Das bei uns wahrnehmbare Zurückbleiben der Photographie hin
sichtlich der Reproduction von Oelgemälden dürfte vorzugsweise durch die
eigentümlichen Verhältnisse bedingt sein, welche hinsichtlich der Ausübung
der Photographie in unseren bedeutendsten Galerien noch zu bestehen
scheinen. Durch dieselben fehlt der Sporn zu solchen Arbeiten, indem
es nicht möglich ist, jene Bilder photographisch zu vervielfältigen, hin
sichtlich welcher mit Sicherheit auf Absatz gerechnet werden könnte.
Wir müssen auch sehr bedauern, dass die angeblich ein Monopol für Auf
nahmen in der Belvedere-Galerie besitzende Firma nicht zu bewegen war,
die in jüngster Zeit gemachten Aufnahmen Holbein’scher Gemälde aus
zustellen.
Auch die Anwendung der Photographie für naturwissenschaftliche
Studien fand mehrere Vertreter. Hieher gehören die reiche Sammlung
von ausgezeichneten Abbildungen der Cuppressineen Gattungen des Hof-
gärten-Directors Antoine und die trefflichen mit dem Mikroskop bei
Drummond schem Lichte erzeugten Abbildungen von anatomischen Präpa
raten, von Theilen einzelner Medicinalpflanzen, welche Carl Haack lieferte.
Wer die Schwierigkeiten kennt, welche bei der Aufnahme grüner Pflan
zen dem Photographen begegnen, wird die Schärfe und Modulation in
den Bildern Antoine’s bewundern müssen. Nicht minder wird der
Kenner den mikroskopischen Aufnahmen Haack’s wegen der Ausdauer,
die bei solchen, nur für ein begrenztes Publicum bestimmten Arbeiten
nothwendig ist, sowie wegen der scharfen Zeichnung die grösste Anerken
nung zollen.
Es wäre zu wünschen, dass bei uns die Verwendung der Photo
graphie für Unterrichtszwecke eine grössere Berücksichtigung fände, ins
besondere würden wir empfehlen die Darstellung von Transparentbildern
für die Laterna magica eifrig zu pflegen, indem dieselben ein treffliches
Illustrationsmittel für Vorlesungen sind und es ermöglichen, die mannig
fachsten Objecte in kurzer Zeit für ein grösseres Auditorium zur An
schauung zu bringen. In Amerika und England sind solche Bilder bereits
ein allgemein verbreitetes Lehrmittel geworden.
Aus dieser Schilderung dürfte jeder Leser, sowie der aufmerksame
Beobachter der Ausstellung entnehmen, dass auf dem Gebiete des Druckes
oder vielmehr des Copirens mit Silberpräparaten in der Ausstellung so
ziemlich alle Anwendungen der Photographie, ja einige sogar glänzend
vertreten waren.
Wenden wir nunmehr unsern Blick jenen Zweigen der Photographie
zu, deren Streben dahin geht, Copien herzustellen, die nicht jenen Ver
änderungen unterworfen sind, wie die gewöhnlichen mit Silberverbin
dungen erzeugten Bilder, so müssen wir im Allgemeinen mit Bedauern
constatiren, dass nach unserem Ermessen diese Zweige bei uns, wenn
gleich einige Berücksichtigung, doch noch nicht jene Pflege und Verbrei
tung gefunden haben, welche selbe nach ihrer Bedeutung verdienen. Die