenes Genre zu gründen und selber eine Specialität in der Geschichte des Porcellans zu werden. Dass er auch auf unserer Aus stellung dieser seiner nunmehr bekannten und anerkannten Weise treu geblieben ist, indem seine Collection uns eine Blüthenlese aus der Ge schichte des Porcellans vorführt, ist umsomehr anzuerkennen, als einer seits die Arbeiten ihre künstlerischen Reize und Vorzüge besitzen, an dererseits die Lage der Fabrik, abseits und ohne Verbindung mit einem Mittelpunkt der Kunst und seiner Hilfsmittel eine gewagte Reform im modernen Sinne keineswegs begünstigt. Viele Gegenstände der Collection von Fischer theilen mit dem orientalischen und dem älteren europäischen Porcellan eine Eigenschaft, welche von grosser künstlerischer Bedeutung ist und doch von unserem Porcellan schon seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts oder eigentlich schon von Anfang an absichtlich gemieden wurde. Das chinesich-japanische Porcellan ist durchweg in der Masse farbig, d. h. es hat einen Ton, der entweder grünlich, bläulich oder seladonartig ist und sich der Oberfläche mittheilt. Dieser Ton verbindet die bunten Farben der Decoration zu einer gemeinsamen Haltung und gibt eine Harmonie ähnlich derjenigen auf Gemälden, von denen man sagt, dass sie »Ton« haben, eine Eigen schaft, die im Grunde jedem Bilde nothwendig ist. Man sieht also, dieser farbige Ton des Porcellans ist ein Vorzug und kein Fehler, und es ge schah daher sehr zum eigenen Nachtheil, wenn die europäische Porcellan- Fabrication fort und fort bemüht war, eine möglichst farblos weisse Masse