9 5 F. Michel mit seinem Gehilfen J. Eder gefertigt. Die zierlichen Blatt ornamente heben sich von dem schwarzen Holze des Grundes in einem trüben Roth ab, dessen Ton im Verein mit dem dunkeln Fond die an genehmste Wirkung hervorbringt. Bis auf die Form der Wappen ist der Styl der besten Renaissance-Kunstwerke beibehalten, die satte Farbe dieses unteren und der Seitentheile bereitet das Auge in angenehmem Uebergange vom Schwarz des Grundes zu den oben angebrachten Elfen- beingravirungen vor. — Einfache geometrische Muster in wenigen Tönen sehen wir auf Möbeln von Vincenz Palhuber und aus dem Schönthaler- schen Atelier; der runde, für das Operntheater nach Entwurf von Franz Schönthaler durch Tischlermeister Glückselig ausgeführte Tisch ver einigt Einlagen von Holz, Elfenbein und Metall. Die Betrachtung der in bunten Hölzern ausgeführten Intarsien auf der Ausstellung gewährt ein eigenes Interesse. Wir haben da ein Gebiet, vor uns, welches noch gänzlich der Reform bedarf, auf längst überschrit tener Stufe steht, welches aber in der Art, wie es noch erhalten erscheint, die Möglichkeit eines Aufschwunges durchaus nicht unter die Unwahr scheinlichkeiten zu verweisen zwingt. Es sind nämlich offenbar von der Barocke her und durch dieses Medium somit auch aus den älteren besseren Zeiten noch sehr anerkennenswerthe Traditionen in der Technik geblieben und haben sich im Handwerk fortgefristet. Die Formgebung fiel freilich dem Zopf und Naturalismus anheim, daher begegnen uns nur Obst- und Blumenstücke mit allen Modellirungen und Schatten der Natur oder Schnörkelformen des 18. Jahrhunderts. Das 16. Jahrhundert schuf namentlich Trophäen, Musikinstrumente in bunter Intarsia, und wäre dergleichen, — wenn schon wir zugeben müssen, dass es zum Verfall hinüberleitete — doch ein besseres Vorbild noch als Schöpfungen der genannten Zeit. Die Gefahr bei der Anwendung buntfarbiger Holzein lagen ist eine zwiefache: entweder wird der Künstler verlockt, die male rischen Reize eines Tafelgemäldes nachahmen zu wollen oder die Körper lichkeit von Gegenständen der Natur; in beiden Fällen ein Stylfehler und bei grösster Mühe stets nur eine armselige Nachäffung. Nicht undenkbar aber ist es, dass rein ornamentale und nur in der Fläche wirkende Com- positionen auch in buntem Mosaik von edler Erscheinung sein könnten. Dem Gesagten zufolge finden wir uns nicht veranlasst, an dem Betschämel und Tisch vom Tischler Wiesauer in Gmunden die Mängel in Composition und Zeichnung zu berühren, sondern lediglich darauf Jainzuweisen, dass aus solchen Resten einer vormals bedeutend gewesenen Kunstindustrie und Kunsttechnik, die sich in den Provinzen noch häufiger erhalten haben und an solchen vom Hauptstrom der Mode wandelungen abgelegeneren Orten noch in jahrhundertalter Weise geübt werden, Anknüpfungspunkte für eine Regeneration geboten sind. Es sind noch lebendige Stämme da, die wir veredeln können, ohne neue Bäumchen pflanzen zu müssen. Niemand wird leugnen wollen, dass die Zinkeinlagen