83 Schritte thut, eine Gewerbezeichenschule, mit besonderer Rücksicht auf die Thonindustrie, in das Leben zu rufen. Dann ist es für Znaim auch nöthig, die keramischen Ausstellungen jährlich zu wiederholen; es kann dies um so leichter thun, als es in dieser Beziehung von Seite des österreichischen Museums auf die liberalste Unterstützung rechnen kann. So schön die Znaimer Erfolge an und für sich sind, so können die selben doch nur als ein erster Schritt betrachtet werden, um das ganze Gebiet der Keramik auf dem von der Natur so begünstigten Terraine von Znaim nach allen Seiten hin weiter auszubilden. Thun dies die Bewohner Znaims nicht selbst, so können sie sicher sein, dass über kurz oder lang eine Actien-Gesellschaft sich aller dieser Vortheile bemächtigen wird, die sie gegenwärtig noch allein in ihren Händen haben. Herr Schleiss in Gmunden hatte gleichfalls eine nicht unbedeutende Sammlung von Bauernfayencen ausgestellt, die in ihrer Art ganz gut sind, aber weder im Materiale noch in der Glasur die Znaimer Thon- waaren erreicht haben. Die Fabrik von F rain (bei Znaim) hat gar nichts ausgestellt. Diese Fabrik befindet sich schon seit Jahrzehenden im halben Verfalle. In den Sammlungen des österreichischen Museums befinden sich sehr gute Stücke aus dem Anfänge dieses Jahrhunderts — harte Thonwaaren in der Art von der Wedgewoodwaare, die ganz gut ist und die heutigen Tages noch Anwerth finden würde, wenn sie nur etwas rationell betrieben würde. Auch in Oberösterreich gibt es noch hie und da Töpfer, die mit dem Glasiren der Thonwaaren ganz gut umgehen können, aber selten Gelegen heit finden, aus ihrem Dunkel hervorzutreten. ■ Die böhmischen Thon waaren- und Fayence-Fabriken des vorigen Jahrhunderts haben gänzlich aufgehört. Sie sind durch die in Deutschböhmen aufkommenden Porcellan- fabriken von dem Markte verdrängt worden Dass in der Volksindustrie der österreichischen Völker hie und da noch gut glasirte, mit interessanten Ornamenten versehene Thonwaaren erzeugt werden, sieht man am besten aus den slavonischen Thongeschir ren, die Herr Felix Lay aus Essegg dem Museum zum Geschenke ge macht hat. Auch in Wien kommen manchmal gute glasirte Thonöfen, insbesondere aus der Fabrik des Herrn Bernhard Erndt vor; einer davon ist in dem vom Atelier SchÖnthaler aufgesfellten Zimmer zu sehen, sowie mehrere, sowohl weisse als farbige, in den Wohnräumen des Mu seums aufgestellt sind. E. 6’