7 wegt, doch ist es, wenn richtig gehalten, bereits auf Licht und Schatten berechnet. Auch diese Art pflegt wohl den tiefen Grund in Farbe zu setzen oder auch das Masswerk gleich den steinernen Fensterrosetten durch brochen zu halten. Sie ist mit verschiedenen Gegenständen vertreten, gröberen und feineren, sehr gut insbesondere in Nr. 31, einem kleinen Geschirrkasten mit offenem Untertheil, welcher Eigenthum des Antiquars Zelebor in Wien ist. Hier geht das feine Masswerk in streng gothi- sches Laubwerk über. Ein anderer ähnlicher Kasten, aber mit geschlos senem Untertheil, Nr. 2 5 des Katalogs, gehört demselben Antiquar. Hier ist die Masswerkrosette leicht durchbrochen gehalten und lässt dadurch Luft in das Innere eintreten. Bei diesen Möbeln finden sich die Seiten zuweilen mit etwas freierem Ornament verziert, das jedoch nur aus dem Brett geschnitten und sehr leicht und frei gehalten ist; häufig begegnet uns auch das allbekannte gothische Motiv der imitirten Pergamentrolle. Das bedeutendste Stück in diesem Genre ist jedenfalls der grosse Credenzkasten des Fürsten Friedrich Liechtenstein, der über und über mit reichem, wechselvollem Masswerk bedeckt ist. Er bietet dem gothischen Ornamentisten eine Fülle fein combinirter Motive in diesem Genre. Auch er gehört wie die übrigen erwähnten Gegenstände dem fünfzehnten Jahrhundert an. Aufgefunden wurde er zuletzt in Kärn ten, doch weist die feine Holzmarqueterie, welche die Masswerkfelder um gibt, auf einen mehr südlichen Ursprung jenseits der Berge hin, wahr scheinlich nach Friaul oder Nord-Italien. Die erwähnten Gegenstände aus dem Besitze des Herrn Zelebor sind dagegen deutschen Ursprungs und stammen vielleicht aus Franken; doch ist die Art so allgemein, dass man wohl unschwer die Zeit, aber weniger leicht den Ort der Entstehung bestimmen kann. Die dritte Art der gothischen Möbel, welche unsere Ausstellung ver treten zeigt, ist die seltenste und künstlerisch die höchste. Auch sie hält sich flach mit den Profilen, aber sie schmückt sich mit Reliefs, die wirk lich plastisches Leben haben; das Laub bewegt sich frei und lebendig. Auch Figuren treten zum Schmuck hinzu, selbst humoristische, wie das eine unserer Beispiele erkennen lässt, hie und da auch Farbe für den Grund und vor Allem ein kunstgemässes Eisenwerk. Vertreten ist diese Art ins besondere durch drei Buffet- oder Geschirrkästen (Nr. 35, 37, 39) aus dem Besitz des Fürsten Johann zu Liechtenstein, alle drei niederrheinischen Ursprungs und vom linken Ufer des Flusses stammend. Es sind vor treffliche und charakteristische Arbeiten, fein in ihrem Genre, sowohl nach ihrem Bau wie nach ihrer Arbeit, und höchst selten zu finden. Ihnen reiht sich aus demselben Besitz und von derselben Zeit und Her kunft ein kräftiger Tisch mit reichem Eisenbeschläge an (Nr. 44), der namentlich durch die Construction und Ornamentation seines Untertheiles interessant ist. Der eingelegte Adler auf der Platte ist später hinzugefügt.